Rz. 71

Praktizieren die gemeinsam sorgeberechtigten Kindeseltern ein echtes Wechselmodell und beabsichtigt der eine Elternteil, Barunterhaltsansprüche des Kindes gegen den anderen Elternteil gerichtlich geltend zu machen, so kann er entweder die Bestellung eines Ergänzungspflegers für das Kind herbeiführen[97] oder einen Antrag nach § 1628 BGB[98] stellen, ihm alleine die Entscheidung über die Geltendmachung von Kindesunterhalt zu übertragen. Das Wahlrecht zwischen diesen beiden Möglichkeiten ist nicht durch besondere Kautelen eingeschränkt.[99]

BGH v. 1.2.2017, XII ZB 601/15[100]

Zitat

Dementsprechend kann im Familienrecht vergleichbaren Schwierigkeiten, welche sich aus dem Wechselmodell ergeben, etwa bei der Geltendmachung des Kindesunterhalts durch Zuweisung der elterlichen Sorge an einen Elternteil nach § 1628 BGB[101] … wirksam begegnet werden.

 

Rz. 72

Liegt dagegen kein Wechselmodell, sondern nur erweiterter Umgang vor, kann der betreuende Elternteil das Kind ohne weiteres in einem Unterhaltsverfahren gegen den anderen Elternteil gesetzlich vertreten.[102]

[97] OLG Köln v. 21.3.2014 – 4 UF 1/14, FamRZ 2015, 859; vgl. auch OLG Celle v. 20.8.2014 – 10 UF 163/14, FamRZ 2015, 590.
[99] OLG Celle v. 9.12.2019 – 10 UF 270/19, NJW 2020, 1231, OLG Hamburg v. 27.10.2014 – 7 UF 124/14, NZFam 2015, 31–32 unter Hinweis auf BGH v. 21.12.2005 – XII ZR 126/03, NJW 2006, 2258 ff.; dagegen gehen Götz, FF 2015, 146, 149 und Seiler, FamRZ 2015, 1845, 1850 und FF 2017, 117, 118 davon aus, dass zur Vermeidung von Interessenkonflikten immer ein Ergänzungspfleger einzusetzen sei; ebenso OLG Köln v. 21.3.2014 – 4 UF 1/14, FamRZ 2015, 859; vgl. auch OLG Celle v. 20.8.2014 – 10 UF 163/14, FamRZ 2015, 590,
[102] Simon, jurisPR-FamR 12/2013, Anm. 2.

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