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Ebenfalls als Selbstgefährdung zu werten ist das Nicht-Nutzen von Möglichkeiten passiver Sicherheit durch den Geschädigten: So verstößt Motorrad- und Quadfahren ohne Sturzhelm sowohl beim Fahrer als auch dem Beifahrer gegen die – verfassungsrechtlich nicht zu beanstandende[142] – Vorschrift des § 21a Abs. 2 StVO und ist grundsätzlich als Mitverschulden im Sinne von § 254 BGB anzurechnen.[143] Dabei ist sogar – jedenfalls grundsätzlich – für unfallbedingte Kopfschäden prima facie von einer Ursächlichkeit des Nichttragens des Helms auszugehen.[144] Für sonstige Schäden gilt dies freilich nicht.[145] Nach – zu Recht überwiegend abgelehnter – Ansicht des OLG Nürnberg[146] soll Vorstehendes jedoch nicht auf die Fälle des Nichttragens sonstiger Schutzkleidung, beispielsweise von Motorradschuhen, übertragen werden können; es gebe jedenfalls derzeit (noch) kein allgemeines Verkehrsbewusstsein, dass das Tragen von Motorradschuhen zum eigenen Schutz eines Motorradfahrers erforderlich sei; folglich sei ein Mitverschulden eines verletzten Motorradfahrers, der im Unfallzeitpunkt nur Sportschuhe getragen habe, zu verneinen. Zu Recht wird inzwischen vielmehr überwiegend das Gegenteil angenommen.[147]

[142] BVerfGE 59, 275.
[143] Vgl. v. Pentz, zfs 2012, 124.
[145] OLG Bremen, Urt. v. 10.8.1977 – 3 U 46/77 (a),VersR 1978, 469; OLG München, Urt. v. 11.12.1979 – 5 U 4231/78, VersR 1981, 560.
[146] Vgl. OLG Nürnberg, Beschl. v. 9.4.2013 – 3 U 1897/12, MDR 2013, 649; ähnlich OLG München, Urt. v. 19.5.2017 – 10 U 4256/16, zfs 2017, 673 m. Anm. Diehl; – jedenfalls noch bezogen auf das Jahr 2014 und Beinschutz – auch OLG Düsseldorf, Urt. v. 24.9.2019 – I-1 U 82/18, juris sowie LG Frankfurt/M., Urt. v. 7.6.2018 – 2–01 S 118/17, juris.
[147] Vgl. OLG Brandenburg NJW-RR 2010, 538; OLG Düsseldorf, Urt. v. 20.2.2006, 1 U 137/05, NZV 2006, 415; LG Köln DAR 2013, 382, 383; MüKo-BGB/Oetker, BGB § 254 Rn 42; Rebler, MDR 2014, 1187. – Ausführlich zum Meinungsstand auch, mangels Entscheidungserheblichkeit aber offen gelassen von OLG Saarbrücken, Beschl. v. 12.3.2015 – 4 U 187/13, BeckRS 2015, 08438, Rn 56 ff., 61.

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