In der Schweizer Zeitung Finanz und Wirtschaft findet der Anleger unter dem Datum 10.8.2016 Seite 10 folgende Notiz:
"In den vergangenen drei Jahren hat der Carrier 1,2 Mrd. EUR Verlust angehäuft. Im ersten Quartal 2016 kamen weitere 182 Mio. EUR dazu. Das nagt am Eigenkapital. Ende März betrug es Minus 971 Mio. EUR. Besserung ist nicht in Sicht. Es dürfte noch schlimmer kommen. Ryanair hat deutlich gemacht, die Präsenz in Europa auszubauen. Der Konkurrent aus Irland hat eine niedrigere Kostenbasis und schreibt Gewinn (vgl. Text links). Zudem setzt Lufthansa in Europa vermehrt auf die eigene Billigfluglinie Eurowings."
Air Berlin fährt eine unklare und undurchdachte Strategie. Der Carrier ist nicht nur Billigfluglinie. Er bietet auch Langstreckenflüge und Premium-Sitze an. Die Business-Class in Europa soll im Gegensatz zur Konkurrenz gar noch ausgebaut werden.
Ist die Kursentwicklung seit dem Börsengang ein Indikator, darf am Erfolg gezweifelt werden. Seit 2006 haben die Aktien 94 % an Wert verloren. Das Einzige, was Air Berlin am Leben hält, sind Geldspritzen von Etihad. Die Fluglinie aus Abu Dhabi ist mit 29 % an Air Berlin beteiligt. Laut "Handelsblatt" soll der Großaktionär mit Lufthansa verhandeln, um Geschäftsteile von Air Berlin zu verkaufen. Ziel sei es, bis spätestens Oktober zu einer Entscheidung zu kommen. Über die Dringlichkeit des Vorhabens werden die Halbjahreszahlen von Air Berlin am 11. August Aufschluss geben.“
Die Aktie von AirBerlin notiert seit dem 3. Quartal 2015 unter 1 EUR ("Pennystocks") und die Anleihen des Unternehmens begaben sich ebenfalls auf Talfahrt. Der Renditeversuchung können Anleger oft jedoch nicht erliegen. Hier die Stammdaten der Anleihe:
WKN |
AB100L /ISBN XS1051719786 |
6,75 % Unternehmensanleihe |
|
fällig am |
9.5.2019 |
Zinszahlung: |
halbjährlich |
Rendite auf Endfälligkeit (nach ISMA) |
16,67 % |
Aktueller Kurs (24.2.2017) |
83,31 % G |
Die Modified Duration beträgt bei dieser Anleihe 1,63 %, m.a.W. steigt die Rendite um 1 %, sinkt der Kurs der Anleihe um 1,63 %. Es ist eine reine Spekulation, hier auf die Rückzahlung zu hoffen und nicht auf eine Restruktierung. Wer mit seiner Hoffnung auf Rettung durch Neupositionierung der Luftverkehrsunternehmen in Europa setzt und AirBerlin nicht dem wirtschaftlichen Untergang geweiht sieht, kann auf mittlere Laufzeitsicht eine ansehnliche Rendite erzielen. Dieses Alles-oder-Nichts-Spiel dürfte für die meisten Anlagestrategien von durch Testamentsvollstreckern begleitete Mandate nicht in Frage kommen. Kritisch sollte man in den Rentenfonds den Anlagespiegel auf vergleichbare Anleihen hin sichten, die oft unter dem Aspekt "Beimischung" subkutan im Portfolio mancher Fondsmanager landen.