Dr. iur. Holger Bremenkamp, Dr. Wolfgang Kürschner
Rz. 144
Beispielsfall:
In einer durchschnittlichen Verkehrsunfallsache zahlt der Haftpflichtversicherer des Unfallgegners auf den Sachschaden von 10.000 EUR außergerichtlich 4.000 EUR, entsprechend einer Verursachungsquote von 40 %, und erstattet eine 1,3 Geschäftsgebühr hieraus nebst Auslagen und Mehrwertsteuer; die Zahlung des daneben geforderten Schmerzensgelds von 8.000 EUR lehnt er ab. Halter, Fahrer und Haftpflichtversicherer werden aus Kostengründen zunächst nur auf Zahlung des weiteren Sachschadens von 6.000 EUR verklagt. In erster Instanz wird der Klage nach umfangreicher Beweisaufnahme (drei gerichtliche Termine) stattgegeben. Nach Berufungseinlegung und Einreichen der Berufungsbegründung sowie der Berufungsantwort einigen sich die Parteien in einem Telefonat ihrer Anwälte auf Zahlung weiterer 4.000 EUR auf den Sachschaden und von 5.000 EUR auf das Schmerzensgeld; von den Kosten des Rechtsstreits und des Vergleichs sollen der Kläger ⅓ und die Beklagten ⅔ tragen. Alsdann wird Feststellung des Zustandekommens des Vergleichs durch Beschluss beantragt.
a) Gebührenabrechnung gegenüber dem Geschädigten
Rz. 145
Außergerichtliche Tätigkeit, Gegenstandswert 18.000 EUR
1,3 Geschäftsgebühr, Nr. 2300 VV RVG |
1.001,00 EUR |
Auslagenpauschale, Nr. 7002 VV RVG |
20,00 EUR |
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1.021,00 EUR |
19 % MwSt., Nr. 7008 RVG |
193,99 EUR |
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1.214,99 EUR |
./. Erstattung durch Gegenseite |
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(1,3 Geschäftsgebühr aus regulierten 4.000 EUR, Auslagen, MwSt.) |
– 453,87 EUR |
Restanspruch gegenüber dem Geschädigten |
761,12 EUR |
(2) Gerichtliche Tätigkeit erste Instanz, Gegenstandswert 6.000 EUR |
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1,3 Verfahrensgebühr, Nr. 3100 VV RVG |
507,00 EUR |
./. 50 % Anrechnung außergerichtl. 1,3-Geschäftsgebühr aus 6.000 EUR |
– 253,50 EUR |
1,2 Terminsgebühr, Nr. 3104 VV RVG |
468,00 EUR |
0,3 Zusatzgebühr umfangreiche Beweisaufnahme, Nr. 1010 VV RVG |
117,00 EUR |
Auslagenpauschale, Nr. 7002 VV RVG |
20,00 EUR |
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858,80 EUR |
19 % MwSt., Nr. 7008 RVG |
163,12 EUR |
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1.021,62 EUR |
(3) Gerichtliche Tätigkeit zweite Instanz, Gegenstandswert 6.000 EUR |
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(Sachschaden), Mehrwert Einigung 8.000 EUR (Schmerzensgeld) |
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1,6 Verfahrensgebühr aus 6.000 EUR, Nr. 3200 VV RVG |
624,00 EUR |
1,1 Verfahrensgebühr aus 8.000 EUR, Nr. 3202 VV RVG |
552,20 EUR |
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1.176,20 EUR |
Kappung auf 1,6 Verfahrensgebühr aus 14.000 EUR, § 15 Abs. 3 RVG |
1.148,80 EUR |
1,2 Terminsgebühr für Einigungsverhandlung, Nr. 3204 VV RVG |
861,60 EUR |
1,3 Einigungsgebühr aus 6.000 EUR, Nr. 1004 VV RVG |
507,00 EUR |
1,5 Einigungsgebühr aus 8.000 EUR, Nr. 1000 VV RVG |
753,00 EUR |
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1.260,00 EUR |
Kappung auf 1,5 Einigungsgebühr aus 14.000 EUR, § 15 Abs. 3 RVG |
1.077,00 EUR |
Auslagenpauschale, Nr. 7002 VV RVG |
20,00 EUR |
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3.107,40 EUR |
19 % MwSt., Nr. 7008 RVG |
590,41 EUR |
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3.697,81 EUR |
Die zweitinstanzliche Terminsgebühr fällt aus einem Streitwert von 14.000 EUR (restlicher Sachschaden und Schmerzensgeldanspruch) an, weil die ausgehandelte Einigung sich auf den Schmerzensgeldanspruch erstreckte und gerichtlich festgestellt wurde.
b) Kostenfestsetzung
Rz. 146
Generell können entstandene Gebühren auch dann im Kostenfestsetzungsverfahren berücksichtigt werden, wenn die Einigung nicht protokolliert oder gemäß § 278 Abs. 6 ZPO gerichtlich festgestellt wird; Glaubhaftmachung genügt. Die Protokollierung oder gerichtliche Feststellung erleichtert in der Praxis aber das Kostenfestsetzungsverfahren und empfiehlt sich insbesondere bei Erstreckung der Einigung auf nicht rechtshängige Ansprüche mit unklarem Gegenstandswert.
Im Rahmen der Kostenfestsetzung bleibt die Anrechnung der außergerichtlichen Geschäftsgebühr außer Betracht (§ 15a Abs. 3 RVG). Andererseits sind auf Beklagtenseite in beiden Instanzen Mehrvertretungsgebühren gemäß Nr. 1008 VV RVG angefallen. Für den Kostenausgleich lautet die Berechnung daher:
(1) Erste Instanz
Kläger:
1,3 Verfahrensgebühr aus 6.000 EUR, Nr. 3100 VV RVG |
507,00 EUR |
1,2 Terminsgebühr, Nr. 3104 VV RVG |
468,00 EUR |
0,3 Zusatzgebühr umfangreiche Beweisaufnahme, Nr. 1010 VV RVG |
117,00 EUR |
Auslagenpauschale, Nr. 7002 VV RVG |
20,00 EUR |
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1.112,00 EUR |
19 % MwSt., Nr. 7008 RVG |
211,28 EUR |
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1.323,28 EUR |
Beklagte:
1,3 Verfahrensgebühr, Nr. 3100 VV RVG |
507,00 EUR |
2 x 0,3 Mehrvertretungsgebühr, Nr. 1008 VV RVG |
234,00 EUR |
1,2 Terminsgebühr, Nr. 3104 VV RVG |
468,00 EUR |
0,3 Zusatzgebühr umfangreiche Beweisaufnahme, Nr. 1010 VV RVG |
117,00 EUR |
Auslagenpauschale, Nr. 7002 VV RVG |
20,00 EUR |
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1.346,00 EUR |
19 % MwSt., Nr. 7008 RVG |
255,74 EUR |
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1.601,74 EUR |
Anwaltskosten beide Parteien: |
2.925,55 EUR |
Erstattungsanspruch Kläger:
2/3 von 2.925,55 EUR |
1.950,37 EUR |
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./. eigene Kosten Kläger |
– 1.323,28 EUR |
627,09 EUR |
(2) Zweite Instanz
Kläger |
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3.697,81 EUR |
Beklagte (wie Kläger) |
3.697,81 EUR |
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+ 2 x 0,3 Mehrvertretungsgebühr aus 14.000 EUR |
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(390,00 EUR) nebst Umsatzsteuer (74,10 EUR) |
512,65 EUR |
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Anwaltskosten beide Parteien: |
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7.908,27 EUR |
Erstattungsanspruch Kläger:
2/3 von 7.908,27 EUR |
5.272,18 EUR |
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./. eigene Kosten Kläger |
– 3.697,81 EUR |
1.574,37 EUR |
Für beide Instanzen ergibt das einen Erstattungsanspruch von (627,09 EUR + 1.574,37 EUR =) 2.201,46 EUR.