§ 4 Insolvenzmasse / VII. Zusammenfassende Übersicht

Rz. 110

Zur Insolvenzmasse gehören nach alldem im Grundsatz alle vom Erblasser hinterlassenen Vermögensgegenstände (Sachen, Forderungen und Rechte), die zur Zeit der Eröffnung noch unterscheidbar im Vermögen der Erben vorhanden sind, insbesondere, soweit vorhanden

▪	Grundstücke
▪	Fahrzeuge
▪	Hausrat
▪	Finanzanlagen
▪	Bankguthaben, Kasse
▪	Guthaben aus Bausparverträgen
▪	Forderungen
▪	Sachanlagen
▪	einzelkaufmännisches Handelsgeschäft inklusive Firma
▪	Gesellschaftsanteile
▪	Betriebs-/Geschäftsausstattung
▪	Vorräte, (halbefertige) Produkte und Erzeugnisse
▪	immaterielle Rechte
▪	Erstattungsansprüche wegen fortlaufender Abbuchungen vom Konto des Erblassers, sofern durch den Tod die Rechtsgrundlage entfallen ist, z.B. Versicherungsbeiträge
▪	Steuererstattungsansprüche
▪	Ansprüche auf Versicherungsleistungen, sofern nicht bereits schuldbefreiend an die namentlich bezugsberechtigte Person geleistet wurde (nicht an "den/die Erben")
▪	Ansprüche aus dem Arbeitsverhältnis auf rückständigen Lohn und Urlaubsabgeltung
▪	Surrogate aufgrund von Beschädigung oder Zerstörung von Nachlassgegenständen versicherungsvertraglicher oder deliktischer Grundlage ohne Zutun des Erben
▪	bei Erbschaftsbesitz i.S.v. § 2018 BGB, Erbengemeinschaft oder Vor- und Nacherbschaft: Surrogate aus der Veräußerung von Nachlassgegenständen aus Nachlassmitteln
▪	Herausgabe-, Nutzungs- und Wertersatzansprüche gegen nichterbende Dritte und Erbschaftsbesitzer gemäß §§ 985 ff. BGB bzw. §§ 2018 ff. BGB
▪	Schadensersatzansprüche, die dem Erben als solchen gegen frühere Betreuer oder einen Nachlasspfleger gemäß § 1813 Abs. 1 BGB i.V.m. § 1794 BGB zustehen (bis zum 31.12.2022 § 1915 Abs. 1 S. 1 BGB i.V.m. § 1833 BGB)
▪	Schadensersatzansprüche, die dem Erben als solchen gegen einen Testamentsvollstrecker gemäß § 2219 BGB zustehen
▪	Ansprüche, die dem Erben als solchen gegen einen Nachlassverwalter in Bezug auf dessen Verwaltungsmaßnahmen nach §§ 1978 Abs. 2, 1979, 1980, 1985 Abs. 2 BGB zustehen
▪	Ansprüche, die dem Erben als solchen gegen vorläufige Erben, d.h. solche, die die Erbschaft ausgeschlagen haben, gemäß §§ 1959 Abs. 1 BGB i.V.m. §§ 681, 666 ff. BGB analog zustehen
▪	Forderungen und Rechte des Erblassers gegen den Erben, die gemäß § 1976 BGB wiederaufleben
▪	Forderungen des Erblassers gegen einen Eigengläubiger des Erben, der nach dem Erbfall die Aufrechnung mit seiner gegen den Erben gerichteten Forderung erklärt hat gemäß § 1977 BGB
▪	Herausgabe-/Wertersatzansprüche gegen Erben, die geldwerte Vorteile aus dem Nachlass erlangt haben, gemäß §§ 1978 Abs. 1, 677, 681, 667 BGB
▪	etwaige Verzinsungsansprüche gemäß §§ 1978 Abs. 1, 677, 681, 668 BGB
▪	Schadensersatzansprüche gegen Erben wegen fehlerhafter Verwaltung gemäß §§ 1978 Abs. 1 BGB i.V.m. §§ 677, 662 ff., 280 Abs. 1 BGB, insbesondere bei Verstoß gegen das Auszahlungsverbot des § 1979 BGB
▪	Schadensersatzansprüche gegen Erben wegen Insolvenzverschleppung gemäß § 1980 Abs. 1 S. 2 BGB
▪	Insolvenzanfechtungsansprüche, insbesondere gemäß §§ 130 f., § 133 und § 134 InsO ggf. i.V.m. § 322 InsO
▪	Ansprüche auf Freigabe eines Pfändungspfandrechtes bzw. auf Erteilung einer Löschungsbewilligung bei einer Zwangssicherungshypothek, sofern die Zwangsvollstreckung nach dem Erbfall ausgebracht wurde, gemäß § 321 InsO
▪	Zuflüsse aus der Nutzung von Massegegenständen nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens über den Nachlass gemäß § 35 Abs. 1 Alt. 2 InsO
▪	gesetzliche (oder auch individuell ausgehandelte) Verwertungs- und Feststellungskostenbeiträge i.S.v. § 171 InsO
▪	Gegenstände, die einem Absonderungsrecht nach §§ 49 ff. InsO unterliegen, soweit der Wert des Gegenstandes die Höhe der gesicherten Forderung übersteigt.

Rz. 111

Nicht zur Insolvenzmasse gehören jedoch:

▪	Höchstpersönliche Rechte des Erblassers wie der Nießbrauch (§§ 1030, 1061 BGB) oder ein Wohnungsrecht (§ 1093 BGB)
▪	alle vom Erblasser hinterlassenen Vermögensgegenstände (Sachen und Rechte), die zur Zeit der Eröffnung nicht mehr unterscheidbar im Vermögen der Erben vorhanden sind
▪	Surrogate für von Erben veräußerte Nachlassgegenstände außerhalb des Anwendungsbereichs der §§ 2019, 2041, 2111 BGB, d.h. insbesondere bei Alleinerbschaft, sofern die betreffenden Gegenstände nicht ausnahmsweise von dem Erben erkennbar dem Nachlass zugeführt worden sind
▪	Gegenstände, die per Schenkung auf den Todesfall (§ 2301 BGB) in der juristischen Sekunde des Todes ohne Durchgangserwerb des Nachlasses aus dem Vermögen des Erblassers ausgeschieden sind
▪	Gegenstände, die aus der Person des Erben heraus betrachtet unpfändbar sind, § 36 InsO i.V.m. §§ 811, 850 ff. ZPO
▪	Arbeitseinkommen und sonstiger Erwerb des Erben in der Zeit nach der Eröffnung des Insolvenzverfahrens über den Nachlass
▪	Gegenstände, die einem Absonderungsrecht nach §§ 49 ff. InsO unterliegen, wenn die gesicherte Forderung den Wert des Gegenstandes erreicht oder übersteigt
▪	Gegenstände, die einem Aussonderungsrecht nach § 47 InsO unterliegen.