Entscheidungsstichwort (Thema)
Erfolgsaussicht, hinreichende. Mehrarbeitsvergütung. Prozesskostenhilfe
Leitsatz (redaktionell)
Der Rechtsverfolgung fehlt es an der hinreichenden Erfolgsaussicht i.S.v. § 114 ZPO, wenn der klagende Arbeitnehmer die tatsächlichen Voraussetzungen eines Mehrarbeitsvergütungsanspruchs in der geltend gemachten Höhe nicht ausreichend dargelegt. Ausreichend ist die Darlegung wenn ersichtlich ist, an welchen Tagen und zu welchen Tageszeiten er über die übliche Arbeitszeit hinaus tätig geworden ist und ob die Überstunden vom Arbeitgeber angeordnet oder zur Erledigung der ihm obliegenden Arbeit notwendig waren oder vom Arbeitgeber gebilligt oder geduldet worden sind. Dazu gehört es, Art und Lage der regelmäßigen betrieblichen Arbeitszeit darzulegen, sowie darzulegen, an welchen Tagen und Stunden er konkret über die regelmäßige betriebliche Arbeitszeit hinausgehende abweichende Arbeitsleistungen erbracht hat und dass diese Arbeitsleistung vom Arbeitgeber angeordnet oder geduldet war.
Normenkette
ZPO § 114
Verfahrensgang
ArbG Ludwigshafen (Beschluss vom 11.05.2010; Aktenzeichen 6 Ca 921/09) |
Tenor
Die Beschwerde des Klägers gegen den Beschluss des Arbeitsgerichts Ludwigshafen am Rhein – Auswärtige Kammern Landau in der Pfalz – vom 11.05.2010, Az. 6 Ca 921/09 wird zurückgewiesen.
Gründe
Die nach § 127 Abs. 2 ZPO statthafte und insgesamt zulässige Beschwerde ist unbegründet. Das Arbeitsgericht hat den weitergehenden Prozesskostenhilfeantrag des Klägers mangels hinreichender Erfolgsaussichten der Rechtsverfolgung zu Recht zurückgewiesen.
Der Beschwerde kann zunächst nicht zum Erfolg verhelfen die Tatsache, dass das Arbeitsgericht für eine Forderung in Höhe von 400,– EUR Prozesskostenhilfe im Hinblick auf den zwischen den Parteien abgeschlossenen Vergleich bewilligt hat, obwohl an sich auch hinsichtlich dieser Teilforderung hinreichende Erfolgsaussichten nicht bestanden. Zwar mag diese Teilbewilligung nicht in Übereinstimmung mit den gesetzlichen Voraussetzungen der Prozesskostenhilfebewilligung stehen. Sie beschwert den Kläger aber nicht. Andererseits kann der Kläger aus dieser Teilbewilligung trotz fehlender hinreichender Erfolgsaussichten nicht herleiten, dass auch für die weitergehende Rechtsverfolgung trotz insgesamt nicht bestehender hinreichender Erfolgsaussichten Prozesskostenhilfe zu bewilligen war.
Der Rechtsverfolgung hatte insgesamt keine hinreichenden Erfolgsaussichten im Sinne des § 114 ZPO. Der Kläger hat die tatsächlichen Voraussetzungen eines Mehrarbeitsvergütungsanspruchs in der geltend gemachten Höhe nicht ausreichend dargelegt.
Der Arbeitnehmer, der im Prozess von seinem Arbeitgeber die Bezahlung von Überstunden fordert muss, zumal wenn zwischen der Geltendmachung und der behaupteten Leistung ein längerer Zeitraum liegt, beim Bestreiten der Überstunden im Einzelnen darlegen, an welchen Tagen und zu welchen Tageszeiten er über die übliche Arbeitszeit hinaus tätig geworden ist. Ferner muss er vortragen, ob die Überstunden vom Arbeitgeber angeordnet oder zur Erledigung der ihm obliegenden Arbeit notwendig waren oder vom Arbeitgeber gebilligt oder geduldet worden sind.
Der Arbeitnehmer muss daher Art und Lage der regelmäßigen betrieblichen Arbeitszeit darlegen, er muss weiter darlegen, an welchen Tagen und Stunden er konkret über die regelmäßige betriebliche Arbeitszeit hinausgehende abweichende Arbeitsleistungen erbracht hat und dass diese Arbeitsleistung vom Arbeitgeber angeordnet oder geduldet war.
Der Kläger hat nicht ausreichend dargelegt, dass er in den von ihm angegebenen Zeiten durchgängig Arbeitsleistung erbracht hat. Die Arbeitszeit eines Busfahrers ist nicht notwendigerweise die zwischen Abfahrt und Rückkehr liegende Zeit. Arbeitszeit ist die Zeit, in der die arbeitsvertraglich geschuldete Leistung des Fahrens unter Einschluss notwendiger Vor- und Nachbereitungstätigkeiten zu erbringen ist. Nicht zur Arbeitszeit gehören auf jeden Fall Ruhepausen. Die Ruhepause ist auch schuldrechtlich nicht Teil der vergütungspflichtigen Arbeitszeit außer es ist vertraglich vereinbart oder tariflich festgelegt (vgl. LAG Rheinland-Pfalz 01.04.2004 – 4 Sa 2128/03 –, juris). Ausweislich seiner zuletzt vorgelegten Aufstellung hat der Kläger seine Berechnung ausgehend von Abfahrtszeit und Rückkehrzeit vorgenommen. Welche Zeiten innerhalb dieses Rahmens tatsächlich Arbeitszeit im dargestellten Sinne waren ist nicht ersichtlich. Der Kläger hat nicht vorgetragen, dass eine Vereinbarung mit der Beklagten getroffen wurde, wonach auch Pausen vergütungspflichtige Arbeitszeit darstellen sollten.
Ein Grund für die Zulassung der Rechtsbeschwerde besteht nicht.
Fundstellen