Dr. K. Jan Schiffer, Christoph Schürmann
Rz. 221
Die Beratung in einem Stiftungsprojekt lässt sich ob der Vielfalt der möglichen Ansätze kaum standardisieren. Eine Standardberatung ist regelmäßig auch weder angemessen, noch wird sie in diesem Bereich von Mandanten geschätzt. Sind die potenziellen Stifter natürliche Personen, befassen sie sich bei einem Stiftungsprojekt immer auch mit ihrem Tod und der Zeit danach. Da ist – anders als etwa bei der Errichtung einer GmbH – eine Beratung weit über die übliche Rechtstechnik hinaus erforderlich. Die nachfolgende Checkliste versucht das einzufangen. Der Verfasser ist sich der Unzulänglichkeit des Versuchs bewusst.
Rz. 222
Checkliste: Stiftungserrichtung
1. Der Weg
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Gemeinsame Konkretisierung der Vorstellungen des Stifters
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In welcher Richtung will der potenzielle Stifter fördern? |
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Was ist der Hintergrund seines Gedankens? |
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Hat sich der Stifter mit seiner Familie abgestimmt? |
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Wie aktiv will der potenzielle Stifter sich in das Projekt einbringen? |
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Welche ähnlichen Ansätze gibt es schon? |
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Gibt es potenzielle Mitstreiter? |
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Welche Kontakte sollten hergestellt werden? |
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Hat der potenzielle Stifter das Projekt schon einmal durchkalkuliert? |
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… (Aufzählung ist nicht abschließend) |
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Weiterentwicklung der Grundidee (siehe auch Nr. 2 und 3 der Checkliste)
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Wie will der Stifter mit der Stiftung arbeiten? |
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Selbstständige oder unselbstständige Stiftung? |
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Wird die Grundidee sinnvollerweise zugespitzt auf ganze konkrete Bereiche? |
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Mit welchem Vermögen kann und mit welchem Vermögen muss die Stiftung mindestens ausgestattet werden? |
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Stiftung zu Lebzeiten oder von Todes wegen? |
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Wie soll die Stiftung und deren Tätigkeit organisiert werden? |
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Wer kommt als Organmitglied in Frage? |
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Soll ein Stiftungsrat und ggf. ein Kuratorium eingerichtet werden? |
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… (Aufzählung ist nicht abschließend) |
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Zugleich: Heranführen des Stifters an die juristischen, steuerlichen und ggf. menschlichen Fragen (Rechtstechnik ist Sache des Beraters)
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Was lässt der rechtliche und steuerrechtliche Rahmen zu? |
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Was sollte sinnvollerweise wie (konkret) geregelt werden? |
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… (Aufzählung ist nicht abschließend) |
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2. Das Ziel
Nachvollziehbare und praktikable, jedoch nicht halbherzige Lösungen, die zu dem jeweiligen Stifter, seiner Familie und der Situation passen.
3. Entwicklung eines spezifischen Stiftungsmodells
(selbstständige gemeinnützige Stiftung, treuhänderische Stiftung, Familienstiftung, Zustiftungen, Spenden etc.)
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Stiftung zu Lebzeiten oder von Todes wegen? Erben als Stifter? |
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Stiftungen für die Familie – Unternehmensverbundene Stiftungen |
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Steuerliche Sondervorteile für die gemeinnützige/mildtätige Stiftung |
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Besondere Möglichkeiten einer "mildtätigen Familienstiftung" |
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Stiftungsgeschäft und die passende Stiftungssatzung |
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Abstimmung mit der Stiftungsbehörde und der Finanzverwaltung |
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Die erforderliche Vermögensausstattung |
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Stiftungsvorstand und Stiftungsrat (Auswahl geeigneter Persönlichkeiten, Geschäftsordnungen etc.) |
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Treuhänder bei der unselbstständigen Stiftung |
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Die Stiftungsarbeit im Alltag (die Stiftung als Initiator, Geld sammeln für einen guten Zweck etc.) |