Julian Backes, Sven Eichler
Rz. 1107
Eine weitere Situation, bei der u.U. ein gegenüber der "unauffälligen" Messung deutlich abweichender Verlauf der Signale festzustellen ist, sind die sogenannten Schattenmessungen. Hierbei wird die Messung durch einen vorauseilenden Schatten oder Lichtreflex ausgelöst (siehe Abb. 36).
Abbildung 36 – Signalverlauf einer "nicht erkannten" Schattenmessung
Die Auswertung von Messdateien mit älterer Softwareversion (mindestens bis zur Version 1.004) hat gezeigt, dass wenn der Schatten durch die Sensoren als messauslösender Impuls erkannt und dadurch die Signalaufzeichnung begonnen wird, die Signalaufzeichnung des Fahrzeuges gegenüber einer "normalen" Messung um die Entfernung zwischen Schattenwurf und Fahrzeugfront "verkürzt" wird. Somit wird das Fahrzeugheck u.U. bereits nicht mehr mit aufgezeichnet, so dass eine Verifizierung der Geschwindigkeit des Fahrzeuges an Front und Heck wiederum nicht in jedem Fall möglich ist.
Die sogenannten Schattenmessungen wurden durch die Gebrauchsanweisung vom 25.11.2009 als akzeptabel bezeichnet, jedoch ohne dies technisch zu begründen.
Rz. 1108
Ein Schatten bewegt sich im Allgemeinen nur dann mit der Geschwindigkeit des Fahrzeugs, wenn das Licht, welches den Schatten hervorruft, von einer weit entfernten Lichtquelle, wie der Sonne, stammt und die Projektionsfläche parallel zur Bewegungsrichtung liegt. Als Gegenbeispiel sind hier, ohne Anspruch auf Vollständigkeit, Scheinwerfer jeglicher Art, ob fest oder bewegt, als Lichtquelle und verbogene Leitplanken als Projektionsflächen zu benennen.
Offenbar hat jedoch auch der Hersteller die Problematik bei den Schattenmessungen erkannt. Mit Verwendung der Softwareversion 1.004 waren Messsituationen festzustellen, bei denen der Schattenwurf die Messung ausgelöst hat, die Datenaufzeichnung gegenüber einer "normalen" Messung gleichzeitig aber auf ca. 10 m bis 12 m verlängert wurde. Abb. 37 zeigt die aufgezeichneten Signale einer solchen Messung.
Allerdings sind auch ab der Softwareversion 1.004. weiterhin Messsituationen anzutreffen, bei denen vorauseilende Schatten oder Lichtreflexe o.ä. bei der geräteinternen Auswertung nicht als solche erkannt werden.
Abbildung 37 – Signalverlauf einer "erkannten" Schattenmessung
Welcher Datenbereich bei der geräteinternen Auswertung herangezogen wird, ist nicht bekannt. Zur Überprüfung, ob der vorgeworfene Messwert der tatsächlichen Geschwindigkeit des abgebildeten Fahrzeuges entspricht, ist daher die unabhängige Auswertung der Rohmessdaten erforderlich.
Rz. 1109
Nicht erkannte Schattenmessungen treten nach wie vor auf, auch bei den aktuell verwendeten Softwareversionen. Das nachfolgende Fallbeispiel zeigt hierzu beispielhaft eine Messung bei einem Lkw mit Softwareversion 1.007.1. Die Messung wurde aufgrund des Sonnenstands und der Fahrzeugmaße durch den Schattenwurf auf der Baustellenwand ausgelöst.
Abbildung 38: Messfoto mit abweichender Fotoposition aufgrund des Schatteneinflusses
Abbildung 39: Signalaufzeichnung der betreffenden Messung mit "nicht erkannter" Schattenmessung
Rz. 1110
Die vom Messgerät ermittelten Werte sind bei der Auswertung der Rohmessdaten nachzuvollziehen. Interessant ist hierbei vor allem, dass das Messgerät von einem optischen Effekt (vorauseilender Schatten) in mehr als 15 m (Baustellenwand) "getriggert" wurde und das Foto ausgelöst hat, die tatsächliche Auswertung jedoch offenbar am Fahrzeug selbst in einer Entfernung von ca. 10,6 m durchgeführt wurde.