Entscheidungsstichwort (Thema)
Werkvergütung
Verfahrensgang
LG Halle (Saale) (Urteil vom 09.02.2000; Aktenzeichen 3 O 168/99) |
Tenor
I. Die Berufung der Beklagten gegen das am 9. Februar 2000 verkündete Urteil der 3. Zivilkammer des Landgerichts Halle (Saale) – 3 O 168/99 – wird zurückgewiesen.
II. Auf die Anschlussberufung der Klägerin wird dieses Urteil teilweise abgeändert und neu gefasst.
III. Die Beklagte wird verurteilt,
der Klägerin 361.653,94 DM (dreihunderteinundsechzigtausend sechshundert und dreiundfünfzig 94/100 DM) nebst Verzugszinsen zu zahlen, die 1 % über dem Zinssatz der Spitzenrefinanzierungsfazilität der Europäischen Zentralbank liegen, und zwar
- aus 151.853,94 DM ab 9. Februar 1999 und
- aus 361.653,94 DM ab 25. September 1999;
der Klägerin die 15 Bürgschaftsurkunden der H. Kreditversicherungs-AG – Ref. 30/3936.1/1/80 – herauszugeben, und zwar
2.1. Bürgschaftsurkunde vom 29. Mai 1998 Nummer 456.885,
2.2. Bürgschaftsurkunde vom 2. Juni 1998 Nummer 456.886,
2.3. Bürgschaftsurkunde vom 2. Juni 1998 Nummer 456.887,
2.4. Bürgschaftsurkunde vom 2. Juni 1998 Nummer 456.888,
2.5. Bürgschaftsurkunde vom 2. Juni 1998 Nummer 456.889,
2.6. Bürgschaftsurkunde vom 2. Juni 1998 Nummer 456.890,
2.7. Bürgschaftsurkunde vom 2. Juni 1998 Nummer 456.891,
2.8. Bürgschaftsurkunde vom 2. Juni 1998 Nummer 456.892,
2.9. Bürgschaftsurkunde vom 2. Juni 1998 Nummer 456.893,
2.10. Bürgschaftsurkunde vom 2. Juni 1998 Nummer 456.894,
2.11. Bürgschaftsurkunde vom 2. Juni 1998 Nummer 456.895,
2.12. Bürgschaftsurkunde vom 2. Juni 1998 Nummer 456.896,
2.13. Bürgschaftsurkunde vom 2. Juni 1998 Nummer 456.897,2.14. Bürgschaftsurkunde vom 2. Juni 1998 Nummer 456.898,
2.15. Bürgschaftsurkunde vom 2. Juni 1998 Nummer 456.899.
IV. Die Beklagte hat die Kosten des Rechtsstreits zu tragen.
V. Das Urteil ist vorläufig vollstreckbar. Die Beklagte darf die Zwangsvollstreckung abwenden, sofern sie 550.000,00 DM Sicherheit leistet. Sie kann die Sicherheit durch Hinterlegung des entsprechenden Geldbetrages oder durch Bürgschaft eines in der Europäischen Union zugelassenen Kreditinstitutes oder Kreditversicherers leisten. Bei Sicherheitsleistung durch Bürgschaft muss der Bürge in der schriftlichen Bürgschaftserklärung auf die Einrede der Vorausklage verzichten und sich auf unbestimmte Zeit verbürgen.
VI. Der Wert der Beschwer der Beklagten wird auf 451.914,80 DM festgesetzt.
Tatbestand
Die Klägerin klagt auf Zahlung der restlichen Vergütung für die Ausführung von Bauleistungen.
Die Beklagte (damals unter der Firma B. Bauträger GmbH) beauftragte die Klägerin, 2 Reihenhäuser, 3 Doppelhäuser und 1 Mehrfamilienhaus schlüsselfertig zu bauen. In dem Generalunternehmervertrag vom 16./17. Oktober 1996 (GUV, Bd. I Bl. 6-18) vereinbarten sie die VOB/B und „für die schlüsselfertige Erstellung” einen „absoluten Brutto-Pauschalfestpreis”. Die Pauschalsumme „brutto 4.196.000,00 DM” wurde handschriftlich neben die Pauschalpreise für die Häuser eingetragen (Bd. I Bl. 9). Im GUV sind unter anderem geregelt eine Vertragsstrafe (§ 5), Sicherheiten (§ 6), Sonderwünsche (§ 10) und die Abnahme (§ 14).
Einige der Hauserwerber wünschten zusätzliche oder besondere Leistungen. Darüber unterbreitete die Klägerin der Beklagten so genannte Nachtragsangebote (Telefaxe vom 4. März 1997 betreffend Häuser 13 und 15 Bd. I Bl. 113, vom 11. März 1997 betreffend Häuser 13 und 15 Bd. I Bl. 115, vom 11. März 1997 betreffend Häuser 9, 13, 15, 18 und 20 Bd. I Bl. 116; Schreiben vom 23. April 1997 betreffend Häuser 9, 12, 18, 19, 20, 21 und 23 Bd. I Bl. 122, Änderungsvermerk vom 11. März 1997 und Schreiben vom 9. Juni 1997 beide betreffend Haus 23 Bd. I Bl. 114 bzw. Bl. 123). Von einer Angestellten der Beklagten erhielt die Klägerin ein entsprechendes Aufforderungsschreiben vom 27. März 1997 (Bd. I Bl. 117, vgl. dazu Bd. I Bl. 118 und 119) und Auftragsbestätigungen vom 11. April 1997 (Bd. I Bl. 120) und vom 16. April 1997 (Bd. I Bl. 121).
Die Klägerin stellte die Häuser Juli 1997 bis Ende September 1997 fertig. Auf den 15 Abnahmebescheinigungen – die erste datiert vom 25. Juli 1997 und die letzte vom 30. September 1997 – steht jeweils auf der Vorderseite der Vermerk über die Abnahme der schlüsselfertigen Erstellung des einzelnen Hauses. Auf der Rückseite sind die noch zu behebenden Mängel aufgelistet (siehe Abnahmebescheinigungen Bd. I Bl. 19-33).
Die Klägerin übersandte der Beklagten 6 Schlussrechnungen vom 31. Juli/15. August 1997. Sie bezogen sich auf die 6 Hauskomplexe, nämlich die 2 Reihenhäuser, die 3 Doppelhäuser und das eine Mehrfamilienhaus, wobei die Klägerin in den Rechnungen die Häuser entsprechend den Abnahmeprotokollen mit den Hausnummern bezeichnete. In den jeweiligen Anlagen zu den Rechnungen sind die Mehr- und die Minderleistungen aufgelistet (siehe die Schlussrechnungen nebst Anlagen Bd. I Bl. 34-67). Aus der Summe der Schlussrechnungsbeträge abzüglich geleisteter Zahlungen errechnete die Klägerin 361.653,94 DM als ihre offene Vergütungsforderung (vgl. die „Aufstellung Forderungen und Zah...