Von Rechtsanwältin Sabrina Reckin. 2. Aufl., 2023. Deutscher Anwaltverlag, Bonn. 232 S., 39,00 EUR
Die Abrechnung der eigenen Vergütung gehört zum täglichen Geschäft eines Rechtsanwalts. Umso unverständlicher ist es, dass viele Anwälte kaum Kenntnisse des eigenen Vergütungsrechts haben und die Abrechnung weitgehend ihren Mitarbeitern überlassen. Die Autorin weist zu Recht darauf hin, dass dies nicht nur zu erheblichen Gebührenverlusten führen kann, sondern auch zu zeitraubenden Auseinandersetzungen und Diskussionen mit den Mandanten, die sich vermeiden lassen, wenn man von vornherein richtig arbeitet. Hier setzt das Werk an. Es soll weder ein Lehrbuch noch einen Kommentar ersetzen, sondern dem Anwalt die Basics vermitteln, die er für die ordnungsgemäße Abrechnung benötigt. Zutreffenderweise beginnt die Darstellung mit der Frage des Auftrags. Die meisten Honorarprozesse drehen sich nicht um die Abrechnung von Gebühren und die Berechnung von Gegenstandswerten, sondern darum, ob und in welchem Umfang der Anwalt beauftragt worden ist. Leider versäumt die Anwaltschaft regelmäßig, bei Mandatsannahme den Auftrag klar zu fixieren und vor allen Dingen, zu dokumentieren. Darüber hinaus setzt sich die Autorin mit dem zentralen Begriff der Angelegenheit auseinander. Abgerechnet wird in Angelegenheiten. Der Anwalt muss also wissen, in welchen und wie vielen Angelegenheiten er tätig war. Darüber hinaus werden die wichtigsten Grundzüge der Abrechnung dargestellt, so z.B. wie anzurechnen ist, wie bei mehreren Auftraggebern abzurechnen ist. Auch die wichtigsten Gebührentatbestände werden skizziert, so die Beratungs-, Einigungs- und Erledigungsgebühr, Geschäftsgebühr, Verfahrensgebühr, Terminsgebühr. Des Weiteren wird erläutert, wie bei einem Mehrwertvergleich vorzugehen ist. Hier ergeben sich in der Praxis regelmäßig Probleme, obwohl die Abrechnung, wenn man sie einmal verstanden hat, ganz einfach ist. Darüber hinaus wird erläutert, wie bei einer Terminsvertretung vorzugehen ist. Straf- und Bußgeldsachen werden ebenso erläutert, wie auch die Auslagen. Ein weiteres Kapitel ist der ebenso wichtigen Durchsetzung der eigenen Vergütung (Vorschuss, ordnungsgemäße Rechnung, gerichtliche Festsetzung) gewidmet. Auch Beratungs- und Prozesskostenhilfe werden nicht ausgespart, ebenso wenig Fragen der Rechtsschutzversicherung und last, but not least Fragen der Vergütungsvereinbarung. In einem weiteren Kapitel werden dann die häufigsten Abrechnungsfragen erläutert. Es folgt sodann die Darstellung der wichtigsten höchstrichterlichen Entscheidungen zum anwaltlichen Vergütungsrecht, die der Anwalt kennen sollte.
Insbesondere einem Berufsanfänger kann dieses Werk nur dringend ans Herz gelegt werden. Wer sich die Zeit nimmt, dieses Buch einmal durchzuarbeiten, wird nicht nur besser abrechnen, sondern auch viele Probleme im Vorhinein vermeiden.
Autor: Norbert Schneider
Rechtsanwalt Norbert Schneider, Neunkirchen
AGS 2/2023, S. IV