1. Aufgrund der Vorgaben der neuen Mindestunterhaltsverordnung, die die Basis für die Bedarfssätze nach der Düsseldorfer Tabelle bildet (§ 1612a Abs. 1 Satz 3, Abs. 4 BGB), sieht die Tabelle 2023 einen stark gestiegenen Mindestunterhalt vor:
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erste Altersstufe (0 – 5 Jahre) |
zweite Altersstufe (6 – 11 Jahre) |
dritte Altersstufe (12 – 17 Jahre) |
ab 18 Jahren |
Tabellenunterhalt 2023 |
437 EUR |
502 EUR |
588 EUR |
628 EUR |
zum Vergleich: Tabellenunterhalt 2022 |
396 EUR |
455 EUR |
533 EUR |
569 EUR |
absolute Erhöhung 2022 → 2023 |
+ 41 EUR |
+ 47 EUR |
+ 55 EUR |
+ 59 EUR |
prozentuale Erhöhung 2022 → 2023 |
+ ca. 10,3 % |
+ ca. 10,3 % |
+ ca. 10,3 % |
+ ca. 10,3 % |
2. In der Folge der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs, der eine Ausweitung der Einkommensgruppen bis zu einer Einkommensgrenze von 11.000 EUR angemahnt hat, umfasst die Düsseldorfer Tabelle seit 2022 nicht mehr die bislang üblichen zehn, sondern nunmehr 15 Einkommensgruppen bis zu einem monatlichen Einkommen des (bzw. der) Pflichtigen von 11.000 EUR/Monat. Die Änderung in der Tabellenstruktur führt ab 2023 im "Oberhaus" der Tabelle zu Unterhaltsbeträgen in Höhen, bei denen sich die Frage stellt, ob die ausgewiesenen Beträge noch einer der durch das "Kindsein" geprägten Lebensstellung und einer aus erzieherischen Gründen gewünschten Begrenzung gerecht wird. In der höchsten Einkommensgruppe, bei 200 % des Mindestbedarfs, ergibt sich für 2023 folgendes Bild:
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erste Altersstufe (0 – 5 Jahre) |
zweite Altersstufe (6 – 11 Jahre) |
dritte Altersstufe (12 – 17 Jahre) |
ab 18 Jahren |
Prozentsatz des Mindestbedarfs |
Tabellenunterhalt 2023 |
874 EUR |
1.004 EUR |
1.176 EUR |
1.256 EUR |
200 % |
zum Vergleich: Tabellenunterhalt 2022 |
792 EUR |
910 EUR |
1.066 EUR |
1.138 EUR |
200 % |
absolute Erhöhung 2022 → 2023 |
+ 82 EUR |
+ 94 EUR |
+ 110 EUR |
+ 118 EUR |
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Beim Kindesunterhalt sind Unterhaltsbeträge in diesen Dimensionen alles andere als "familiengerichtlicher Alltag". Nach den bisherigen Erfahrungen werden bereits etwa drei Viertel aller Kindesunterhaltspflichtigen von den unteren drei Einkommensgruppen der Düsseldorfer Tabelle erfasst; die alte, bis 2021 geltende Einkommenshöchstgrenze der Tabelle von 5.500 EUR/Monat deckte grob etwa 95 % aller Unterhaltsfälle ab. Praktische Bedeutung werden die seit 2022 bestehenden, neuen "Premiumgruppen" der Tabelle wohl am ehesten noch in Fällen haben, in denen beide Elternteile barunterhaltspflichtig sind und beide über höhere Einkünfte verfügen.
3. Die starke Erhöhung des Tabellenunterhalts setzt sich, auch wenn die Erhöhung des Kindergelds zum 1.1.2023 um + 31 EUR/Monat (für das erste und zweite Kind) bzw. um + 25 EUR/Monat (für das dritte Kind) eine gewisse "dämpfende" Wirkung hat, bei den Zahlbeträgen fort; auch diese steigen kräftig. In der ersten (100 % des Mindestunterhalts) sowie in der höchsten, 15. Einkommensgruppe (= 200 % des Mindestunterhalts) stellt sich das für 2023 so dar:
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erste Altersstufe (0 – 5 Jahre) |
zweite Altersstufe (6 – 11 Jahre) |
dritte Altersstufe (12 – 17 Jahre) |
ab 18 Jahren |
Prozentsatz des Mindestbedarfs |
Unterhaltszahlbetrag Einkommensgruppe 1 (bis 1.900 EUR) 2023 |
312 EUR |
377 EUR |
463 EUR |
378 EUR |
100 % |
zum Vergleich: Unterhaltszahlbetrag Einkommensgruppe 1 (bis 1.900 EUR) 2022 |
286,50 EUR |
345,50 EUR |
423,50 EUR |
350 EUR |
100 % (erstes oder zweites Kind) |
absolute Erhöhung 2022 → 2023 |
+ 25,50 EUR |
+ 31,50 EUR |
+ 39,50 EUR |
+ 28 EUR |
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Unterhaltszahlbetrag Einkommensgruppe 15 (bis 11.000 EUR) 2023 |
749 EUR |
879 EUR |
1.051 EUR |
1.006 EUR |
200 % |
zum Vergleich: Unterhaltszahlbetrag Einkommensgruppe 15 (bis 11.000 EUR) 2022 |
682,50 EUR |
800,50 EUR |
956,50 EUR |
919 EUR |
200 % (erstes oder zweites Kind) |
absolute Erhöhung 2022 → 2023 |
+ 66,50 EUR |
+ 78,50 EUR |
+ 94,50 EUR |
+ 87 EUR |
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Für die Praxis bringt die Kindergelderhöhung auf 250 EUR einheitlich für alle Kinder große Vorteile: Die bisherigen "krummen", auf 0,50 EUR ausgehenden Unterhaltszahlbeträge entfallen und auch die Differenzierung nach der Anzahl der Kinder ("Zählkindvorteil") erübrigt sich.
4. Der gestiegene Mindestunterhalt und die Kindergelderhöhung führen auch zu einer Anhebung der Unterhaltsvorschussleistungen (§ 2 Abs. 1 Satz 1, Abs. 2 UVG). Der Leistungsumfang beträgt ab Januar 2023:
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erste Altersstufe (0 – 5 Jahre) |
zweite Altersstufe (6 – 11 Jahre) |
dritte Altersstufe (12 – 17 Jahre) |
Unterhaltsvorschuss 2023 |
187 EUR |
252 EUR |
338 EUR |
absolute Erhöhung 2022 → 2023 |
+ 10 EUR |
+ 16 EUR |
+ 24 EUR |