Bei der Frage, inwiefern sich E-Learning-Kurse als besondere Qualifizierungs-/Fortbildungsinstrumente für Richterinnen und Richter eignen, sind zunächst die positiven Rahmenbedingungen hervorzuheben, insbesondere
Im Vordergrund steht allerdings vor allem die Vermittlung von interdisziplinärem und fundiertem Wissen, um Fachkräfte weiter und besser zu qualifizieren. Durch die Aufbereitung verschiedener Module sowie fachübergreifender Themenschwerpunkte gelingt die Interdisziplinarität auf der Lernplattform "Gute Kinderschutzverfahren" und trägt wesentlich zum Verständnis und zur Klarheit der Rollen der verschiedenen Professionen in familiengerichtlichen Kinderschutzverfahren bei. Auch die Möglichkeit des Wissenserwerbs durch verschiedene Kanäle (über 60 Fachtexte in Form von Basis- und Vertiefungstexten, Interviews mit Expertinnen und Experten aus Praxis und Wissenschaft sowie mit Betroffenen, Zusatzmaterialien sowie Fallanwendungen) und der anschließende Erhalt eines Zertifikats nach erfolgreichem Abschluss der Prüfungsfragen erhöhen die Qualität dieses E-Learning-Kurses. Darüber hinaus zeigen die Rückmeldungen zum ersten Kursdurchlauf, wie zufrieden die Absolventinnen und Absolventen mit dem Kurs waren. So stimmten 75,9 % überwiegend/genau der Aussage zu, dass E-Learning ein geeignetes Format zur Weiterbildung zu diesem spezifischen Thema darstellt. Auch war nach Bearbeitungsabschluss eine bedeutsame Zunahme des subjektiven Wissens, der Handlungs- sowie emotionaler und interdisziplinärer Kompetenz der Absolventinnen und Absolventen in sämtlichen Teilbereichen zu verzeichnen.
Den möglichen Defiziten an Kommunikation und Austausch in Präsenz und vor Ort kann beispielsweise damit entgegengewirkt werden, dass man das Lernformat des "Blended Learning" einführt, also das E-Learning-Programm mit einer anschließenden klassischen Anwesenheitsveranstaltung verbindet. Das Projekt "Gute Kinderschutzverfahren" hat dies, soweit es aufgrund der Pandemielage möglich war, in seinem zweiten Projektteil umgesetzt, indem es in den jeweiligen Modellstandorten Fachtagungen mit Vorträgen veranstaltete und so auch einen Rahmen für interdisziplinäre Zusammenarbeit und für persönlichen Austausch und Kommunikation vor Ort, auch mit den Vortragenden, schaffte.
Auch in der Lehre an Hochschulen sollen E-Learning-Kurse zum Kindesschutz eingesetzt und stärker in der Ausbildung und im Studium praktiziert bzw. genutzt werden. Plattformbasiertes E-Learning ist damit stark im Kommen. An der Frankfurt University of Applied Sciences etwa ist der Interdisziplinäre Kinderschutzfachtag als E-Learning-Modul seit längerem für Studierende vorgeschrieben.