Verfahrensgang
LG Düsseldorf (Urteil vom 03.05.2016; Aktenzeichen 4b O 111/14) |
Tenor
I. Auf die Berufung wird das am 3.5.2016 verkündete Urteil der 4b Zivilkammer des LG Düsseldorf - unter Zurückweisung des weiter gehenden Rechtsmittels - dahingehend abgeändert, dass die Verurteilung der Beklagten zum Rückruf (Ziff. I. 3.) und zur Vernichtung (Ziff. I. 4.) entfällt, sich die Verurteilung zur Rechnungslegung (Ziff. I. 2) und zum Schadenersatz (Ziff. II) lediglich auf die Benutzungsart des Anbietens beschränkt und die Klage, soweit die Verurteilung der Beklagten wie vorstehend ausgeführt aufgehoben bzw. beschränkt wurde, abgewiesen wird.
II. Die Kosten des Rechtsstreits erster und zweiter Instanz werden der Klägerin zu 20 % und der Beklagten zu 80 % auferlegt.
III. Das Urteil und das Urteil des LG sind vorläufig vollstreckbar.
Die Beklagte darf die Zwangsvollstreckung der Klägerin gegen Sicherheitsleistung in Höhe von 1.500.000,- EUR abwenden, wenn nicht die Klägerin vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher Höhe leistet.
Die Klägerin darf die Zwangsvollstreckung der Beklagten durch Sicherheitsleistung in Höhe von 120 % des für die Beklagte vollstreckbaren Betrages abwenden, wenn nicht die Beklagte vor der Vollstreckung Sicherheit in Höhe von 120 % des jeweils zu vollstreckenden Betrages leistet.
IV. Die Revision wird nicht zugelassen.
V. Der Streitwert für Berufungsverfahren wird auf 1.500.000,- EUR festgesetzt.
Gründe
I. Die Klägerin nimmt die Beklagte wegen Verletzung des deutschen Teils des europäischen Patents EP 1 070 AAA B1 (nachfolgend: Klagepatent) auf Unterlassung, Auskunftserteilung und Rechnungslegung, Rückruf, Vernichtung sowie auf Feststellung der Schadenersatzpflicht dem Grunde nach in Anspruch.
Das Klagepatent wurde am 31.3.1999 unter Inanspruchnahme der Priorität zweier dänischer Schriften vom 6.4.1998 bzw. vom 23.2.1999 in englischer Verfahrenssprache angemeldet. Die Offenlegung der Patentanmeldung erfolgte am24.1.2001. Der Hinweis auf die Erteilung des Klagepatents wurde am16.2.2005 veröffentlicht. Der deutsche Teil des Klagepatents, der beim Deutschen Patent- und Markenamt unter dem Aktenzeichen DE 699 23 AAB T2 geführt wird, ist in Kraft. Auf eine durch die Beklagte am 16.2.2015 erhobene Nichtigkeitsklage hin wurde das Klagepatent durch das Bundespatentgericht aufgrund einer mündlichen Verhandlung vom 7.3.2017 im streitgegenständlichen Umfang aufrechterhalten.
Eingetragene Inhaberin des Klagepatents ist die B ApS, die am 28.2.2014 in "C ApS" umfirmiert wurde. Sie erteilte der Klägerin in einem Lizenzvertrag vom 28.11.2012 eine ausschließliche Lizenz am Klagepatent (vgl. Anlage K 6), wobei dieser Lizenzvertrag am 7.10.2014 ergänzt wurde (vgl. Anlage K 8). In dem Ergänzungsvertrag heißt es unter anderem:
"LICENSOR hereby grants to LICENSEE a worldwide and exclusive right to produce or having produced, distribute and sell products which make use of any of the PATENTS...
LICENSOR herewith assigns to LICENSEE all claims against third parties resulting out of the infringement of any of the PATENTS, also regarding the past ...
The provisions of the AGREEMENT 2012 shall remain binding only to the extent they do not conflict with the provisions of the present agreement."
Das Klagepatent betrifft eine "Anlage zum Trocknen von feuchtem, aus Partikeln bestehendem Stoff mittels überhitztem Dampf" ("Apparatus for the drying of moist particulate materials in superheated steam"). Sein Patentanspruch 1 ist in der im hiesigen Verfahren streitgegenständlichen Fassung wie folgt gefasst:
"Apparatus for drying particulate material in superheated steam comprising:
a closed container (1) having a lower cylindrical part connected to a conicial transition piece, the conical transition piece connected to an upper cylindrical part having a greater diameter than the lower cylindrical part,
a heat exchanger (3) located in a central part of the container,
a steam transport element (6) for receiving superheated steam from the heat exchanger (3) located in the lower cylindrical part and for transporting a superheated steam in the container through a steam permeable bottom (5),
a series of upwardly open, elongated and substantially vertical processing cells (2), which are disposed around the central part with the heat exchanger (3), where a first cell has an inlet for the particulate material, and the last cell (4) is the discharge cell with discharge means for the dried material, which last cell (4) has a closed bottom, while the remaining cells (2) have a bottom (5) through which the steam can permeate, and where the processing cells (2) which lie side by side are open at the top ends opposite a common transfer zone (13), and in their bottoms are connected through openings (11) at the lower ends of the cells, whereby the material, led into the first processing cell (2), is dried during passage through the processing cells (2) by a superheated steam which is blown up from the heat exchanger (3) through the steam permeable bottoms (5) ...