Entscheidungsstichwort (Thema)
Vorlage zur Vorabentscheidung. Umwelt. Begriff ‚Pläne und Programme’. Prüfung der Umweltauswirkungen bestimmter Pläne und Programme. Regionale Städtebauverordnung für das Europaviertel von Brüssel (Belgien)
Normenkette
Richtlinie 2001/42/EG Art. 2 Buchst. a, Art. 3
Beteiligte
Inter-Environnement Bruxelles u.a |
Inter-Environnement Bruxelles ASBL |
Groupe d'animation du quartier européen de la ville de Bruxelles ASBL |
Association du quartier Léopold ASBL |
Brusselse Raad voor het Leefmilieu ASBL |
Région de Bruxelles-Capitale |
Tenor
Art. 2 Buchst. a, Art. 3 Abs. 1 und Art. 3 Abs. 2 Buchst. a der Richtlinie 2001/42/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 27. Juni 2001 über die Prüfung der Umweltauswirkungen bestimmter Pläne und Programme sind dahin auszulegen, dass eine regionale Städtebauverordnung wie die im Ausgangsverfahren in Rede stehende, die bestimmte Regelungen für die Durchführung von Immobilienprojekten festlegt, unter den Begriff „Pläne und Programme”, die voraussichtlich erhebliche Umweltauswirkungen haben, im Sinne dieser Richtlinie fällt und folglich einer Prüfung der Umweltauswirkungen zu unterziehen ist.
Tatbestand
In der Rechtssache
betreffend ein Vorabentscheidungsersuchen nach Art. 267 AEUV, eingereicht vom Conseil d'État (Staatsrat, Belgien) mit Entscheidung vom 14. Dezember 2016, beim Gerichtshof eingegangen am 29. Dezember 2016, in dem Verfahren
Inter-Environnement Bruxelles ASBL,
Groupe d'animation du quartier européen de la ville de Bruxelles ASBL,
Association du quartier Léopold ASBL,
Brusselse Raad voor het Leefmilieu ASBL,
Pierre Picard,
David Weytsman
gegen
Région de Bruxelles-Capitale
erlässt
DER GERICHTSHOF (Zweite Kammer)
unter Mitwirkung des Kammerpräsidenten M. Ilešič, des Richters A. Rosas, der Richterinnen C. Toader (Berichterstatterin) und A. Prechal sowie des Richters E. Jarašiūnas,
Generalanwältin: J. Kokott,
Kanzler: V. Giacobbo-Peyronnel, Verwaltungsrätin,
aufgrund des schriftlichen Verfahrens und auf die mündliche Verhandlung vom 30. November 2017,
unter Berücksichtigung der Erklärungen
- der Inter-Environnement Bruxelles ASBL, der Groupe d'animation du quartier européen de la ville de Bruxelles ASBL, der Association du quartier Léopold ASBL, der Brusselse Raad voor het Leefmilieu ASBL sowie von Herrn Picard und Herrn Weytsman, vertreten durch J. Sambon, avocat,
- der belgischen Regierung, vertreten durch M. Jacobs, L. Van den Broeck und J. Van Holm als Bevollmächtigte im Beistand von P. Coenraets und L. Thommès, avocats,
- der tschechischen Regierung, vertreten durch M. Smolek, J. Vláčil und L. Dvořáková als Bevollmächtigte,
- der dänischen Regierung, vertreten durch J. Nymann-Lindegren als Bevollmächtigten,
- der Europäischen Kommission, vertreten durch F. Thiran und C. Zadra als Bevollmächtigte,
nach Anhörung der Schlussanträge der Generalanwältin in der Sitzung vom 25. Januar 2018
folgendes
Urteil
Entscheidungsgründe
Rz. 1
Das Vorabentscheidungsersuchen betrifft die Auslegung von Art. 2 Buchst. a der Richtlinie 2001/42/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 27. Juni 2001 über die Prüfung der Umweltauswirkungen bestimmter Pläne und Programme (ABl. 2001, L 197, S. 30, im Folgenden: SUP-Richtlinie).
Rz. 2
Dieses Ersuchen ergeht im Rahmen eines Rechtsstreits zwischen der Inter-Environnement Bruxelles ASBL, der Groupe d'animation du quartier européen de la ville de Bruxelles ASBL, der Association du quartier Léopold ASBL und der Brusselse Raad voor het Leefmilieu ASBL, verbunden in der „Coordination Bruxelles-Europe”, sowie Pierre Picard und David Weytsman einerseits und der Région de Bruxelles-Capitale (Region Brüssel-Hauptstadt, Belgien) andererseits über die Gültigkeit des Erlasses der Regierung dieser Region vom 12. Dezember 2013 zur Genehmigung der zonenbezogenen regionalen Städtebauverordnung sowie der Zusammenstellung der Antragsunterlagen für städtebauliche Bescheinigungen und Genehmigungen für das Gebiet der Rue de la Loi und Umgebung (Belgisches Staatsblatt vom 30. Januar 2014, S. 8390, im Folgenden: angefochtener Erlass).
Rechtlicher Rahmen
Unionsrecht
Rz. 3
Der vierte Erwägungsgrund der SUP-Richtlinie lautet:
„Die Umweltprüfung ist ein wichtiges Werkzeug zur Einbeziehung von Umwelterwägungen bei der Ausarbeitung und Annahme bestimmter Pläne und Programme, die erhebliche Auswirkungen auf die Umwelt in den Mitgliedstaaten haben können. Denn sie gewährleistet, dass derartige Auswirkungen aus der Durchführung von Plänen und Programmen bei der Ausarbeitung und vor der Annahme berücksichtigt werden.”
Rz. 4
Art. 1 „Ziele”) dieser Richtlinie sieht vor:
„Ziel dieser Richtlinie ist es, im Hinblick auf die Förderung einer nachhaltigen Entwicklung ein hohes Umweltschutzniveau sicherzustellen und dazu beizutragen, dass Umwelterwägungen bei der Ausarbeitung und Annahme von Plänen und Programmen einbezogen werden, indem dafür gesorgt wird, dass bestimmte Pläne und Programme, die voraussichtlich erhebliche Umweltauswirkungen haben, entsprechend d...