§ 5 Verjährung / dd) Anderweitige Verfahren

Rz. 385

Der Geschädigte hat – von Ausnahmefällen abgesehen – keinen Anspruch darauf, erst den Ausgang eines Vor- oder Parallelprozesses abzuwarten.^[322]

Rz. 386

Auch darf nicht bis zum Schluss des Strafverfahrens abgewartet werden. Die Person des Schädigers steht regelmäßig spätestens mit Anklageerhebung bzw. Erlass eines Strafbefehls fest.^[323]

Rz. 387

Zur Amtshaftung Rdn 396 ff.

[322] BGH v. 2.4.1998 – III ZR 309/96 – BGHZ 138, 247 = DVBl 1998, 794 (nur Ls.) = MDR 1998, 777 = JR 1998, 507 = NJW 1998, 2051 = VersR 1998, 1019 = WM 1998, 1679; BGH v. 13.2.1975 – VI ZR 175/72 – VersR 1975, 520; OLG Köln v. 8.12.1998 – 13 U 105/98 – VersR 2000, 332; LG München I v. 3.5.1996 – 17 O 1795/96 – SP 1998, 459. Jahnke/Burmann-Lemcke, Handbuch Personenschadensrecht, 2. Aufl. 2022, Kap. 8 Rn 348. Zu den Besonderheiten bei einem Amtshaftungsanspruch siehe BGH v. 23.7.2015 – III ZR 196/14 – BeckRS 2015, 13843 = MDR 2015, 1180 = NVwZ 2016, 708; BGH v. 6.7.2006 – III ZR 13/05 – DNotZ 2006, 918 = MDR 2007, 59 = NJW-RR 2007, 277 = WM 2006, 1956.

[323] BGH v. 6.2.1990 – VI ZR 75/89 – VersR 1990, 539 = VRS 1990, 3 (Kenntnis bei Nicht-Mit-Verfolgen eines Strafprozesses); BGH v. 19.12.1989 – VI ZR 57/89 – MDR 1990, 612 = NJW-RR 1990, 343 = VersR 1990, 497 (Beginn der Verjährung bereits in dem Zeitpunkt, in dem für die Verursachung durch eine Person der Beweis des ersten Anscheins gilt, nicht erst der Abschluss der polizeilichen Ermittlungen); BGH v. 21.12.1982 – VI ZR 7/81 – VersR 1983, 273 (Kenntnis durch Zustellung der Anklageschrift); OLG München v. 29.4.1998 – 21 U 6082/97 – r+s 1998, 463 = r+s 1999, 414 = VersR 2000, 505 (BGH hat Revision nicht angenommen, Beschl. v. 26.1.1999 – VI ZR 232/98). Siehe auch: BGH v. 14.10.2003 – VI ZR 379/02 – BGHReport 2004, 163 = MDR 2004, 396 (nur Ls.) = NJW 2004, 510 = SP 2004, 39 = VersR 2004, 123 (Ist Schädiger mehrerer Taten verdächtig, steht es der für den Beginn der Verjährung nach § 852 BGB a.F. erforderlichen positiven Kenntnis des SVT grundsätzlich nicht gleich, wenn dieser die Beschuldigungen kennt und weiß, dass ein Strafurteil ergangen und Revision eingelegt worden ist, er sich aber nicht danach erkundigt, wer Revision eingelegt hat); OLG Hamm v. 19.1.1994 – 32 U 95/93 – MDR 1994, 454 = NJW-RR 1994, 866 = r+s 1994, 337 = VersR 1994, 829 (Gewissheit zur Täterschaft erst nach Verwerfung der [strafrechtlichen] Revision des Täters); davon distanzierend OLG Hamm v. 28.12.2001 – 6 W 59/01 – NJW-RR 2002, 750 = OLGR 2002, 157 = r+s 2002, 157 = SP 2002, 192 = VersR 2003, 472 (Auch bei Leugnen der Täterschaft beginnt die Verjährung mit Kenntnis des Geschädigten vom Schaden und Schädiger und nicht erst mit strafrechtlichem Abschluss).