Zusammenfassung
Die am häufigsten zitierte und diskutierte gesundheitswissenschaftliche Definition von Gesundheit stellt die Definition der Welt-Gesundheitsorganisation, WHO von 1946 dar: "Gesundheit ist ein Zustand vollkommenen … körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens … und nicht die Abwesenheit von Krankheit und Gebrechlichkeit."
- Art. 2 Abs. 2 Grundgesetz:
"Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Die Freiheit der Person ist unverletzlich. In diese Rechte darf nur auf Grund eines Gesetzes eingegriffen werden."
Das Grundrecht schützt sowohl die physische als auch die psychische Gesundheit eines Menschen, nicht jedoch das soziale Wohlbefinden.
- Verfassung der WHO von 1946. "Der Besitz des bestmöglichen Gesundheitszustandes bildet eines der Grundrechte jedes menschlichen Wesens, ohne Unterschied der Rasse, der Religion, der politischen Anschauung und der wirtschaftlichen oder sozialen Stellung."
- Art. 11, Europäische Sozialcharta von 1961. "Jedermann hat das Recht, alle Maßnahmen in Anspruch zu nehmen, die es ihm ermöglichen, sich des besten Gesundheitszustandes zu erfreuen, den er erreichen kann."
- § 3 Abs. 1 Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG)
- Arbeitssicherheitsgesetz
- SGB VII
1 Unterschiedliche Definitionen und Kriterien
- 1987 entwickelte die WHO ihre Definition im Nachgang zur Ottawa Charta weiter: "Gesundheit ist die Fähigkeit und die Motivation, ein wirtschaftlich und sozial aktives Leben zu führen".
- Der Gesundheitssoziologe Klaus Hurrelmann definiert Gesundheit als "Zustand des objektiven und subjektiven Befindens einer Person, der gegeben ist, wenn diese Person sich in den physischen, psychischen und sozialen Bereichen ihrer Entwicklung im Einklang mit den eigenen Möglichkeiten und Zielvorstellungen und den jeweils gegebenen äußeren Lebensbedingungen befindet."
- Der Sozialmediziner Aaron Antonovsky (1923–1994), der den Denkansatz der Salutogenese geprägt hat, definierte Gesundheit nicht als einen Zustand, sondern als stetigen Prozess zwischen den Polen Gesundheit und Krankheit.
- Der Gesundheitswissenschaftler und Soziologe Bernhard Badura, der das Betriebliche Gesundheitsmanagement in Deutschland in den vergangenen Jahrzehnten mitgeprägt hat, definiert Gesundheit in Anlehnung an die WHO-Definition als "nicht nur etwas objektiv Feststellbares, sondern auch etwas subjektiv Erlebtes".
- Badura definiert Gesundheit des weiteren: "Gesundheit ist eine Fähigkeit zur Problemlösung und Gefühlsregulierung, durch die ein positives seelisches und körperliches Befinden – insbesondere ein positives Selbstwertgefühl – und ein unterstützendes Netzwerk sozialer Beziehungen erhalten oder wieder hergestellt wird."
- Im Arbeitsschutz hat die Definition von Gesundheit große praktische Relevanz für die Gefährdungsbeurteilung, bei der physische, psychische und soziale Gefährdungs- und Schutzfaktoren bzw. Ressourcen in die Erhebung einzubeziehen sind.
Fazit
Die Definition von Gesundheit variiert je nach Blickwinkel und hat sich über die Jahrzehnte verändert. Das psychische und soziale Wohlbefinden gewinnt an Relevanz für den Erhalt der Gesundheit. Diese Entwicklung geht einher mit den Arbeitsanforderungen der Arbeitslandschaft im 21. Jahrhundert, in der physische Belastungsfaktoren bei der Arbeit durch Technisierung und Automatisierung weiter zurückgehen und die Mensch-Mensch-Schnittstelle wachsenden Einfluss auf Arbeit und Gesundheit erhält.
Häufige Kriterien der Gesundheit in der Literatur
- Störungsfreiheit
- Leistungsfähigkeit
- Rollenerfüllung
- Homöostase/Gleichgewichtszustand
- Flexibilität
- Anpassung
- Wohlbefinden
2 Gesundheit am Arbeitsplatz
Physisches und psychosoziales Wohlbefinden unterliegt vielfältigen Einflussfaktoren. Diese können sowohl am Arbeitsplatz als auch im Privatleben entstehen und wechselseitig aufeinander wirken. Ganzheitlich denkende Arbeitgeber bieten Gesundheitsmanagement-Konzepte an, die Beruf und Privatleben unterstützen.
Der Arbeits- und Gesundheitsschutz leistet einen wesentlichen Beitrag zur Schaffung einer gesundheitsförderlichen Arbeitssituation durch die Erhebung von umfassenden Gefährdungsbeurteilungen, v. a. auch der psychischen Belastungen nach DIN EN ISO 10075.
Daraus erfolgt die Entwicklung und Umsetzung geeigneter Maßnahmen und deren Wirkungsüberprüfung, die in interdisziplinärer Zusammenarbeit mit betrieblichen Gesundheitsakteuren erfolgen sollte, wie dies ein ganzheitliches betriebliches Gesundheitsmanagement vorsieht.
Die Krankenkassen prognostizieren einen in allen Altersgruppen weiter ansteigenden Anteil der Arbeitsunfähigkeiten durch psychische Erkrankungen.
Psychische Belastungen als Einflussfaktor auf die Gesundheit am Arbeitsplatz gewinnen im 21. Jahrhundert zunehmende Bedeutung aufgrund von Veränderungen und neuen Herausforderungen in der Arbeitslandschaft:
- weitere Zunahme der Tä...