Die Festsetzung des Berufungsstreitwerts beruht auf §§ 63 Abs. 2 S. 1, 39 Abs. 1, 40, 43 Abs. 1, 47, 48 Abs. 1 S. 1 GKG, § 3 ZPO.
Der Berufungsstreitwert setzt sich gem. §§ 39 Abs. 1, 47 GKG zusammen aus dem Wert der in der Berufungsbegründung gestellten Anträge zu 1 bis 3 (Schadensersatz wegen nicht fristgerechter Einreichung von Jahresabschlüssen, Herausgabe von Unterlagen) und aus dem Wert des klageerweiternd gestellten Antrags zu 4 (Feststellung von Verzug und Schadensersatzpflicht wegen Nichtherausgabe der Unterlagen).
1. Gem. § 39 Abs. 1 GKG werden in demselben Verfahren und Rechtszug die Werte mehrerer (wirtschaftlich nicht identischer) Streitgegenstände grundsätzlich zusammengerechnet. Ob diese Addition nur stattfindet, soweit die Streitgegenstände gleichzeitig nebeneinander geltend gemacht werden, ist in Rspr. und Schrifttum heftig umstritten (offen gelassen in OLG Karlsruhe, Beschl. v. 9.6.2016 – 4 W 42/16, MDR 2016, 1053 [= AGS 2016, 582]).
1.1. Nach einer Auffassung sind die Werte nur zu addieren, soweit verschiedene Streitgegenstände gleichzeitig geltend gemacht worden sind, nicht dagegen, soweit sie nacheinander geltend gemacht wurden (OLG Dresden, Beschl. v. 29.12.2006 – 5 W 1517/06, AGS 2007, 517 m. abl. Anm. N. Schneider; OLG Frankfurt, Beschl. v. 4.3.2009 – 3 W 3/09, NJW-RR 2009, 1078 [= AGS 2009, 247]; ausführlich OLG Düsseldorf, Beschl. v. 16.8.2010 – I-24 W 9/10, AGS 2011, 86 m.w.N., Anm. Fölsch, in: jurisPR-MietR, 21/2010, Anm. 5; OLG Nürnberg, Beschl. v. 27.9.2010 – 8 W 1685/10, FD-RVG 2010, 309851 m. abl. Anm. Hans-Jochem Mayer; OLG Stuttgart, Beschl. v. 20.12.2011 – 4 W 74/11, MDR 2012, 314; OLG Schleswig, Beschl. v. 28.2.2012 – 17 W 1/12, SchlHA 2012, 351; Hartmann, KostG, 43. Aufl.,2013, GKG § 39 Rn 3; N. Schneider/Thiel/Mock/Volpert, in: Schneider/Wolf, RVG, 7. Aufl., 2014, Anh. II Rn 13; MüKo-ZPO/Becker-Eberhard, 5. Aufl., 2016, § 263 Rn 100, 103; Zöller/Greger, ZPO, 31. Aufl., 2016, § 263 Rn 32; Fölsch, NZM 2016, 500, 501).
Die Entstehungsgeschichte des § 39 GKG spreche dafür, dass nur etwas gleichzeitig Vorhandenes zusammengerechnet werden könne. Vor dieser Vorschrift ergab sich die Zusammenrechnung aus der Verweisung in § 12 Abs. 1 GKG a.F. auf § 5 HS 1 ZPO. Mit der Einstellung in § 39 Abs. 1 GKG (durch das Kostenrechtsmodernisierungsgesetz 2004) sollte die Regelung für alle Gerichtsbarkeiten Geltung erlangen (BT-Drucks 15/1971, 154). Inhaltlich sei aber keine Änderung beabsichtigt gewesen; die in § 5 HS 1 ZPO vorausgesetzte Gleichzeitigkeit (Heinrich, in: Musielak/Voit, ZPO, 13. Aufl., 2016, § 5 Rn 5) müsse also auch im Rahmen des § 39 Abs. 1 GKG gelten. Der Gesetzgeber habe insoweit nicht zwischen Zuständigkeits- und Gebührenstreitwert differenzieren wollen. Eine Streitwertänderung im laufenden Verfahren sei möglich und müsse zu einer zeitlich gestaffelten Streitwertbestimmung führen. Außerdem sei für die Gebührenwertbemessung das sachliche Interesse der Parteien maßgeblich, das bei einer Auswechslung des Streitgegenstands nur auf eine Bescheidung des zuletzt gestellten Antrags gerichtet sei. Das Argument nicht vergüteter Arbeit sei nicht tragfähig, denn § 45 Abs. 1 S. 2 GKG sehe eine Werterhöhung durch einen Hilfsantrag auch nur dann vor, wenn über diesen entschieden wurde, obwohl Rechtsanwälte und Richter ihre Tätigkeit nicht auf den Hauptantrag beschränkten.
1.2. Nach der Gegenansicht sind die Werte wirtschaftlich nicht identischer Streitgegenstände zur Bestimmung des Gebührenstreitwerts auch dann zusammenzurechnen, wenn sie lediglich nacheinander und nicht gleichzeitig nebeneinander geltend gemacht werden (OLG Koblenz, Beschl. v. 28.12.2005 – 5 W 829/05, WuM 2006, 45 [= AGS 2007]; OLG Hamm, Beschl. v. 12.5.2005 – 24 U 7/05, NJOZ 2005, 3149, 3151 unter II.2, juris Rn 5; v. 25.1.2007 – 21 W 50/06, AGS 2007, 516 m. Anm. N. Schneider; KG, Beschl. v. 27.8.2007 – 8 W 53/07, MDR 2008, 173 [= AGS 2008, 188]; OLG Celle, Beschl. v. 20.5.2008 – 2 W 108/08, AGS 2008, 466; v. 9.6.2015 – 2 W 132/15, AGS 2015, 453; ausführlich LAG Baden-Württemberg, Beschl. v. 3.11.2014 – 5 Ta 125/14, AGS 2014, 562; LAG Sachsen, Beschl. v. 21.10.2016 – 4 Ta 168/16, FD-RVG 2016, 383971; FD-RVG jeweils m. zust. Anm. Mayer; eingehend Müller-Rabe, in: Gerold/Schmidt, RVG, 22. Aufl., 2015, Anh. VI Rn 335 ff.; Rohn, in: Mayer/Kroiß, RVG, 6. Aufl., 2013, Streitwertkommentierung Abschn. I Rn 69; Liebheit, JuS 2001, 687, 690 f.; Zöller/Herget, ZPO, 31. Aufl., 2016, § 5 Rn 3; Schneider/Herget, Streitwert-Kommentar, 12. Aufl., 2007, Rn 3118 ff., 5203 ff.; vgl. auch N. Schneider, in: Schneider/Wolf, RVG, 7. Aufl., 2014, § 22 Rn 12; N. Schneider, AnwBl 2007, 773, 773).
Der Wortlaut des § 39 Abs. 1 GKG enthalte den Grundsatz der Streitwertaddition innerhalb eines Verfahrens und Rechtszugs. Anders als für Hilfsansprüche und Hilfsaufrechnungen (§ 45 GKG) fehle eine Ausnahmevorschrift für Fälle der Klageänderung. Ein gesetzgeberischer Wille, wonach § 39 Abs. 1 GKG wie § 5 HS 1 ZPO auszulegen sei, habe im Gesetz keinen Ausdr...