Entscheidungsstichwort (Thema)
Wiederverwahrung eines gemeinschaftlichen Testaments. Testament
Leitsatz (redaktionell)
Für die besonere amtliche Verwahrung eines gemeinschaftlichen Testaments tritt durch die Eröffnung im ersten Erbfall kein Zuständigkeitswechsel ein.
Normenkette
BGB § 2273 Abs. 2 S. 2
Verfahrensgang
AG Nidda (Aktenzeichen IV W 12/98) |
AG Dachau (Aktenzeichen VI 171/98) |
Tenor
Als örtlich zuständig wird das Amtsgericht Nidda bestimmt.
Gründe
1. Das Bayerische Oberste Landesgericht ist zur Entscheidung des negativen Zuständigkeitsstreits berufen (§ 5 Abs. 1 Satz 1, § 199 Abs. 1 und 2 Satz 2 FGG, Art. 11 Abs. 3 Nr. 1 AGGVG). Zuerst mit der Sache befaßt war das Amtsgericht Dachau, weil das bei den dortigen Nachlaßakten befindliche gemeinschaftliche Testament in die amtliche Verwahrung zurückzubringen war (§ 2273 Abs. 2 Satz 2 BGB).
2. Als örtlich zuständig wird das Amtsgericht Nidda bestimmt.
a) Das Amtsgericht Nidda verneint seine Zuständigkeit unter Berufung auf die Auffassung des ihm übergeordneten Oberlandesgerichts Frankfurt a. Main (NJW-RR 1995, 460/461 m.w.N.; ebenso Pfälz.OLG Zweibrücken Rpfleger 1998, 428 und 1988, 149; OLG Hamm OLGZ 1990, 276/278 ff. = FamRZ 1990, 1161/1162; OLG Karlsruhe BWNotZ 1989, 63; OLG Celle Rpfleger 1979, 24; Staudinger/Kanzleiter BGB 13. Bearbeitung Rn. 16, Erman/ Schmidt BGB 9. Aufl. Rn. 4, MünchKomm/Musielak BGB 3. Aufl. Rn. 8, Jauernig/Stürner BGB 6. Aufl. Anm. 2, Dittmann/Bengl/ Reimann Testament und Erbvertrag 2. Aufl. Rn. 12, jeweils zu § 2273). Nach dieser Auffassung hat in entsprechender Anwendung des § 2261 Satz 2 BGB das für den ersten Erbfall zuständige Nachlaßgericht die weitere Verwahrung aus praktischen Gründen zu übernehmen.
b) Demgegenüber beruft sich das Amtsgericht Dachau auf die Rechtsprechung des Senats (vgl. BayObLGZ 1989, 39/40 m.w.N. = NJW-RR 1989, 712/713 = Rpfleger 1989, 284/285; BayObLG
Rpfleger 1995, 300 = FamRZ 1995, 681; ebenso OLG Stuttgart Rpfleger 1988, 189/190 = NJW-RR 1988, 904; OLG Oldenburg
NJW-RR 1987, 265/266; OLG Köln Rpfleger 1975, 248/249; KG Rpfleger 1981, 304; Keidel/Winkler FGG 14. Aufl. § 73 Rn. 53; Palandt/Edenhofer BGB 58. Aufl. § 2273 Rn. 6; Soergel/Wolf BGB 12. Aufl. § 2273 Rn. 11), derzufolge für die besondere amtliche Verwahrung eines gemeinschaftlichen Testaments durch die Eröffnung im ersten Erbfall kein Zuständigkeitswechsel eintritt.
c) Der Senat hat im Interesse einer einheitlichen Beurteilung seine Rechtsprechung erneut überprüft. Die Entscheidungen des Oberlandesgerichts Frankfurt a. Main (NJW-RR 1995, 460/461) und des Pfälzischen Oberlandesgerichts Zweibrücken (Rpfleger, 1998, 428) enthalten jedoch keine wesentlichen Gesichtspunkte, die dem Senat Anlaß geben, seine Rechtsprechung zu ändern.
Unterschriften
Gummer, Dr. Kahl, Sprau
Fundstellen
Haufe-Index 971245 |
FamRZ 2000, 638 |
NJWE-FER 1999, 195 |