Julian Backes, Sven Eichler
Rz. 593
Gemäß einer Stellungnahme der PTB vom 11.7.2007 stelle der Charaktergenerator in Verbindung mit den in Europa verwendeten PAL-Videokameras eine Uhr dar, welche die gesetzlichen Anforderungen der Fehlergrenzen einhalte. Hierbei wird auf Versuchsdurchführung mit PAL-Kameras unterschiedlicher Hersteller von kompetenter Stelle verwiesen, wobei sich im Ergebnis der durchgeführten Versuche die Einhaltung der geforderten Fehlergrenzen eindrucksvoll bestätigt habe.
Rz. 594
Von welcher "kompetenten Stelle" diese Versuche durchgeführt und welche Überprüfungen hierbei angestellt wurden, geht aus der Stellungnahme der PTB allerdings nicht hervor.
Rz. 595
Unzulässige Überschreitungen der einzuhaltenden Fehlergrenzen ergeben sich aus technischer Sicht zum einen – übereinstimmend mit den Ausführungen der PTB – durch den Anschluss in Deutschland jedoch nicht verwendeter NTSC-Videokameras.
Rz. 596
NTSC-Videokameras sind Kamerasysteme nach amerikanischer Norm und unterscheiden sich zu den in Europa verwendeten PAL-Videokameras darin, dass die Bildwiederholfrequenz 29,97 Hz anstatt der üblichen 25 Hz beim PAL-System beträgt. Resultierend aus der höheren Bildwiederholfrequenz der NTSC-Kameras würde sich der Anschluss einer solchen Kamera demzufolge zugunsten des gemessenen Fahrzeuges auswirken.
Rz. 597
Die zweite Möglichkeit, welche eine unzulässige Überschreitung der einzuhaltenden Fehlergrenzen hervorruft, ergibt sich bei einer Abweichung der üblichen Bildwiederholfrequenz der hierzulande verwendeten PAL-Kameras. Insbesondere aus einer Unterschreitung der Frequenz resultiert ein Zeitfehler zu Ungunsten des gemessenen Fahrzeuges.
Rz. 598
Zwar wird in der Stellungnahme der PTB dahingehend argumentiert, dass bei PAL-Videokameras die Bildwiederholfrequenz von 50 Hz gemäß der Norm (ITU RB T470–6) innerhalb einer Toleranz von 0,0001 % eingehalten werden muss, allerdings stellt dies keine ausreichende Garantie dar, dass die vorgeschriebenen Fehlergrenzen in jedem Fall eingehalten werden.
Rz. 599
Eine Abweichung von der üblichen Frequenz von 50 Hz, sei diese unbeabsichtigt oder beabsichtigt herbeigeführt, ist aus technischer Sicht auf alle Fälle möglich.
Rz. 600
Eine Möglichkeit die Bildwiederholfrequenz der Videokamera zu beeinflussen besteht bspw. darin, eine extern synchronisierbare Kamera mit Wechselspannung zu betreiben. Die Synchronisation der Kamera erfolgt hierbei entweder über ein externes Taktsignal (über die sogenannte Genlock-Buchse) oder aber unmittelbar über die Frequenz der Betriebswechselspannung, welche üblicherweise 50 Hz beträgt. Verändert sich hier die Frequenz der Wechselspannung, so wird die Kamera innerhalb gewisser Grenzen mit dem internen Oszillator auf die Frequenz der angelegten Wechselspannung synchronisiert. In solchen Fällen spielt dann die Konstanz der genutzten Netzfrequenz (z.B. Generator) eine erhebliche Rolle.
Rz. 601
Zusammenfassend bleibt daher festzuhalten, dass sich bei einer zu geringen Bildfrequenz der verwendeten Videokamera (aus welchen Gründen auch immer), ein Zeitfehler zu Ungunsten des gemessenen Fahrzeuges ergibt. Eine geräteinterne Prüfung durch eine unabhängige Zeitbasis oder ein zwischengeschaltetes Bauteil, wie bspw. der sogenannte SyncMonitor beim VKS, ist nicht vorhanden. Abweichungen von der Sollbildfrequenz und damit u.U. Zeitfehler zu Ungunsten des gemessenen Fahrzeuges sind im Nachhinein (d.h. im Zuge der Videoauswertung) nicht mehr festzustellen.
Rz. 602
Hier haben eigens durchgeführte Versuche gezeigt, dass sich zumindest bis zu einer Abweichung von 4 % von der Sollbildfrequenz derartige Fehler bei der Aufnahmekontrolle je nach verwendeten Gerätekomponenten (Monitor, Rekorder) optisch nicht feststellen lassen.
Rz. 603
Im Hinblick auf die zwischenzeitlich klar verfassten Regelungen bezüglich des Messaufbaus, insbesondere der vorgeschriebenen Versorgung der Kamera mit Gleichstrom, ist bei der nunmehr vorgeschrieben Versorgung der Kamera mit Gleichstrom eine Beeinflussung der Bildwiederholfrequenz auszuschließen, wodurch die "Uhr" aus Generator und Videokamera so sicher wie die Laufgeschwindigkeit der Videokamera ist.