Zitat

Kinder müssen für die Dummheit der Erwachsenen zahlen, bis sie alt genug sind, selbst welche zu machen.

Den Inhalt dieses Zitats von Jean Anouilh erleben wir Familienanwälte praktisch jeden Tag. Kein Bereich des Familienrechts wird so emotional ausgetragen, wie die Kindschaftssachen. Zwar wird allseits betont, es sollten keinesfalls die Kinder sein, die unter der Trennung der Erwachsenen zu leiden haben, aber wie sieht die Realität aus? Da verliert der Vater unmittelbar nach der Trennung jedwede Fähigkeit, die Kinder zu beaufsichtigen oder gar mit ihnen in Urlaub zu fahren. Verständigungen zwischen den Eltern sind nur noch schwer möglich. Der Konflikt wird auf die Kinder übertragen, die teilweise die Sprachlosigkeit der Eltern untereinander durch Botendienste ersetzen sollen. Im Kindesunterhalt wird um die Eingruppierung in die einzelnen Einkommensgruppen der Düsseldorfer Tabelle erbittert gestritten, obwohl es hierbei um Beträge von teilweise weniger als 20,00 EUR geht. Die Palette der "Sorgen" innerhalb der Kindschaftssachen kann kaum größer sein.

Die Herbsttagung der Arbeitsgemeinschaft vom 22. bis 24.11.2012 in Bremen wird sich unter anderem mit diesen Themen beschäftigen. Sie gibt uns zum einen die Möglichkeit, innerhalb der einzelnen Workshops uns mit den aktuellen Problemen rund ums Kind zu beschäftigen. Genauso wichtig ist jedoch auch der Austausch untereinander, da diese Sorgen unser aller Sorgen sind. Es ist auch unsere Aufgabe als Familienanwälte, die Kindschaftssachen möglichst schonend für die Kinder zu regeln und uns nicht vor den Karren der Mandantschaft spannen zu lassen, um Verletzungen auf der Elternebene auf die Kindesebene durchschlagen zu lassen.

Ein Diskussionsthema dürfte das Spannungsfeld zwischen Betreuungsunterhalt auf der einen Seite, in dem der Mutter die Verpflichtung zur Fremdbetreuung vorgegeben wird, und auf der anderen Seite die Frage des Aufenthalts des Kindes sein, bei dem immer noch der Grundsatz "Eigenbetreuung geht vor Fremdbetreuung" in die Verfahren einfließt.

Auf den Erfahrungsaustausch der Kollegen der unterschiedlichen OLG Bezirke bin ich jedes Jahr besonders gespannt. Er gibt die Möglichkeit, über den Tellerrand hinauszuschauen und sich inspirieren zu lassen.

Da der Auftritt der Familienanwälte im Internet immer umfangreicher und wichtiger wird, soll die Homepage als Werbemittel einen weiteren größeren Bereich unseres Erfahrungsaustauschs einnehmen. Für die Mandanten ist es zunehmend schwieriger geworden, einen geeigneten Vertreter für ihre familienrechtlichen Probleme ausfindig zu machen. Der Anwalt selbst wiederum hat Schwierigkeiten, abzuschätzen, welche Informationen in welcher Weise im Internet dargestellt werden sollen. Die Macher unserer sehr erfolgreichen Homepage www.familienanwaelte-dav.de werden Ihnen Tipps und Anregungen hierzu vermitteln.

Die "Aktuelle Stunde" am Samstag beschäftigt sich mit dem Konflikt des biologischen Vaters. Ein Thema, was uns alle immer mehr, nicht nur im Rahmen der Anfechtungsverfahren und der darin zu klärenden Frage der sozial-familiären Beziehung, beschäftigt. Auch der Referentenentwurf des BMJ zur Stärkung des Umgangsrechts leiblicher Väter auf der Grundlage der beiden Entscheidungen des EuGHMR lädt zu Diskussionen ein.

Und da das Kind im Mittelpunkt unserer Herbsttagung 2012 steht, wollen wir im Rahmen des abendlichen gemeinsamen Zusammenkommens das Kind in uns hervorholen. Im Rahmen von Gesprächen bei Speis und Varieté kann die Ernsthaftigkeit des Tages der Unbeschwertheit einer Zirkus-Welt weichen.

Ich freue mich auf diese abwechslungsreiche Tagung mit spannenden Themen rund ums Kind und möchte mit einem Zitat von Paul Watzlawick enden:

Zitat

In der Wahl seiner Eltern kann man nicht vorsichtig genug sein.

Autor: Klaus Weil, Rechtsanwalt und Fachanwalt für Familienrecht, Marburg

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