Rn 14
Umfasst sind sämtliche Verfahren, die die Bestimmung der Person oder der Rechte oder Pflichten des Vormunds betreffen (§§ 1773–1808 BGB); insb sind zu nennen (vgl BTDrs 16/6308, 234; vgl auch Prütting/Helms/Hammer § 151 Rz 15–18a; MüKoFamFG/Heilmann § 151 Rz 41–43; Sternal/Schäder § 151 Rz 14):
- die Anordnung der Vormundschaft, auch schon vor der Geburt des Mündels (§ 1773 BGB),
- die Auswahl und Bestellung des Vormunds (§§ 1774, 1775, 1778 ff BGB iVm §§ 168–168b FamFG),
- die Übertragung einzelner Sorgeangelegenheiten auf einen zusätzlichen Pfleger bei ehrenamtlicher Vormundschaft (§ 1776 BGB),
- die Übertragung einzelner Sorgeangelegenheiten auf die Pflegeperson als Pfleger bei angeordneter Vormundschaft oder Pflegschaft (§ 1777 BGB),
- Entscheidung von Meinungsverschiedenheiten zwischen gemeinschaftlichen Vormündern, mehreren Vormündern von Geschwistern oder zwischen Vormund und zusätzlichem Pfleger (§ 1793 BGB),
- Entscheidung über die Herausgabe des Mündels an den Vormund (§ 1795 I iVm § 1632 BGB),
- Maßnahmen iRdAufsicht über die Tätigkeit des Vormunds (§ 1802 iVm §§ 1862–1865, 1866 I, 1867, §§ 1666, 1666a, § 1696 BGB),
- die Entscheidung über die vom Vormund benötigten familiengerichtlichen Genehmigungen insb gem §§ 112, 113 III, 1803 II, 1809–1812, 1815, 1819–1823, 2275 II 2 Hs 2, 2282 II, 2290 III, 2347, 2351 BGB,
- die gem § 1799 iVm §§ 1848–1854 BGB erforderlichen vormundschaftsrechtlichen Genehmigungen,
- die Genehmigung der Anlegung von Mündelgeld auf Sammelkonten des Jugendamts, § 56 III SGB VIII,
- das Verfahren zur Entlassung des Vormunds (§ 1804 BGB),
- die Feststellung der Beendigung der Vormuundschaft, zB bei zweifelhafter Volljährigkeit des Mündels (zB BGH MDR 18, 408 [BGH 24.01.2018 - XII ZB 383/17] zur Feststellung der Beendigung einer Vormundschaft für einen minderjährigen unbegleiteten Flüchtling), § 168e,
- die Entscheidung über die Vergütung des Vormunds (§ 1808 BGB, § 168d).
Rn 15
Unter Nr 4 fallen insb auch folgende Gegenstände, wenn der Minderjährige unter Vormundschaft steht.
- Entscheidungen des Vormunds bei der religiösen Kindererziehung nach §§ 2 Abs 3, 3 Abs 2 und 7 RelKErzG,
- Entscheidungen nach § 2 I NamÄndG,
- § 16 Abs 3 VerschG: Genehmigung des Antrags auf Einleitung eines Aufgebotsverfahrens bei Todeserklärung eines Minderjährigen,
- Genehmigung eines Antrags nach § 3 I 2 TSG.
Rn 16
Grds ist der Rechtspfleger nach § 3 Nr 2 lit a RPflG funktionell zuständig. Ausgenommen sind
- gem § 14 I Nr 2 RPflG gerichtliche Maßnahmen zur Abwendung einer Kindeswohlgefährdung des Mündels, § 1802 II 3 iVm §§ 1666, 1666a, 1696 BGB
- gem § 14 I Nr 8 RPflG Verfahren betreffend die Herausgabe des Mündels an den Vormund, § 1795 I BGB iVm § 1632 BGB
- gem § 14 I Nr 11 RPflG Entscheidungen betreffend die religiöse Erziehung des Mündels nach § 1788 Nr 4 BGB, §§ 2, 3 und 7 RelKErzG. In einem Verfahren nach §§ 1666, 1666a BGB ist der für diese Entscheidung zuständige Richter auch zur Auswahl des Vormunds berufen, § 6 RPflG (vgl Prütting/Helms/Hammer § 151 Rz 17; MüKoFamFG/Heilmann § 151 Rz 43).
Der in § 14 I Nr 10 RPflG enthaltene Richtervorbehalt für die Anordnung der Vormundschaft für einen ausländischen Minderjährigen ist durch das zum 1.1.23 in Kraft getretene Gesetz zur Reform des Vormundschafts- und Betreuungsrecht ersatzlos gestrichen worden.
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