Rz. 67

Bei einer unbezifferten Leistungsklage ist die Klagepartei nicht beschwert, wenn der zugesprochene Betrag der vorgestellten und in der Klage zum Ausdruck gebrachten Größenordnung oder dem genannten Mindestbetrag entspricht; und zwar auch dann, wenn dies wegen Berücksichtigung eines Mit­verschuldens erfolgte.[223] Unterschreitet die Urteilssumme einen benannten Mindestbetrag, eine ("ca."-)Größenordnung oder die Untergrenze eines bezifferten ("zwischen ... und ..."-)Rahmens, so bemisst sich aus dieser Unterschreitung die jeweilige Beschwer,[224] nicht hingegen etwa auf die tatsächliche Höhe des Anspruchs bzw. die im Rechtsmittelzug geäußerten Betragsvorstellungen.[225] Abzulehnen ist die Ansicht, eine Beschwer könne trotz erstinstanzlicher Verurteilung entsprechend den (ursprünglichen) Kläger-Vorstellungen zu bejahen sein, wenn sich zwischenzeitlich die Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs geändert habe und diese ein höheres Schmerzensgeld rechtfertige.[226]

[223] Vgl. BGHZ 140, 335; BGH, Urt. v. 2.10.2001 – VI ZR 356/00; BGH, Urt. v. 30.3.2004 – VI ZR 25/03, MDR 2004, 349; v. Gerlach, VersR 2000, 525, 527; Hacks/Wellner/Häcker, Schmerzensgeldbeträge, Allgemeiner Teil A I 4; Geigel/Pardey, Haftpflichtprozess, 7. Kap. Rn 34 i.V.m. 25.
[224] Vgl. BGH, Urt. v. 2.10.2001 – VI ZR 356/00, NJW 2002, 212, 213; B. v. 30.9.2003 – VI ZR 78/03, NJW-RR 2004, 102; B. v. 24.3.2016 – III ZR 52/15, NZV 2016, 517, Rn 6.
[225] BGH 140, 335, 341; BGH, B. v. 31.10.2018 – XII ZR 90/17, juris.
[226] So OLG Nürnberg, Urt. v. 18.6.1993 – 8 U 569/91, VersR 1994, 735; zustimmend Geigel/Pardey, Haftpflichtprozess, 7. Kap. Rn 34.

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