Rz. 61

Wird im Beschwerdeverfahren die erstinstanzliche Entscheidung oder im Rechtsbeschwerdeverfahren die vorangegangene Beschwerdeentscheidung aufgehoben und die Sache an das Vorgericht zurückverwiesen, so ist auch in Verfahren der freiwilligen Gerichtsbarkeit § 21 Abs. 1 RVG anwendbar. Die Gebühren entstehen erneut, wobei die Verfahrensgebühr nach Vorbem. 3 Abs. 6 VV anzurechnen ist.

 

Beispiel 25: Zurückverweisung durch das Beschwerdegericht im Beschwerdeverfahren

In einem Verfahren auf Erteilung eines Erbscheins (Wert: 10.000,00 EUR) wird gegen die Zurückweisung des Erbscheinantrags Beschwerde zum OLG erhoben. Das OLG hebt die Entscheidung des Amtsgerichts auf und verweist die Sache an das Amtsgericht zurück.

Auch hier gilt § 21 Abs. 1 RVG. Die Gebühren im Verfahren nach Zurückverweisung entstehen erneut. Zu beachten ist allerdings die Anrechnungsvorschrift der Vorbem. 3 Abs. 6 VV.

 
I. Antragsverfahren
1. 1,3-Verfahrensgebühr, Nr. 3100 VV   798,20 EUR
  (Wert: 10.000,00 EUR)    
2. Postentgeltpauschale, Nr. 7002 VV   20,00 EUR
  Zwischensumme 818,20 EUR  
3. 19 % Umsatzsteuer, Nr. 7008 VV   155,46 EUR
Gesamt   973,66 EUR
II. Beschwerdeverfahren
1. 1,6-Verfahrensgebühr, Nr. 3200 VV   982,40 EUR
  (Wert: 10.000,00 EUR)    
2. Postentgeltpauschale, Nr. 7002 VV   20,00 EUR
  Zwischensumme 1.002,40 EUR  
3. 19 % Umsatzsteuer, Nr. 7008 VV   190,46 EUR
Gesamt   1.192,86 EUR
III. Verfahren nach Zurückverweisung
1. 1,3-Verfahrensgebühr, Nr. 3100 VV   798,20 EUR
  (Wert: 10.000,00 EUR)    
2. gem. Vorbem. 3 Abs. 6 VV anzurechnen,   – 798,20 EUR
  1,3 aus 10.000,00 EUR    
3. Postentgeltpauschale, Nr. 7002 VV   20,00 EUR
  Zwischensumme 20,00 EUR  
4. 19 % Umsatzsteuer, Nr. 7008 VV   3,80 EUR
Gesamt   23,80 EUR
 

Rz. 62

Wird die Beschwerdeentscheidung vom Rechtsbeschwerdegericht aufgehoben, fallen die Gebühren des Beschwerdeverfahrens erneut an. In einfachen Beschwerdeverfahren entstehen also die Gebühren der Nrn. 3500 ff. VV erneut und in Beschwerdeverfahren der Vorbem. 3.2.1 Nr. 1 Buchst. b VV die Gebühren der Nrn. 3200 ff. VV.

 

Beispiel 26: Zurückverweisung an das Beschwerdegericht durch das Rechtsbeschwerdegericht im landwirtschaftsgerichtlichen Verfahren

In einem Verfahren auf Erteilung eines Hofnachfolgezeugnisses (Wert: 10.000,00 EUR) wird gegen die Entscheidung des OLG im Beschwerdeverfahren Rechtsbeschwerde zum BGH erhoben. Der BGH hebt die Beschwerdeentscheidung auf und verweist die Sache an das OLG zurück.

Auch hier gilt § 21 Abs. 1 RVG. Im erneuten Beschwerdeverfahren entstehen die Gebühren der Nrn. 3200 ff. VV erneut, allerdings unter Anrechnung der Verfahrensgebühr (Vorbem. 3 Abs. 6 VV).

 
I. Beschwerdeverfahren
1. 1,6-Verfahrensgebühr, Vorbem. 3.2.1 Nr. 2 Buchst. b, Nr. 3200 VV   982,40 EUR
  (Wert: 10.000,00 EUR)    
2. Postentgeltpauschale, Nr. 7002 VV   20,00 EUR
  Zwischensumme 1.002,40 EUR  
3. 19 % Umsatzsteuer, Nr. 7008 VV   190,46 EUR
Gesamt   1.192,86 EUR
II. Rechtsbeschwerdeverfahren
1. 2,3-Verfahrensgebühr, Vorbem. 3.2.2 Nr. 1 Buchst. a, Nrn. 3206, 3208 VV   1.412,20 EUR
  (Wert: 10.000,00 EUR)    
2. Postentgeltpauschale, Nr. 7002 VV   20,00 EUR
  Zwischensumme 1.432,20 EUR  
3. 19 % Umsatzsteuer, Nr. 7008 VV   272,12 EUR
Gesamt   1.704,32 EUR
III. Erneutes Beschwerdeverfahren nach Zurückverweisung
1. 1,6-Verfahrensgebühr, Vorbem. 3.2.1 Nr. 2 Buchst. b, Nr. 3200 VV   982,40 EUR
  (Wert: 10.000,00 EUR)    
2. gem. Vorbem. 3 Abs. 6 VV anzurechnen,   – 982,40 EUR
  1,6 aus 10.000,00 EUR    
3. Postentgeltpauschale, Nr. 7002 VV   20,00 EUR
  Zwischensumme 20,00 EUR  
4. 19 % Umsatzsteuer, Nr. 7008 VV   3,80 EUR
Gesamt   23,80 EUR

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