Rn 7
Die Abänderung einer Entscheidung über ein Anrecht iSd Abs 1 setzt gem Abs 2 rechtliche oder tatsächliche Veränderungen nach dem Ehezeitende voraus. Nach zutreffender Ansicht ist Abs 2 dahingehend teleologisch zu reduzieren, dass eine Veränderung, die nach § 5 II 2 VersAusglG bereits in der Ausgangsentscheidung hätte berücksichtigt werden können (und müssen), keine Abänderung eröffnet (vgl Frankf Beschl v 12.11.20 – 4 UF 172/20 – NJOZ 21, 583, 584 Rz 16 ff). Rechtliche Veränderungen stellen bspw Neuregelungen im Rentenrecht (zur sog ›Mütterrente‹ vgl BGH Beschl v 8.11.17 – XII ZB 105/16 – NJW-RR 18, 65) oder im Beamtenversorgungsrecht (zur Absenkung des Ruhegehaltssatzes von 75 % auf 71,75 % vgl BGH Beschl v 22.10.14 – XII ZB 323/13 – NJW-RR 15, 2, 3 Rz 23) dar. Zur Abänderung berechtigende tatsächliche Änderungen sind zB das Eintreten einer Dienstunfähigkeit bzw die Versetzung in den vorzeitigen Ruhestand (BGH Beschl v 18.9.91 – XII ZB 169/90 – NJW 92, 313, 314; Beschl v 9.5.90 – XII ZB 58/89 – NJW-RR 90, 1155) oder eine nachehezeitliche Verlängerung der Dienstzeit als Beamter (vgl BGH Beschl v 3.7.19 – XII ZB 34/17 – FamRZ 19, 1604, 1605 Rz 20).
Rn 8
Die nachehezeitlich eingetretene Veränderung muss stets auf den Ausgleichswert des betreffenden Anrechts zurückwirken und einen Bezug zur Ehezeit haben. Bei zeitratierlich zu bewertenden Anrechten ist dies bspw dann der Fall, wenn sich aufgrund einer relevanten Veränderung der bis zur maßgeblichen Altersgrenze höchstens erreichbaren Zeitdauer (§ 40 II 1 VersAusglG) der Ehezeitanteil nachträglich erhöht (zB bei einer Versetzung in den vorzeitigem Ruhestand, vgl Rn 7) oder verringert (zB bei der nachehezeitlichen Wiederwahl eines kommunalen Wahlbeamten, vgl BGH Beschl v 10.4.19 – XII ZB 284/18 – NJW-RR 19, 769, 771 Rz 23 ff, oder bei der nachehezeitlichen Dienstzeitverlängerung eines Beamten, vgl BGH Beschl v 3.7.19 – XII ZB 34/17 – FamRZ 19, 1604, 1605 f Rz 16 ff). Bei Anrechten, die einer unmittelbaren Bewertung nach § 39 VersAusglG unterliegen, wirken idR Änderungen der gesetzlichen Bestimmungen auf den Ausgleichswert zurück. Nachehezeitliche Veränderungen haben keinen Bezug zur Ehezeit und bleiben deshalb unberücksichtigt, wenn sie auf neu hinzugetretenen individuellen Umständen beruhen, wie zB einem späteren beruflichen Aufstieg oder einem zusätzlichen persönlichen Einsatz eines Ehegatten (vgl BGH Beschl v 24.6.09 – XII ZB 160/07 – NJW 09, 3434, 3437 Rz 28 mwN).