Die Hochkommissarin der Vereinten Nationen, Michelle Bachelet Jeria hat am 9.12.2021 eine Mahnung an alle Mitgliedsstaaten ausgegeben und im Zusammenhang mit dem "PAS", dem glaubhafte wissenschaftliche Unterstützung fehlt, deutlich auf tief verwurzelte patriarchale Einstellungen im Rechtssystem und Rückschläge in Bezug auf die Geschlechtergleichheit verwiesen.
"Guided by pseudo-scientific and regressive theories such as parental alienation, courts in Spain and other countries are failing to ensure children's right to be free from violence and women's right to non-discrimination, … This worrying trend has also been identified in other countries in Europe, Latin America and other regions."
Die Expert:innen des UN Hochkommissariats für Menschenrechte betonen, dass Gerichte die Kinderrechtskonvention und das Recht der Frauen auf Nicht-Diskriminierung missachten. Die Expert:innen der Group of Experts on Action against Violence against Women and Domestic Violence haben in ihrem 3. GREVIO Bericht den zunehmenden Gebrauch des Konzepts "Parental Alienation" als Mittel zum Zweck des Herunterspielens der Evidenz von häuslicher Gewalt in Familiengerichtsprozessen benannt. Mit der "PAS"-Behauptung wird die Sicht der Kinder als Opfer von häuslicher Gewalt, die Angst vor dem Kontakt mit gewalttätigen Elternteilen haben, untergraben, anstatt die offensichtlichen Risiken für erwachsene und kindliche Gewaltopfer zu beachten. Das PAS-Konzept wird dazu genutzt, Vorwürfe häuslicher Gewalt und sexuellen Missbrauchs zu verleugnen.
Im aktuellen Bericht der UN-Sonderbeauftragten Reem Alsalem wird erneut die weltweite Verbreitung belegt und das Konstrukt "PAS" als pseudowissenschaftlich entlarvt. Sie beschreibt in ihrem Bericht Taktiken, um Gewaltvorwürfe zu entkräften. Dazu zählt das Ignorieren der Vorgeschichte der häuslichen Gewalt gegen Mütter und/oder Kinder und sexuellem Missbrauch (mittels der PAS-Konstruktion) weiters die Anschuldigung der Mütter, ihre Kinder vom Kontakt mit dem Vater zu isolieren, obwohl die Sicherheit von Mutter und/oder Kind gefährdet war. Mit den genannten Techniken soll das Ausmaß häuslicher Gewalt vor Gericht verkleinert und als Ausnahmegeschehen dargestellt werden, anstatt die tatsächliche Häufigkeit anzuerkennen und Schritte im Sinne des Schutzes für die Gewaltopfer zu setzen.
Diesbezüglich sind auch die verschiedenen möglichen Gründe für meist mütterliches (restriktives) Gatekeeping im Gerichtsverfahren zu berücksichtigen und dem Kinderschutz vor den Interessen von Elternteilen auf Besuchskontakte der Vorrang zu geben. Meist treten laut Zimmermann et al. als Gründe für elterliches Gatekeeping ein berechtigt oder unberechtigt negatives Bild vom anderen Elternteil, eine Disposition in der Persönlichkeit der Mutter zu Ängstlichkeit, Misstrauen und einer vorwurfsvollen Haltung auf, aber auch wahrgenommene väterliche Suchtprobleme sowie psychische Instabilität oder Gewaltbereitschaft beim Vater sind wichtige Vorhersagefaktoren für mütterliches protektives Gatekeeping. Besonders problematisch am Konzept des "PAS", wie es im Familienrecht benutzt wird, ist, dass Vorwürfe von häuslicher Gewalt oder sexuellem Missbrauch in dem Sinne gegen Frauen eingesetzt werden, dass diese Vorwürfe als "Evidenz" eines "Parental Alienation Syndrome" geltend gemacht werden. Das Expert:innengremium des GREVIO hat mit Besorgnis festgestellt, dass das Konzept des "PAS" und ähnliche Konzepte in Fort- und Weiterbildungstrainings, Polizei- und Gesetzesinitiativen genutzt wurden. Weiterhin wird im Bericht festgehalten, dass die Entscheidungen und Maßnahmen von Richter:innen, Rechtsanwält:innen, Entscheidungsträger:innen im Gesundheitswesen und in der Kinder-Jugend-Hilfe auf der Annahme aufbauen, dass Kinder zu ihren Eltern Kontakt haben sollten, außer es gibt überwältigende Gründe, die dagegen sprechen, und dass Gerichte danach streben, dies sogar in Fällen nachgewiesener häuslicher Gewalt durchzusetzen. Daher fordern die Expert:innen, dass alle professionellen Entscheidungsträger:innen, die in diesen Prozessen involviert sind, ausreichend in den Dynamiken von häuslicher Gewalt ausgebildet sind:
"In countries such as Austria, France, Italy, Portugal and Spain, GREVIO observed that the joint exercise of parental authority was generally maintained, even in the event of a final criminal conviction for violence committed against the other parent or where a protection order exists. 110 In its baseline evaluation reports on Belgium, Italy and Portugal, GREVIO criticised the tendency of the judiciary to consider domestic violence as mere disputes between parents. 111 More generally, GREVIO observed in Austria, Montenegro, Portugal, Serbia, Sweden and Turkey a lack of understanding among judges and other professionals of the harm borne by children in witnessing domestic violence. … The use of parental alienation is highly gendered and frequently used against mothers."
Diese alarmierenden Aussagen zeigen die dr...