Rz. 396

Bei der Festsetzung des Verfahrenswertes in Versorgungsausgleichssachen ist nach herrschender Ansicht das Nettoeinkommen im Sinne des § 50 FamGKG aus dem Erwerbseinkommen ohne Berücksichtigung individueller Zu- und Abschläge zu bestimmen.[361]

Das OLG Stuttgart weist zwar darauf hin, dass nach der Gesetzesbegründung[362] § 50 FamGKG im Gleichklang mit § 43 FamGKG sein solle; dass aber eine völlige Gleichsetzung schon deshalb ausscheidet, weil die Einkommensverhältnisse (definiert als Nettoeinkommen der letzten drei Monate) in § 43 FamGKG nur ein Faktor unter mehreren zur Bemessung des Wertes sind, während diese Einkommensverhältnisse in § 50 FamGKG allein maßgeblich sind.[363] Da sich die Höhe der Versorgungsanrechte insbesondere solcher aus der gesetzlichen Rentenversicherung meist aus dem reinen Erwerbseinkommen berechnet, ist im Sinne des § 50 FamGKG auch das Erwerbseinkommen ohne Berücksichtigung individueller Zu- und Abschläge bestimmt.[364]

Nach Ansicht des OLG Stuttgart ist das in § 50 FamGKG erwähnte 3-fache Nettoeinkommen als fixer Wert vorgegeben, der nicht wegen weiterer Einkünfte oder Schulden verändert, sondern nur einer Billigkeitskorrektur gemäß Abs. 3 im Hinblick auf "Umfang, Schwierigkeit und Bedeutung der Sache" unterzogen werden kann.[365]

Das gleiche gilt für Freibeträge für unterhaltsberechtigte Kinder, auch solche sind bei der Bewertung des Versorgungsausgleichsverfahrens nach § 50 Abs. 1 FamGKG nicht vorzunehmen.[366]

[361] OLG Brandenburg, Beschl. v. 11.2.2016 – 10 WF 71/15, NJW 2016, 2894 = FuR 2016, 482 = AGS 2016, 337; OLG Brandenburg (1. Familiensenat), Beschl. v. 21.5.2012 – 9 WF 152/12, BeckRS 2012, 16690; OLG Hamm, Beschl. v. 25.7.2011 – II-8 WF 8/11 BeckRS 2012, 01681; OLG Rostock, Beschl. v. 1.9.2011 – 11 WF 154/10; OLG Koblenz, Beschl. v. 28.2.2011 – 9 WF 157/11; OLG Bamberg, Beschl. v. 11.8. 2010 – 2 UF 145/10; OLG Stuttgart, Beschl. v. 9.7.2010 – 15 WF 131/10 FPR 2010, 359 = NJW-RR 2010, 1376 = AGS 2010, 399 und Beschl. v. 3.5.2010 – 18 WF 91/10; Schneider/Herget/Thiel, Streitwert-Kommentar, 13. Aufl., Rn 8769; Prütting/Helms/Klüsener, FamFG, 2. Aufl., § 50 FamGKG Rn 8; Hartmann, Kostengesetze, 42. Aufl., § 50 FamGKG Rn 7; sowie OLG Nürnberg, Beschl. v. 13.3.2012 – 7 WF 290/12 BeckRS 2012, 07241. Soweit der 11. Senat des OLG Nürnberg in seiner Entscheidung vom 31.5.2010 – 11 UF 454/10 noch eine andere Auffassung vertreten hat, hält dieser hieran nicht mehr fest.
[362] BT-Drucks 16/10144, S. 111.
[363] OLG Stuttgart, Beschl. v. 9.7.2010 – 15 WF 131/10 FPR 2010, 359 = NJW-RR 2010, 1376 = AGS 2010, 399 und Beschl. v. 3.5.2010 – 18 WF 91/10, NJW 2010, 2221 = AGS 2010, 265 m. Anm. Lotte Thiel = BeckRS 2010, 11511.
[364] OLG Stuttgart, Beschl. v. 3.5.2010 – 18 WF 91/10 a.a.O.
[365] BT-Drucks 16/10144, S. 111.
[366] OLG Brandenburg, Beschl. v. 11.2.2016 – 10 WF 71/15, NJW 2016, 2894 = FuR 2016, 482 = AGS 2016, 337; OLG Stuttgart NJW 2010, 2221; OLG Rostock, Beschl. v. 1.9.2011 – 11 WF 154/10, BeckRS 2012, 03455; OLG Hamm, Beschl. v. 25.7.2011 – II-8 WF 8/11, BeckRS 2012, 01681; a.A. AG Ludwigslust FPR 2010, 366 = JurBüro 2010, 476 = AGS 2010, 350, das Abschläge bei Unterhaltszahlungen für Kinder vornimmt.

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