Rz. 1
Man mag sich die Frage stellen, was strategische Vermögensplanung überhaupt mit der Planung der Unternehmensnachfolge zu tun hat. Im Allgemeinen versteht man unter dem Begriff der Unternehmensnachfolgeplanung die reine Übertragung von Unternehmenswerten und weniger des übrigen Vermögens.
Rz. 2
Hintergrund für diesen Exkurs stellen die allgemeinen Praxiserfahrungen im Umgang mit dem Thema Unternehmensnachfolge aus Sicht der beratenden Berufe dar. Sehr oft kann man feststellen, dass dem Thema Unternehmensnachfolge in all seinen Facetten großen Raum gewidmet wird (was sicherlich auch angemessen ist), aber die Berücksichtigung des privaten wirtschaftlichen Umfeldes nur rudimentär mit einfließt. Das bedeutet, dass mit dem Unternehmer gemeinsam ein möglichst steuerlich und für das Unternehmen günstiger Weg einer Nachfolgeregelung gesucht, weniger aber die Fragestellung beantwortet oder analysiert wird, ob und wie er sich privat einen solch einschneidenden Wechsel überhaupt finanziell leisten kann.
I. Unternehmer und Vermögensplanung
Rz. 3
Der erfolgreiche Unternehmer ist in der Regel deswegen so erfolgreich in seinem Beruf bzw. mit seiner Firma, da es sich hierbei um sein Lebenswerk handelt, welches mit Herzblut und Zeit jederzeit auf den Prüfstand gestellt wird, um das bestmögliche Ergebnis zu erreichen. Im Rahmen wissenschaftlicher Studien stellte Frank H. Knight folgende Definition von Unternehmertum auf: Unternehmertum bedeutet, Risiken zu übernehmen. Das Verhalten des Unternehmers reflektiert eine Person, die bereit ist, für ihre Idee Karriere und finanzielle Absicherung aufs Spiel zu setzen und ein Risiko einzugehen; viel Zeit und Kapital für/in die Idee zu investieren. Betrachtet man nun das Vorgehen und Denken eines Unternehmers, so kann man aus der Praxis folgende Schwerpunkte festhalten, die die meisten Unternehmer während Ihrer aktiven Tätigkeit auszeichnet: Einem hohen Einsatz an Zeit, Kapital und Risiko für das Unternehmen steht ein im Verhältnis geringer Aufwand für die Absicherung und Planung des privaten Vermögens gegenüber. In vielen Fällen übersteigt der geschaffene Firmenwert ein Vielfaches des privaten Vermögens und ist somit gleichzeitig sowohl Triebfeder des aktuellen und zukünftigen Vermögens als auch die Basis eventueller Deckungslücken im Alter in Anbetracht des Wegfalls einer aktiven Entlohnung (z.B. aus der Vergütung als Geschäftsführender Gesellschafter). Somit kann man festhalten, dass eine fundierte und unabhängige Betrachtung der Ziele und Wünsche des Unternehmers in seiner aktiven Schaffensphase und deren Fortführung in eine mögliche Rentenphase unter Berücksichtigung sämtlicher Zahlungsströme, steuerlicher Aspekte, Chance-/Risikoprofile, Vermeidung von Klumpenrisiken etc. als sehr angemessen erscheint.
Rz. 4
Je später ein Unternehmer für sich erkennt, dass auch sein aktiver Ruhestand einer entsprechenden Planung und Organisation der Vermögensbestandteile bedarf, umso schwieriger wird es sein, den Faktor Zeit ohne eine gleichzeitige Erhöhung des Gesamtrisikos zu eliminieren (Wirkungsgrad des Zinses-Zins-Effektes).
II. Vermögensplanung für den Ruhestand
Rz. 5
Ein aktiv tätiger Unternehmer wird sich mit mehreren Vertrauenspersonen umgeben, die ihn in Fragen bzgl. Unternehmen und Privatvermögen unterstützend begleiten werden. Hierzu zählen u.a. der Steuerberater, Wirtschaftsprüfer, Rechtsanwälte, Notare, Banker, Makler, Freunde und Bekannte, Mitunternehmer aus Verbänden, Personen aus Organisation (Rotary, Lions) etc. Können diese unterschiedlichen Personengruppen die Fragen des Unternehmers in allen Bereichen vernetzt beantworten oder spielen zum Teil Eigeninteressen oder aber auch noch in viel höherem Maße mangelnde Fachkenntnis und Expertise eine entscheidende Rolle? An dieser Stelle sollen ein paar typische Fragestellungen dargestellt werden, die ein Unternehmer sich vor seinem Ruhestandsbeginn oder aber spätestens bei einer geplanten Übergabe seines Unternehmens (innerhalb der Familie oder fremde Dritte) bzgl. der eigenen Vermögensplanung stellt:
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Wie hoch muss mein Veräußerungserlös für die Firmenanteile ausfallen, damit ich zumindest meinen Lebensstandard aufrechterhalten kann? |
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Wie ist meine Familie im Todesfall abgesichert bzw. welche Fallstricke (rechtliche und steuerliche) sind hierbei zu berücksichtigen? |
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Welche weiteren Abzüge (Steuern, Gebühren) muss ich bei einem Verkauf des Unternehmens berücksichtigen? |
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Wie verändern sich meine bisherigen Zahlungsströme aufgrund des Wegfalls aktiver Bezüge? |
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Welche Risiken bin ich persönlich bei einer Anlage bereit einzugehen und welche Renditen sind für die Erzielung meiner Lebenshaltungskosten notwendig? |
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"Weiche" Faktoren: Was muss beim Wechsel vom aktiven Vermögenswert (Unternehmen) zum passiven Vermögenswert (Liquidität) beachtet werden? Wer kann fachlich und strategisc... |