FF 10/2022, Gute Kinderschutzverfahren und die aktuelle ... / 3. Umsetzung im E-Learning-Kurs

Die Kindesanhörung als zentraler Verfahrensabschnitt zur Einbringung kindlicher Sichtweisen wird im Basis-Curriculum des E-Learning-Kurses an mehreren Stellen thematisiert. So wird sie u.a. in Modul 1 im Rahmen völkerrechtlicher Verträge wie der UN-Kinderrechtskonvention und in Modul 5 hinsichtlich der Verfahrensbeistandschaft, welche das Kind auf die Anhörung vorbereitet und dieses im Anhörungstermin begleitet, näher beleuchtet. Modul 2 zur kindlichen Entwicklung beschäftigt sich zudem in einem Fachtext, einem Zusatzmaterial und in ergänzenden Interviews mit der Entwicklung der Gesprächsfähigkeit von und der Gesprächsführung mit Kindern und Jugendlichen sowie der kindgerechten Kommunikation. In der interaktiven Fallanwendung "Manja und Dennis" wird zudem im Rahmen der Fallbearbeitung das Beispiel eines Anhörungsvermerks vorgestellt.

Schwerpunktmäßig widmet sich aber Modul 4 in seiner ersten Lerneinheit, welche das Kind als zentrales Subjekt im Kinderschutzverfahren betrachtet, der Kindesanhörung. Dort wird sie insbesondere im Rahmen eines Fachtextes und eines Interviews zur kindgerechten Justiz und zu den Leitlinien des Europarats für eine kindgerechte Justiz sowie ausführlich im Fachtext von Prof. Dr. Heinz Kindler hinsichtlich ihrer rechtlichen Vorgaben, der Gesprächsführung sowie ihrem Aufbau behandelt. In den Zusatzmaterialen werden u.a. die alte und die neue Fassung des § 159 FamFG gegenübergestellt.

Anhand der verschiedenen Verortungen im Kurs und der variierenden thematischen Schwerpunkte wird deutlich, wie zentral der Aspekt der Interdisziplinarität für die Kindesanhörung ist. Auch wird deutlich, dass Familienrichterinnen und Familienrichter auf Erkenntnisse anderer Wissenschaften, insbesondere der Psychologie, zur Ausgestaltung der Anhörung und der Gesprächsführung mit Kindern und Jugendlichen angewiesen sind. Daher wird im folgenden Abschnitt hinsichtlich der neu eingeführten Qualifikationsanforderungen für Richterinnen und Richter ein besonderes Augenmerk auf den Erwerb fachübergreifender und außerjuristischer Grundkenntnisse gelegt.