Rz. 31

Das Treuhandverhältnis endet spätestens mit der Erfüllung der wechselseitigen Vertragspflichten (§ 362 Abs. 1 BGB), also nach Erreichung des Treuhandzwecks.

Ein Treuhandverhältnis, das für eine bestimmte Zeit geschlossen wurde, endet mit deren Ablauf (§ 163 mit § 158 Abs. 2 BGB; § 675 Abs. 1 i.V.m. § 620 Abs. 1 BGB für einen Dienstvertrag, der eine Geschäftsbesorgung des Treuhänders zum Gegenstand hat).

 

Rz. 32

Die Vertragspartner können einen Treuhandvertrag jederzeit einvernehmlich aufheben (§ 311 Abs. 1 BGB). Dies kann u.U. selbst dann formlos geschehen, wenn das aufgehobene Rechtsgeschäft formbedürftig war.[98]

 

Rz. 33

Die wichtigste Maßnahme zur Beendigung eines Treuhandvertrages ist die Kündigung (vgl. § 1 Rdn 80 ff.). Sie löst ein für unbestimmte Zeit eingegangenes Dauerschuldverhältnis auf; sie beendet aus wichtigem Grund eine auf bestimmte Zeit vereinbarte Treuhandbindung. Ein unentgeltlicher Treuhandvertrag (§ 662 BGB) kann von beiden Vertragspartnern grds. jederzeit einseitig beendet werden (§ 671 BGB). Für einen entgeltlichen Treuhandvertrag gilt dies nicht; insoweit ist lediglich § 671 Abs. 2 BGB entsprechend anzuwenden, wenn der Treuhänder zur fristlosen Kündigung des Vertrages berechtigt ist (§ 675 Abs. 1 BGB).

 

Rz. 34

Für die Kündigung eines entgeltlichen Treuhandvertrages ist danach zu unterscheiden, ob es sich – wie i.d.R. – um einen Dienstvertrag (§§ 611, 675 Abs. 1 BGB) oder – ausnahmsweise – um einen Werkvertrag (§§ 631, 675 Abs. 1 BGB) handelt (vgl. § 1 Rdn 5 ff., § 2 Rdn 3).

Für die Kündigung eines Dienstvertrages, der eine treuhänderische Geschäftsbesorgung zum Gegenstand hat, gilt Folgendes: Eine ordentliche Kündigung des Treuhandverhältnisses kann gem. §§ 620 Abs. 2, 621 bis 623 BGB erklärt werden. Eine fristlose Kündigung des Treuhandvertrages kann aus wichtigem Grund (§ 626 BGB) oder nach § 627 BGB bei einer besonderen Vertrauensstellung des Treuhänders ausgesprochen werden (vgl. § 1 Rdn 81, 84 ff.). Anwaltliche Dienste sind "höherer Art" i.S.d. § 627 BGB, die aufgrund besonderen Vertrauens übertragen zu werden pflegen.[99] Nach fristloser Kündigung des Treuhandvertrages richtet sich der Vergütungsanspruch des Treuhänders nach § 628 Abs. 1 BGB[100] (vgl. § 1 Rdn 105 ff.). Ist die fristlose Kündigung durch vertragswidriges Verhalten des anderen Vertragspartners veranlasst worden, ist dieser zum Ersatz des Schadens verpflichtet, der durch die Vertragsaufhebung entsteht (§ 628 Abs. 2 BGB; vgl. § 1 Rdn 105 f.).

 

Rz. 35

Für die Kündigung eines Werkvertrages, der eine treuhänderische Geschäftsbesorgung zum Gegenstand hat (§§ 631, 675 Abs. 1 BGB), gilt Folgendes (vgl. § 1 Rdn 81 f.): Der Treugeber kann den Vertrag bis zur Vollendung des Werkes jederzeit fristlos kündigen (§ 649 Satz 1 BGB). Der Vergütungsanspruch des Treuhänders bestimmt sich dann grds. nach § 649 Satz 2 BGB a.F. bzw. – ab 1.1.2009 – nach § 649 Satz 2, 3 BGB n.F. Hat der Treugeber allerdings einen wichtigen Kündigungsgrund, kann dies den Vergütungsanspruch des Treuhänders einschränken.[101] Der Treuhänder kann ein werkvertragliches Geschäftsbesorgungsverhältnis aus wichtigem Grund wegen Vertragsverletzung[102] oder gem. §§ 642, 643 BGB kündigen; dabei ist die Vorschrift des § 671 Abs. 2 BGB zu beachten, die entsprechend anzuwenden ist (§ 675 Abs. 1 BGB). Eine Vergütungs- und Schadensersatzpflicht des Treugebers kann sich aus Vertragsverletzung und/oder aus §§ 642, 643, 645 BGB ergeben.

 

Rz. 36

Andere gesetzliche Rechte zur Lösung eines Treuhandvertrages – etwa im Wege der Anfechtung oder des Rücktritts – haben in der Praxis nur geringe Bedeutung.

 

Rz. 37

Infolge der Eröffnung des Insolvenzverfahrens über das Vermögen des Treugebers erlischt ein Treuhandvertrag, soweit er sich auf die Insolvenzmasse bezieht (§§ 115, 116 InsO).[103] Im Insolvenzverfahren über das Vermögen des Treuhänders kann der Treugeber den Treuhandvertrag nach den vorstehenden Ausführungen kündigen.[104]

 

Rz. 38

Der Treuhandvertrag erlischt im Zweifel durch den Tod des Treuhänders (§§ 673, 675 Abs. 1 BGB), nicht aber durch den Tod des Treugebers (§§ 672, 675 Abs. 1 BGB). Im letztgenannten Falle gilt der Vertrag zugunsten des Treuhänders als fortbestehend, bis dieser das Erlöschen kennt oder kennen muss (§§ 674, 675 Abs. 1 BGB).

[98] Vgl. BGHZ 83, 395, 397 ff. = NJW 1982, 1639.
[99] Vgl. BGH, WM 1993, 515; BGH, NJW 1995, 1954; BGH, 7.2.2013 – IX ZR 138/11, WM 2013, 942, Tz. 12; OLG Karlsruhe, NJW-RR 1994, 1084; D. Fischer, WM 2014, Sonderbeilage Nr. 1, S. 15.
[100] Vgl. dazu BGH, NJW 1985, 41; BGH, NJW 1995, 1954 f.; BGH, WM 1996, 2244, 2246; OLG Karlsruhe, NJW-RR 1994, 1084 f.
[101] Vgl. BGHZ 31, 224, 229 = NJW 1960, 431; BGHZ 45, 372, 375 = NJW 1966, 1713; BGHZ 65, 391, 393 = NJW 1976, 518; BGH, WM 1990, 1756, 1757; BGH, NJW 1993, 1972, 1973; BGH, NJW-RR 1996, 1108; OLG Düsseldorf, NJW-RR 1996, 1170, 1171.
[102] Vgl. BGH, NJW 1995, 1954, 1955.
[103] Vgl. BGH, WM 1975, 79; BGH, NJW 1990, 510, jeweils zu § 23 KO; vgl. BGH, 6.7.2006 – IX ZR 121/05, ZIP 2006, 1781, 1782...

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