§ 12 Jugendhilferechtliche Schnittstellen zwischen Famil ... / e) Erziehung in einer Tagesgruppe (§ 32 SGB VIII)

Rz. 84

Als teilstationäre Hilfeleistung kann eine Erziehung in einer Tagesgruppe für Kinder und Jugendliche mit der Zielsetzung in Betracht kommen, entweder eine Fremdplatzierung, d.h. insbesondere eine Heimunterbringung des Minderjährigen zu vermeiden oder aber im Anschluss an eine Fremdplatzierung die familiäre Reintegration des Minderjährigen zu unterstützen. Die vom Gesetzgeber alternativ vorgesehene geeignete Familienhilfe im Sinn des § 32 S. 2 SGB VIII hat in der Praxis kaum Bedeutung. Die Hilfeleistung richtet sich vorrangig an Familien in belasteten Lebenssituationen, soweit durch diese Belastungen eine Gefährdung der kindlichen Entwicklung mit dauerhaften Schäden droht. Parallel zu der Betreuung des Minderjährigen in der Tagesgruppe erfolgt eine intensive Betreuung der Familie durch Beratung und Unterstützung.

Rz. 85

Als Zielsetzung der Erziehung in der Tagesgruppe sieht das Gesetz zunächst das soziale Lernen in der Gruppe vor. In gemeinsamen Freizeitaktivitäten der Tagesgruppe soll soziales Verhalten erlernt und die Gruppenintegration gefördert werden. Parallel verläuft die Förderung der schulischen Entwicklung. Neben Unterstützungen im rein kognitiven Bereich, etwa durch Hausaufgabenbetreuung, steht die Hilfe zur Bewältigung sonstiger schulischer Probleme, etwa folgend aus mangelnder Integration, Schulängsten oder ähnlichem. Als letztes Element der Hilfeleistung steht die Elternarbeit in Form von Gesprächen, Hausbesuchen oder auch gemeinsamen Freizeitangeboten.

Rz. 86

Im Rahmen der Unterbringung des Minderjährigen in der Tagesgruppe ist zwar der notwendige Unterhalt – insbesondere in der Form der Betreuung und Verpflegung – sicherzustellen. Nicht umfasst wird allerdings die Krankenhilfe. Die Kosten der Hilfeleistung obliegen dem Träger der öffentlichen Jugendhilfe, der allerdings gem. § 91 Abs. 2 SGB VIII Kostenbeiträge erheben kann. Die Heranziehung der minderjährigen oder ihrer Eltern beurteilt sich nach den §§ 91 ff. SGB VIII.