Rz. 37

 

Hinweis

Zur Verjährung siehe § 5 Rdn 756 ff.

 

Rz. 38

Die Teilklage ist von der unzulässigen Saldoklage abzugrenzen. Klagegründe müssen dem Klageantrag zugeordnet sein, vor allem bei einer Teilklage, die auf mehrere prozessuale Ansprüche gestützt wird und unter deren Summe bleibt.[47] Die Notwendigkeit zur Aufgliederung bzw. Staffelung besteht, wenn der Klage mehrere selbstständige prozessuale Ansprüche zugrunde liegen und mit ihr nur Teilbeträge (und nicht der Gesamtbetrag aller Ansprüche) geltend gemacht werden. Eine Saldoklage wird allerdings dem Bestimmtheitserfordernis des § 253 Abs. 2 ZPO nicht gerecht und ist deshalb unzulässig. Macht der Kläger seinen gesamten Schadenersatz aus einem Unfall geltend und begehrt er die Differenz zwischen der Summe mehrerer aufgezählter Einzelposten und einer vorprozessualen Entschädigungszahlung des Versicherers auf bestimmte Einzelpositionen, ohne eine Reihenfolge der Geltendmachung zu bestimmen, handelt es sich nicht um eine unzulässige Saldoklage.[48]

 

Rz. 39

Für ein zeitlich befristetes Teilschmerzensgeld (Stichtagschmerzensgeld; unabhängig von der Frage, ob für einen fest umrissenen, in der Vergangenheit liegenden Zeitraum oder beschränkt auf die Zeit bis zur letzten mündlichen Verhandlung) ist rechtlich kein Raum.[49] Die Geltendmachung eines zeitlich begrenzten Schmerzensgeldes kann ausnahmsweise dann zulässig sein, wenn die Zukunftsrisiken wegen der Ungewissheit der künftigen Entwicklung insgesamt ausgegrenzt werden müssen.[50] Zulässig ist, einen Teilbetrag (offene Schmerzensgeld-Teilklage) aus einem Gesamtschmerzensgeld einzuklagen, wenn erkennbar und hinreichend individualisierbar ist, um welchen Teil des Gesamtanspruchs es sich handelt.[51] Problematisch ist aber ein solches Verfahren im Hinblick auf Zweckmäßigkeit und Rechtskrafterstreckung.[52]

 

Rz. 40

Das Interesse an der Feststellung ist auch dann gegeben, wenn der Geschädigte "vorerst" nur einen Haftungsanteil geltend macht.[53]

 

Rz. 41

Einer Teilklage kann rechtlich zulässig mit einer negativen Feststellungswiderklage (die nicht zur umgekehrten Verjährungshemmung führt, siehe Rdn 154 ff., § 5 Rdn 724) begegnet werden, wenn diese die Feststellung zum Ziel hat, dass der klagenden Partei ein weiterer Anspruch, der über den Teilklageanspruch hinausgeht, nicht zusteht (siehe § 5 Rdn 759).

[47] Siehe BGH v. 22.5.1984 – VI ZR 228/82 – BB 1985, 758 = MDR 1985, 132 = NJW 1984, 2346 = VersR 1984, 782 (Es ist unzulässig, aus einem komplexen Schadensereignis verschiedene Schadensgruppen dem Gericht wahlweise oder gar beliebig zur Ausfüllung des Betrages der Teilklage zur Disposition zu stellen).
[48] KG v. 24.11.2005 – 12 U 68/05 – NZV 2006, 254 = zfs 2006, 201 (Anm. Diehl).
[49] BGH v. 20.3.2001 – VI ZR 325/99 – MDR 2001, 765; OLG Düsseldorf v. 3.7.1995 – 1 U 134/94 – BeckRS 1995, 7432 = MDR 1996, 591 = NZV 1995, 449 = VersR 1996, 984 (Der Verletzte kann sein Schmerzensgeldbegehren nicht auf einen in der Vergangenheit liegenden Zeitraum beschränken); OLG Frankfurt v. 14.4.2020 – 15 W 18/20 – BeckRS 2020, 10658 = SVR 2021, 65; OLG Hamm v. 11.2.2000 – 9 U 204/99 – BeckRS 2000, 3731 = DAR 2000, 307 (nur Ls.) = NJW-RR 2000, 1623 = NZV 2001, 40 = r+s 2000, 326 = SP 2000, 413 = VersR 2001, 1386 = zfs 2000, 247 (Die zeitliche Beschränkung eines Schmerzensgeldes auf einen in der Vergangenheit liegenden Zeitraum ist ebenso unzulässig wie auf die Zeit bis zur letzten mündlichen Verhandlung. Zur Abdeckung der Verwirklichung eines schon erkennbaren, aber noch offenen Risikos besteht die Möglichkeit des Feststellungsantrages); OLG Oldenburg v. 16.12.2021 – 14 U 32/21 – BeckRS 2021, 45084 = jurisPR-VerkR 6/2023 Anm. 2 (Anm. Krenberger) = NJW-Spezial 2022, 169 = NZV 2022, 346 (Ein Teilschmerzensgeld für einen bestimmten Zeitraum kann wegen der Einheitlichkeit des Schmerzensgeldanspruchs grundsätzlich nicht zugesprochen werden); LG Lübeck v. 15.7.2013 – 2 O 308/12 – BeckRS 2013, 23271 = SP 2014, 159. Burmann/Heß/Hühnermann/Jahnke-Jahnke, Straßenverkehrsrecht, 28. Aufl. 2024, § 253 BGB Rn 95 ff.; Lemcke, Schmerzensgeld für Zukunftsschäden und zeitliche Begrenzung, r+s 2000, 309.
[50] BGH v. 20.1.2004 – VI ZR 70/03 – BeckRS 2004, 2240 = DAR 2004, 270 = MDR 2004, 701 = NJW 2004, 1243 = NZV 2004, 240 = r+s 2004, 216 (Anm. Lemcke) = VersR 2004, 1334 (Anm. Terbille, VersR 2005, 37) = zfs 2004, 260; OLG Hamm v. 23.6.2000 – 6 U 205/99 – r+s 2000, 328; OLG Saarbrücken v. 20.4.2023 – 3 U 7/23 – BeckRS 2023, 8582 = r+s 2023, 521 = zfs 2023, 440.
[51] BGH v. 20.1.2004 – VI ZR 70/03 – BeckRS 2004, 2240 = DAR 2004, 270 = MDR 2004, 701 = NJW 2004, 1243 = NZV 2004, 240 = r+s 2004, 216 (Anm. Lemcke) = VersR 2004, 1334 (Anm. Terbille, VersR 2005, 37) = zfs 2004, 260.
[52] Zutreffend kritisch daher Lemcke, r+s 2004, 218 (Anm. zu BGH v. 20.1.2004 – VI ZR 70/03).
[53] LG Saarbrücken v. 26.1.1983 – 16 O 270/82 – zfs 1983, 289.

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