Rz. 66

Es gibt verschiedene Arten bzw. Ursachen von Hirnblutungen. Zur Feststellung einer möglichen Unfallursächlichkeit der Hirnblutung sind der Schadenhergang, das Vorliegen etwaiger äußerer Kopfverletzungen und der konkrete Blutungsherd zu berücksichtigen.

Als epidurale Blutung bezeichnet man eine zwischen dem Schädelknochen und der harten Hirnhaut (dura mater) befindliche Einblutung. Hierbei kommt es nach einem Trauma zu einer schnellen Einblutung mit einer sehr raschen Symptomatik.

Bei der subduralen Blutung, die auch unfallunabhängige Ursachen haben kann, befindet sich der Blutungsherd unter der dura mater. Die Einblutung entsteht hier ebenfalls rasch mit einer frühen Symptomatik. Ursache kann ein vorangegangenes Trauma sein, sie kann aber auch unfallfremd entstehen.

Das chronische Subduralhämatom (CSDH) entsteht durch ein langsames Einbluten im Schädelinneren. Die ersten Symptome treten ca. 3 Wochen bis Monate später auf. Es kann durch ein (Bagatell-)Trauma verursacht werden und betrifft meist ältere Menschen.

Die Subarachnoidalblutung (SAB) erfolgt unter der die Furchen und Windungen des Gehirns schützenden Spinnenhaut (arachnoidea mater). Es handelt sich meist um eine spontane und damit unfallunabhängige Blutung.

Abzugrenzen sind Hirnblutungen von oberflächlichen Kopfwunden, also Verletzungen außerhalb des Schädelknochens.

 

Rz. 67

Zur Abgrenzung von traumatisch entstandenen Hirnblutungen zu sog. spontanen Hirnblutungen ist eine genaue Analyse des Schadenhergangs und des Gesundheitszustands der VP wichtig. Neben einem Trauma kommen als Auslöser für Hirnblutungen auch Tumore, Bluthochdruck, Gerinnungsstörungen, Gefäßmissbildungen (z.B. Aneurysma) und Hirninfarkte in Betracht.

Für die Abgrenzung ist eine vergleichende Betrachtung vorzunehmen, die insbesondere folgende Kriterien berücksichtigt:

Schwere des Unfalls
Unfallmechanismus (Auslöser und Ablauf des Unfalls)
Vorliegen einer Hirnkontusion (Einwirkung auf den Kopf)
Begleitverletzungen (Prellmarken am Kopf)
Krankheitsgeschichte der VP (frühere Hirnverletzungen)
Einnahme von Medikamenten (z.B. Macumar, Heparin)
Hoher Blutdruck
Gefäßmissbildungen oder Tumore
Lebensalter

Zu berücksichtigen sind diese Kriterien nicht nur bei der Klärung der Kausalität, sondern auch hinsichtlich einer möglichen Mitwirkung.

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