Verfahrensgang
AG Aachen (Beschluss vom 12.12.2003; Aktenzeichen 20 F 30/02) |
Tenor
Auf die (sofortige) Beschwerde der Antragsgegnerin wird ihr in Abänderung des Beschlusses des AG Aachen vom 12.12.2003 Prozesskostenhilfe ohne Raten für die Stufenklage (Anträge vom 27.10.2003) unter Beiordnung von Rechtsanwalt Dr. Kogel bewilligt.
Gründe
Die zulässige Beschwerde der Antragsgegnerin hat in der Sache Erfolg.
Die von ihr im Rahmen des Ehescheidungsverbundverfahrens erhobene Auskunftsstufenklage, mit der sie von dem Antragsteller Auskunft über den Bestand einer Lebensversicherung zum Zeitpunkt der Trennung der Parteien sowie hinsichtlich eines etwaigen Erlöses im Falle vorzeitiger Kündigung begehrt, hat hinreichende Aussicht auf Erfolg.
Grundsätzlich steht dem Ehegatten zwar gem. §§ 1379, 1384 BGB im Falle der Scheidung der Ehe nur ein Auskunftsanspruch hinsichtlich des Vermögensstandes zum Zeitpunkt der Rechtshängigkeit des Scheidungsantrages zu. Davon unberührt bleibt aber der allgemeine Auskunftsanspruch gem. § 242 BGB, der allerdings beschränkt ist auf einzelne Tatbestände, wobei es dem Auskunft begehrenden Ehegatten obliegt, konkrete Anhaltspunkte für ein Handeln i.S.v. § 1375 Abs. 2 BGB vorzutragen (BGH v. 19.4.2000 - XII ZR 62/98, MDR 2000, 834 = FamRZ 2000, 948 [950]). An diesen Vortrag dürfen indes keine übertriebenen Anforderungen gestellt werden. Ausreichend ist die Schilderung von Umständen, aus denen sich ein nicht fernliegender Verdacht auf benachteiligende Handlungen ergibt (vgl. OLG Köln, Beschl. v. 21.12.1998 - 10 UF 105/97, OLGReport Köln 1999, 210 = MDR 1999, 1071 = FamRZ 1999, 1071).
Vorliegend stützt die Antragsgegnerin ihren Verdacht einer benachteiligenden Handlung des Antragstellers auf die Behauptung, er habe eine Lebensversicherung zeitnah zum Stichtag vorzeitig gekündigt, um das an ihn ausgezahlte Kapital in Form des Rückkaufwertes dem Zugewinnausgleich zu entziehen. Dieser Sachvortag - seine Richtigkeit unterstellt - wäre hinreichend, eine Zurechnung des Vermögenswertes zum Endvermögen des Antragstellers gem. § 1375 Abs. 2 Nr. 3 BGB zu rechtfertigen. Der Antragsteller bestreitet bislang auch nicht etwa schriftsätzlich den Bestand einer Lebensversicherung und deren vorzeitige Kündigung. Mit Schriftsatz vom 13.1.2004 behauptet er lediglich, es treffe nicht zu, "dass in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Stichtag eine Lebensversicherung aufgelöst wurde." Es fehlt jeglicher Vortrag und Beleg, wann die Lebensversicherung zurückgekauft wurde. Vor diesem Hintergrund lässt sich nicht von vorneherein die Erfolgsaussicht der Stufenklage verneinen. Dies gilt schon deshalb, weil die Kündigung eines Lebensversicherungsvertrages in der Regel mit erheblichen finanziellen Nachteilen für den Versicherungsnehmer verbunden ist, also nur im Falle dringenden Kapitalbedarfes erfolgt. Dafür aber fehlt es vorliegend an Anhaltspunkten. Der Antragsteller belässt es bei dem allgemeinen Hinweis, es gebe in vielerlei Hinsicht Notwendigkeiten oder Bedarf, eine Lebensversicherung zu kündigen. Deshalb liegt der Verdacht einer Benachteiligungsabsicht, sofern die Auflösung in zeitlicher Nähe zum Stichtag erfolgte, nicht fern.
Fundstellen
Haufe-Index 1163601 |
FamRZ 2005, 274 |
OLGR Köln 2004, 308 |
FF 2004, 301 |
FamRB 2004, 346 |
ZFE 2004, 315 |
JWO-FamR 2004, 291 |