Entscheidungsstichwort (Thema)
Rechtsmittel. Wettbewerb. Missbrauch einer beherrschenden Stellung. Märkte für allgemeine Suchdienste und spezialisierte Suchdienste für Produkte im Internet. Beschluss, mit dem eine Zuwiderhandlung gegen Art. 102 AEUV und gegen Art. 54 des Abkommens über den Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) festgestellt wird. Missbrauch durch Hebelwirkung. Leistungswettbewerb oder wettbewerbswidrige Praxis. Bevorzugte Anzeige des eigenen spezialisierten Suchdiensts durch das marktbeherrschende Unternehmen. Potenzielle wettbewerbswidrige Auswirkungen. Kausalzusammenhang zwischen Missbrauch und Auswirkungen. Beweislast. Kontrafaktisches Szenario. Verdrängungsfähigkeit. Kriterium des ebenso leistungsfähigen Wettbewerbers
Beteiligte
Google und Alphabet/ Kommission (Google Shopping) |
Tenor
1.Das Rechtsmittel wird zurückgewiesen.
2.Die Google LLC und die Alphabet Inc. tragen ihre eigenen Kosten sowie die der Europäischen Kommission entstandenen Kosten mit Ausnahme der Kosten im Zusammenhang mit der Streithilfe der Computer & Communications Industry Association.
3.Die Computer & Communications Industry Association trägt ihre eigenen Kosten sowie die der Kommission durch ihre Streithilfe entstandenen Kosten.
4.Die PriceRunner International AB, die EFTA-Überwachungsbehörde, das Bureau européen des unions de consommateurs (BEUC), die Infederation Ltd, die Kelkoo SAS, der Verband Deutscher Zeitschriftenverleger e. V., die Ladenzeile GmbH, der BDZV – Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger e. V. und die Twenga SA tragen ihre eigenen Kosten.
Tatbestand
In der Rechtssache C-48/22 P
betreffend ein Rechtsmittel nach Art. 56 der Satzung des Gerichtshofs der Europäischen Union, eingelegt am 20. Januar 2022,
Google LLCmit Sitz in Mountain View (Vereinigte Staaten),
Alphabet Inc.mit Sitz in Mountain View,
vertreten durch A. Bray, Avocate, Rechtsanwalt T. Graf, D. Gregory und H. Mostyn, Barristers, M. Pickford, KC, R. Snelders, Advocaat, und C. Thomas, Avocat,
Rechtsmittelführerinnen,
unterstützt durch
Computer & Communications Industry Associationmit Sitz in Washington (Vereinigte Staaten), vertreten durch J. Killick, Advocaat, A. Komninos, Dikigoros, und A. Lamadrid de Pablo, Abogado,
Streithelferin im ersten Rechtszug,
andere Verfahrensbeteiligte:
Europäische Kommission,vertreten durch F. Castillo de la Torre, A. Dawes, N. Khan, H. Leupold und C. Urraca Caviedes als Bevollmächtigte,
Beklagte im ersten Rechtszug,
unterstützt durch
PriceRunner International ABmit Sitz in Stockholm (Schweden), vertreten zunächst durch M. Jonson, K. Ljungström, F. Norburg, P. Scherp und H. Selander, Advokater, dann durch K. Ljungström, F. Norburg, P. Scherp und H. Selander, Advokater,
Streithelferin im Rechtsmittelverfahren,
Bundesrepublik Deutschland,
EFTA-Überwachungsbehörde,vertreten zunächst durch C. Simpson, M. Sánchez Rydelski und M.-M. Joséphidès, dann durch C. Simpson, M. Sánchez Rydelski, I. O. Vilhjálmsdóttir und M.-M. Joséphidès als Bevollmächtigte,
Bureau européen des unions de consommateurs (BEUC)mit Sitz in Brüssel (Belgien), vertreten durch A. Fratini, Avvocata,
Infederation Ltdmit Sitz in Crowthorne (Vereinigtes Königreich), vertreten zunächst durch S. Gartagani, K. Gwilliam, L. Hannah, Solicitors, und A. Howard, KC, dann durch S. Gartagani, K. Gwilliam, L. Hannah, Solicitors, A. Howard, KC, und T. Vinje, Advocaat,
Kelkoo SASmit Sitz in Paris (Frankreich), vertreten durch W. Leslie, Solicitor, und Rechtsanwalt B. Meyring,
Verband Deutscher Zeitschriftenverleger e. V.mit Sitz in Berlin (Deutschland),
Ladenzeile GmbH,vormals Visual Meta GmbH, mit Sitz in Berlin,
BDZV – Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger e. V.,vormals Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger e. V., mit Sitz in Berlin,
vertreten durch Rechtsanwälte T. Höppner und P. Westerhoff,
Twenga SAmit Sitz in Paris, vertreten durch L. Godfroid, M. Gouraud und S. Hautbourg, Avocats,
Streithelfer im ersten Rechtszug,
erlässt
DER GERICHTSHOF (Große Kammer)
unter Mitwirkung des Präsidenten K. Lenaerts, des Vizepräsidenten L. Bay Larsen, der Kammerpräsidenten A. Arabadjiev, E. Regan und F. Biltgen, der Kammerpräsidentin O. Spineanu-Matei (Berichterstatterin), des Richters P. G. Xuereb, der Richterin L. S. Rossi, der Richter I. Jarukaitis, N. Jääskinen und N. Wahl, der Richterin I. Ziemele und des Richters J. Passer,
Generalanwältin: J. Kokott,
Kanzler: M. Longar, Verwaltungsrat,
aufgrund des schriftlichen Verfahrens und auf die mündliche Verhandlung vom 19. September 2023,
nach Anhörung der Schlussanträge der Generalanwältin in der Sitzung vom 11. Januar 2024
folgendes
Urteil
Entscheidungsgründe
Rz. 1
Mit ihrem Rechtsmittel beantragen die Google LLC und die Alphabet Inc. die Aufhebung des Urteils des Gerichts der Europäischen Union vom 10. November 2021, Google und Alphabet/Kommission (Google Shopping) (T-612/17, im Folgenden: angefochtenes Urteil, EU:T:2021:763), mit dem Art. 1 des Beschlusses C(2017) 4444 final der Kommission vom 27. Juni 2017 in einem Verfahren nach Art. 102 ...