Normenkette
BGB § 823 Abs. 1; GG Art. 1-2
Verfahrensgang
LG Köln (Urteil vom 26.04.2017; Aktenzeichen 28 O 337/16) |
Nachgehend
Tenor
1. Auf die Berufung der Klägerin wird das am 26.04.2017 verkündete Urteil der 28. Zivilkammer des Landgerichts Köln (Az. 28 O 337/16) teilweise abgeändert und insgesamt wie folgt neu gefasst:
Die Beklagte wird verurteilt, es bei Vermeidung eines vom Gericht für jeden Fall der Zuwiderhandlung festzusetzenden Ordnungsgeldes bis zu 250.000,00 EUR, ersatzweise Ordnungshaft, oder einer Ordnungshaft bis zu sechs Monaten, letztere zu vollziehen an einem der Geschäftsführer der Beklagte, zu unterlassen, über die Klägerin zu veröffentlichen und/oder zu verbreiten und/oder veröffentlichen und/oder verbreiten zu lassen:
"Frauengeschichten [...] Dabei war T ihre erste Geliebte. [...] Sonnenmüde. Solche Worte fallen ihr ein. Es ist der Abend eines sonnenmüden Tages 1972 in der Provence. Sie sind durch Lavendelfelder gelaufen und durch Aprikosenplantagen, sie haben Gras geraucht und Rotwein getrunken. Und jetzt befindet sich die junge N Büroangestellten irgendwo im Niemandsland zwischen Tag und Raum. Der Schlaf umfängt sie schon, als sie sanfte Berührungen spürt: 'Nein, denke ich und wehre deine Hand träge ab. Du hältst es für eine Art erotisches Spiel und beginnst, mich zu kitzeln, schnurrst mir ins Ohr.' Die Schlafende wehrt ab: Nicht jetzt! Aber wann sonst, wenn nicht jetzt?, fragten die Hände der anderen. Nein! Nein? Heißt nein nicht ja?, mehr traditionell gesehen. Die vielbeschäftigte Lustvolle oder lustvoll Vielbeschäftigte wendet diesem N Treibgut des halbproletarischen Lebens ihre kostbare Lebenszeit zu und die sagt nein? [...] 'Durch die geschlossenen Lieder sehe ich deine Wut, du kannst es nicht ertragen, verschmäht zu werden.' Die Zurückgewiesene knallt mit der Tür als sie das Zimmer verlässt: Gute Nacht! Dann geschieht es. Ein ohrenbetäubender Krach lässt das ganze alte südfranzösische Lavendelbaumhaus erbeben: 'In Deiner Wut hast du alle gusseisernen Bratpfannen von der Wand gerissen.' [...], in dem T2 und T 1976 zum letzten Mal miteinander sprachen. Damals war es das D, ein Franzose, [...] Sollte ausgerechnet T2 so feinsinnig gewesen sein, sich in zwei Nasenflügel zu verlieben? [...] Es war der reine Zufall, dass er im Jahr 2012 von der verlegerisch obdachlosen ersten Frauenliebe T2s hörte. [...] - Wie war deine Beziehung zu T2?, fragte er. - Wir haben uns geliebt, und wir haben uns gestritten. - Also eine ganz normale Beziehung?! Und wieso schreibst du jetzt nach 40 Jahren darüber? - Weil ich es vergessen wollte. Diese Auskunft überzeugte ihn sofort. Und natürlich, weil T in T2s Autobiografie 2010 nicht vorkam. Etwas an ihr begann unwillkürlich darüber nachzudenken, was da alles nicht vorkam, und als es zu viel wurde, begann sie zu schreiben. Im Juni 1972 haben sie sich kennengelernt, am Bsee. T2 besuchte Ts N Frauengruppe, sie kam schon damals als Stargast. [...] Aber er schaute sich nach ihr um: 'Sie lachte mich breit an. Ich lächle zurück.' [...] Es ist eine Liebeserklärung, nicht unbedingt an die dominante Geliebte von einst, aber doch an die Zeit, die sie miteinander teilten, in der alles voller Zukunft war, erst recht sie selber. [...] Dass T2s erste Frauenliebe [...] Es war ein sehr kurzes Gespräch damals 1976: 'Sie wirkte seltsam streng und machte Bemerkungen, die mir signalisieren sollten, sie sei von mir so weit entfernt, wie die schiffetragenden Wellen von der Tiefe des Meeres es sind.' Zum Abschied hat die Tiefe des Meeres der Wellenfrau noch etwas über Grad und Art ihrer Männlichkeit gesagt. [...] Einmal sind sie sich noch begegnet, auf der Buchmesse in G. T2 musterte die einstige Geliebte kurz, um zu der kühlen Feststellung zu gelangen, dass sie nicht gerade jünger geworden sei. Heißt: Du kommst als Objekt der Begierde nicht mehr infrage! Was für ein Satz, einer von denen, die sie hauptberuflich bekämpft. [...] Immerhin, die verschmähte Liebhaberin hat ihre sexuelle Frustration nur an den historischen südfranzösischen Bratpfannen ausgelassen, nicht an der Schlafenden selbst. Und was machte die? 'Ich tappe hinunter in die Küche und sehe dich am Tisch sitzen. Dein Kopf liegt auf der Tischplatte. Ich gehe zu dir hin, beuge mich über dich, schließe dich in meine Arme.' Flüsternd steigen sie über die Pfannen hinweg. Am nächsten Morgen hängen sie alles wieder auf.",
wie geschehen in dem Artikel mit der Überschrift "Frauengeschichten", der am 24.08.2016 in der Zeitung "U" erschienen ist;
2. Die Berufung der Beklagten wird zurückgewiesen.
3. Die Kosten des Rechtsstreits erster Instanz und des Berufungsverfahrens trägt die Beklagte.
4. Das Urteil ist vorläufig vollstreckbar, hinsichtlich des Unterlassungstenors gegen Sicherheitsleistung in Höhe von 10.000 EUR und im Übrigen wegen der Kosten gegen Sicherheitsleistung in Höhe von 110 % des jeweils zu vollstreckenden Betrages.
5. Die Revision wird nicht zuge...