Verfahrensgang
AG Köln (Entscheidung vom 11.09.2001) |
Tenor
Die Rechtsbeschwerde der Betroffenen gegen das Urteil des Amtsgerichts Köln vom 11. September 2001 wird als unbegründet verworfen.
Die Betroffene hat die Kosten des Rechtsmittels zu tragen.
Gründe
I.
Durch Bußgeldbescheid des Oberbürgermeisters der Stadt X vom 9. Mai 2001 ist gegen die Betroffene wegen einer Verkehrsordnungswidrigkeit gemäß §§ 1 Abs. 2, 37 Abs. 2, 49 StVO (Rotlichtverstoß mit Gefährdung) eine Geldbuße von 400,00 DM sowie ein Fahrverbot von einem Monat verhängt worden. Das Amtsgericht hat durch Urteil vom 11. September 2001 den Einspruch der Betroffenen in Anwendung des § 74 Abs. 2 OWiG verworfen. Dagegen richtet sich die Rechtsbeschwerde der Betroffenen, mit der die Verletzung formellen und materiellen Rechts gerügt sowie beantragt wird, das angefochtene Urteil aufzuheben und die Sache an eine andere Abteilung des Amtsgerichts zurückzuverweisen.
II.
1.
Das Rechtsmittel ist gemäß § 79 Abs. 1 Nr. 2 OWiG statthaft, da insoweit der Inhalt des Bußgeldbescheids maßgeblich ist und dort eine Nebenfolge nicht vermögensrechtlicher Art angeordnet worden ist (vgl. OLG Düsseldorf VRS 97, 53 [54] und NStZ-RR 2000, 180 = VRS 98, 371 [372] = NZV 2001, 47; st. Senatsrechtsprechung: SenE v. 04.06.1999 - Ss 217/99 B - = NStZ-RR 1999, 337 [338] = VRS 97, 370 [371] = DAR 1999, 466; SenE v. 31.03.2001 - Ss 227/01 Z -; SenE v. 27.06.2001 - Ss 255/01 Z -; SenE v. 06.11.2001 - Ss 433/01 B -; vgl. a. Göhler, OWiG, 12. Aufl., § 74 Rdnr. 48; Rebmann/Roth/Hermann, OWiG, 3. Aufl., § 74 Rdnr. 20). Auch hinsichtlich ihrer Zulässigkeitsvoraussetzungen im Übrigen begegnet die Rechtsbeschwerde keinen Bedenken. Insbesondere ist sie - entgegen der Auffassung der Generalstaatsanwaltschaft - mit einer den Anforderungen der §§ 344 Abs. 2 StPO, 79 Abs. 3 S. 1 OWiG genügenden Begründung versehen. Denn schon mit der (nicht ausgeführten) Rüge der Verletzung des materiellen Rechts weist die Rechtsbeschwerde - ebenso wie die Revision gegen ein Verwerfungsurteil nach § 329 StPO (vgl. dazu BGHSt 46, 230 = NJW 2001, 1509 = NStZ 2001, 440 m. Anm. Duttge u. Anm. Paulus = DAR 2001, 206 [T]; SenE v. 12.12.2000 - Ss 446/00 - = VRS 100, 45 [46] = NJW 2001, 1223) - eine formell ordnungsgemäße Begründung auf (vgl. SenE v. 28.01.1986 - Ss 826/85 = VRS 70, 458 [459] = VM 1986, S. 52 [Nr. 59] = JMinBl NW 1986, 226 m. w. Nachw.; SenE v. 17.03.1987 - Ss 118/87 B - = VRS 72, 442 [443]; SenE v. 23.12.1999 - Ss 601/99 B -; SenE v. 02.11.2000 - Ss 452/00 Z -).
2.
In der Sache erweist sie sich indessen als unbegründet.
a)
Da das Urteil nach § 74 Abs. 2 OWiG als reines Prozessurteil keine Feststellungen materiell-rechtlicher Art zur Schuld- und Rechtsfolgenfrage enthält (st. Senatsrechtsprechung, vgl. SenE v. 28.01.1986 - Ss 826/85 = VRS 70, 458 [459] = VM 1986, S. 52 [Nr. 59] = JMinBl NW 1986, 226 m. w. Nachw.; SenE v. 30.07.1998 - Ss 359/98 Z - = VRS 95, 429 [430] = NZV 1998, 474; SenE v. 15.10.2001 - Ss 418/01 Z -; SenE v. 07.11.2001 - Ss 451/01 Z -; vgl. zu § 329 StPO: SenE v. 12.12.2000 - Ss 446/00 - = NJW 2001, 1223 = VRS 100, 45), kann mit der Sachrüge nur das Fehlen einer Verfahrensvoraussetzung und das Vorliegen eines Verfahrenshindernisses gerügt werden (SenE v. 17.03.1987 - Ss 118/87 = VRS 72, 442; SenE v. 18.09.1998 -Ss 422/98 B -; SenE v. 23.12.1999 - Ss 601/99 B -; SenE v. 05.05.2000 - Ss 191/00 Z -; SenE v. 28.09.2000 - Ss 326/00 Z -; SenE v. 02.11.2000 - Ss 452/00 Z -; SenE v. 23.01.2001 - Ss 4/01 Z -; vgl. a. Senge, in: Karlsruher Kommentar, OWiG, 2. Aufl., § 74 Rdnr. 55). Die entsprechende Überprüfung ergibt im vorliegenden Fall keine Feststellungen, die den Bestand des angefochtenen Urteils gefährden würden.
b)
Die Verfahrensrüge, mit der die Verletzung der Vorschrift des § 74 Abs. 2 OWiG geltend gemacht wird, führt ebenfalls nicht zum Erfolg des Rechtsmittels, weil sie nicht in einer den Anforderungen der §§ 344 Abs. 2 StPO, 79 Abs. 3 S. 1 OWiG genügenden Weise begründet worden und daher unzulässig ist.
(aa)
Zutreffend geht die Rechtsbeschwerde davon aus, dass die Rechtsfehlerhaftigkeit des Verwerfungsurteils nach § 74 Abs. 2 OWiG (auch) darauf beruhen kann, dass der Betroffene pflichtwidrig nicht von seiner Verpflichtung zum Erscheinen in der Hauptverhandlung entbunden und aus diesem Grund zu Unrecht als säumig behandelt worden ist (SenE v. 02.10.2001 - Ss 361/01 B -; SenE v. 28.05.2001 - Ss 163/01 Z -; SenE v. 16.03.2001 - Ss 77/01 Z -; vgl. a. SenE v. 15.04.1999 - Ss 144/99 Z - = VRS 97, 187 = NZV 1999, 436; Lemke, in: HK-OWiG, § 74 Rdnr. 23). Die Bestimmung des § 74 Abs. 2 OWiG ist verletzt, wenn dem Antrag des Betroffenen auf Entbindung von der Anwesenheitspflicht in der Hauptverhandlung nicht entsprochen worden ist, obwohl die Voraussetzungen dafür gemäß § 73 Abs. 2 OWiG vorgelegen haben (vgl. BayObLG VRS 100, 441 [442] = DAR 2001, 412; OLG Zweibrücken NZV 2000, 304 m. w. Nachw.; vgl. a. OLG Düsseldorf VRS 98, 371 [372 f.] = NStZ-RR 2000, 180 [181] = NZV 2001, 47; st. Senatsrechtsprechung,...