Entscheidungsstichwort (Thema)
Rechtsmittel. Wettbewerb. Kartelle. Sektor der Euro-Zinsderivate. Beschluss, mit dem eine Zuwiderhandlung gegen Art. 101 AEUV und Art. 53 des EWR-Abkommens festgestellt wird. Manipulation der Euribor-Referenzzinssätze im Interbankengeschäft. Austausch vertraulicher Informationen. Bezweckte Wettbewerbsbeschränkung. Einstufung. Berücksichtigung wettbewerbsfördernder Auswirkungen. Einheitliche und fortgesetzte Zuwiderhandlung. ‚Hybrides Verfahren’, das zunächst zu einem Vergleichsbeschluss und sodann zu einem am Ende eines ordentlichen Verfahrens ergangenen Beschluss geführt hat. Recht auf eine gute Verwaltung. Unschuldsvermutung
Normenkette
Charta der Grundrechte der Europäischen Union Art. 41, 48; AEUV Art. 101; EWR-Abkommen Art. 53
Beteiligte
HSBC Holdings u.a./ Kommission |
Tenor
1. Das Urteil des Gerichts der Europäischen Union vom 24. September 2019, HSBC Holdings u. a./Kommission (T-105/17, EU:T:2019:675), wird aufgehoben, soweit in Nr. 2 seines Tenors die in der Rechtssache T-105/17 von der HSBC Holdings plc, der HSBC Bank plc und HSBC France (jetzt HSBC Continental Europe) erhobene Klage auf Nichtigerklärung von Art. 1 des Beschlusses C(2016) 8530 final der Kommission vom 7. Dezember 2016 in einem Verfahren nach Artikel 101 AEUV und Artikel 53 des EWR-Abkommens (Sache AT.39914 – Euro-Zinsderivate), hilfsweise von Art. 1 Buchst. b dieses Beschlusses, abgewiesen wurde.
2. Die in der Rechtssache T-105/17 von der HSBC Holdings plc, der HSBC Bank plc und HSBC France (jetzt HSBC Continental Europe) erhobene Klage auf Nichtigerklärung von Art. 1 des Beschlusses C(2016) 8530 final, hilfsweise von Art. 1 Buchst. b dieses Beschlusses, wird abgewiesen.
3. Die Europäische Kommission trägt ihre eigenen Kosten und die Kosten der HSBC Holdings plc, der HSBC Bank plc und von HSBC Continental Europe (vormals HSBC France) im Zusammenhang mit dem Rechtsmittelverfahren sowie ihre eigenen Kosten im Zusammenhang mit dem Verfahren im ersten Rechtszug.
4. Die HSBC Holdings plc, die HSBC Bank plc und HSBC Continental Europe (vormals HSBC France) tragen ihre eigenen Kosten im Zusammenhang mit dem Verfahren im ersten Rechtszug.
5. Die Crédit agricole SA und die Crédit agricole Corporate and Investment Bank tragen ihre eigenen Kosten im Zusammenhang mit dem Rechtsmittelverfahren.
6. Die JP Morgan Chase & Co. und die JP Morgan Chase Bank, National Association, tragen ihre eigenen Kosten im Zusammenhang mit dem Rechtsmittelverfahren.
Tatbestand
In der Rechtssache
betreffend ein Rechtsmittel nach Art. 56 der Satzung des Gerichtshofs der Europäischen Union, eingelegt am 3. Dezember 2019,
HSBC Holdings plc mit Sitz in London (Vereinigtes Königreich),
HSBC Bank plc mit Sitz in London,
HSBC Continental Europe, vormals HSBC France, mit Sitz in Paris (Frankreich),
vertreten durch C. Angeli, Avocate, K. Bacon, KC, D. Bailey, Barrister, M. Demetriou, KC, M. Giner, Avocate, und M. Simpson, Solicitor,
Rechtsmittelführerinnen,
unterstützt durch
Crédit agricole SA,
Crédit agricole Corporate and Investment Bank
mit Sitz in Montrouge (Frankreich), vertreten durch J. Jourdan, J.-J. Lemonnier, A. Sieffert-Xuriguera und J.-P. Tran Thiet, Avocats,
JPMorgan Chase & Co. mit Sitz in New York (Vereinigte Staaten),
JPMorgan Chase Bank, National Association, mit Sitz in Columbus, Ohio (Vereinigte Staaten),
vertreten durch D. Das, N. English, N. French, N. Frey, Solicitors, D. Heaton, Barrister, A. Holroyd, D. Hunt, Solicitors, M. Lester, KC, A. Ojukwu, Solicitor, D. Piccinin, Barrister, L. Ream, Solicitor, D. Rose, KC, und B. Tormey, Solicitor,
Streithelferinnen im Rechtsmittelverfahren,
andere Partei des Verfahrens:
Europäische Kommission, vertreten durch P. Berghe, M. Farley und F. van Schaik als Bevollmächtigte,
Beklagte im ersten Rechtszug,
erlässt
DER GERICHTSHOF (Dritte Kammer)
unter Mitwirkung der Kammerpräsidentin K. Jürimäe (Berichterstatterin) sowie der Richter M. Safjan, N. Piçarra, N. Jääskinen und M. Gavalec,
Generalanwalt: N. Emiliou,
Kanzler: M. Longar, Verwaltungsrat,
aufgrund des schriftlichen Verfahrens und auf die mündliche Verhandlung vom 26. Januar 2022,
nach Anhörung der Schlussanträge des Generalanwalts in der Sitzung vom 12. Mai 2022
folgendes
Urteil
Entscheidungsgründe
Rz. 1
Mit ihrem Rechtsmittel begehren die HSBC Holdings plc, die HSBC Bank plc und HSBC Continental Europe, vormals HSBC France (im Folgenden zusammen: HSBC-Gesellschaften), die teilweise Aufhebung des Urteils des Gerichts der Europäischen Union vom 24. September 2019, HSBC Holdings u. a./Kommission (T-105/17, im Folgenden: angefochtenes Urteil, EU:T:2019:675), mit dem das Gericht Art. 2 Buchst. b des Beschlusses C(2016) 8530 final der Kommission vom 7. Dezember 2016 in einem Verfahren nach Artikel 101 AEUV und Artikel 53 des EWR-Abkommens (Sache AT.39914 – Euro-Zinsderivate) (im Folgenden: streitiger Beschluss) für nichtig erklärt und ihre Klage im Übrigen abgewiesen hat.
Vorgeschichte des Rech...