Entscheidungsstichwort (Thema)
Vorabentscheidungsersuchen. Dienstleistungen der Vermietung von Kraftfahrzeugen mit Fahrer. Rein innerstaatlicher Sachverhalt. Zuständigkeit des Gerichtshofs. Zulässigkeitsvoraussetzungen
Normenkette
AEUV Art. 49, 101-102
Beteiligte
Anitrav – Associazione Nazionale Imprese Trasporto Viaggiatori |
Tenor
Der Gerichtshof der Europäischen Union ist für die Beantwortung der vom Tribunale amministrativo regionale per il Lazio (Italien) mit Entscheidungen vom 20. Juni 2012 in den verbundenen Rechtssachen C-419/12 und C-420/12 eingereichten Vorabentscheidungsersuchen nicht zuständig, soweit sie sich auf die Auslegung von Art. 49 AEUV beziehen. Soweit sie die Auslegung anderer Bestimmungen des Unionsrechts betreffen, sind sie unzulässig.
Tatbestand
In den verbundenen Rechtssachen
betreffend Vorabentscheidungsersuchen nach Art. 267 AEUV, eingereicht vom Tribunale amministrativo regionale per il Lazio (Italien) mit Entscheidungen vom 20. Juni 2012, beim Gerichtshof eingegangen am 14. September 2012, in den Verfahren
Crono Service scarl u. a. (C-419/12),
Anitrav – Associazione Nazionale Imprese Trasporto Viaggiatori (C-420/12)
gegen
Roma Capitale,
Regione Lazio (C-420/12),
Beteiligte:
UGL Taxi – Unione Generale del Lavoro Taxi u. a.,
Codacons – Coordinamento delle associazioni per la tutela dell'ambiente e dei diritti degli utenti e consumatori (C-420/12),
erlässt
DER GERICHTSHOF (Dritte Kammer)
unter Mitwirkung des Kammerpräsidenten M. Ilešič, der Richter C. G. Fernlund und A. Ó Caoimh (Berichterstatter), der Richterin C. Toader und des Richters E. Jarašiūnas,
Generalanwältin: J. Kokott,
Kanzler: A. Impellizzeri, Verwaltungsrätin,
aufgrund des schriftlichen Verfahrens und auf die mündliche Verhandlung vom 19. Juni 2013,
unter Berücksichtigung der Erklärungen
- der Crono Service scarl u. a., vertreten durch P. Troianiello, avvocato,
- der Anitrav – Associazione Nazionale Imprese Trasporto Viaggiatori, vertreten durch M. Piancatelli und V. Porro, avvocati,
- von Roma Capitale, vertreten durch R. Rocchi und A. Rizzo, avvocati,
- der UGL Taxi – Unione Generale del Lavoro Taxi u. a., vertreten durch N. Moravia und M. Giustiniani, avvocati,
- der Europäischen Kommission, vertreten durch F. Moro und J. Hottiaux als Bevollmächtigte,
nach Anhörung der Schlussanträge der Generalanwältin in der Sitzung vom 26. September 2013
folgendes
Urteil
Entscheidungsgründe
Rz. 1
Die Vorabentscheidungsersuchen betreffen die Auslegung der Art. 3 EUV, 3 AEUV bis 6 AEUV, 49 AEUV, 101 AEUV und 102 AEUV.
Rz. 2
Diese Ersuchen ergehen im Rahmen zweier Rechtsstreitigkeiten zwischen der Crono Service scarl und 111 weiteren Klägern einerseits und Roma Capitale andererseits bzw. zwischen der Anitrav – Associazione Nazionale Imprese Trasporto Viaggiatori einerseits und Roma Capitale und der Regione Lazio andererseits über die Regelung der Ausübung der Tätigkeit der Vermietung von Kraftfahrzeugen mit Fahrer („noleggio con conducente”, im Folgenden: Fahrzeugvermietung mit Fahrer).
Italienisches Recht
Nationales Recht
Rz. 3
Art. 1 der Legge quadro per il trasporto di persone mediante autoservizi pubblici non di linea, del 15 gennaio 1992, n. 21 (Rahmengesetz Nr. 21 vom 15. Januar 1992 über die Personenbeförderung durch öffentliche Kraftverkehrsdienste außerhalb des Linienverkehrs, GURI Nr. 18 vom 23. Januar 1992) in der Fassung des Decreto-legge Nr. 207 vom 30. Dezember 2008 (GURI Nr. 304 vom 31. Dezember 2008), das durch das Gesetz Nr. 14 vom 27. Februar 2009 (GURI Nr. 49 vom 28. Februar 2009, Supplemento ordinario) mit Änderungen in ein Gesetz umgewandelt wurde (im Folgenden: Gesetz Nr. 21/1992), definiert „öffentliche Kraftverkehrsdienste außerhalb des Linienverkehrs” als „Dienste, die kollektive oder individuelle Personenbeförderung zu dem Zweck besorgen, die öffentlichen Beförderungen im Linienverkehr … zu ergänzen und zu stärken”.
Rz. 4
Art. 3 des Gesetzes Nr. 21/1992 sieht vor:
- „Die Fahrzeugvermietung mit Fahrer richtet sich an einzelne Kunden, die am Einstellplatz eine nach Dauer und/oder Fahrtstrecke bestimmte Leistung bestellen.
- Die Fahrzeuge müssen an ihrem Einstellplatz … abgestellt werden.
- Der Sitz des Verkehrsunternehmers und der Einstellplatz müssen ohne Ausnahme in dem Gebiet der Gemeinde liegen, die die Genehmigung erteilt hat.”
Rz. 5
Art. 4 dieses Gesetzes bestimmt, dass „die Regionen, nachdem sie die Kriterien festgelegt haben, die die Gemeinden bei der Abfassung ihrer Regelungen über die Durchführung der öffentlichen Kraftverkehrsdienste außerhalb des Linienverkehrs beachten müssen, … die Befugnis zur Ausübung der vollziehenden Verwaltungstätigkeiten den lokalen Gebietskörperschaften [übertragen], auch um sich im Rahmen der Wirtschaft- und Territorialplanung einen Gesamtüberblick über die öffentlichen Beförderungstätigkeiten außerhalb des Linienverkehrs im Zusammenspiel mit den übrigen Verkehrsmitteln zu verschaffen”. Weiter heißt es in diesem Artikel: „Die lokalen Gebietskörpersc...