Rn 3

Als vorrangige Regelungen des europäischen Rechts (I 2) sind die folgenden Rechtsakte zu beachten:

  • Die Brüssel IIb-VO gilt in allen EU-MS mit Ausnahme Dänemarks (Erw 96 Brüssel IIb-VO/Art 2 Nr 3 Brüssel IIa-VO) für Ehesachen u Verfahren betr die elterliche Verantwortung (Art 1 Brüssel IIb-VO/Brüssel IIa-VO); für vor dem 1.8.22 eingeleitete Verfahren gilt weiterhin die Brüssel IIa-VO. Das Brüssel-Regime hat Vorrang vor dem KSÜ (Art 97 Brüssel IIb-VO/Art 61 Brüssel IIa-VO), dem MSA (Art 95 lit a Brüssel IIb-VO/Art 60 lit a Brüssel IIa-VO) sowie dem EuSorgeRÜ (Art 95 lit d Brüssel IIb-VO/Art 60 lit d Brüssel IIa-VO). Das HKÜ wird nicht verdrängt (Art 96 Brüssel IIb-VO/Art 60 lit e Brüssel IIa-VO), sondern nur durch Art 9, 22 ff Brüssel IIb-VO/Art 10, 11 Brüssel IIa-VO ergänzt.
  • Die Brüssel Ia-VO gilt zwischen allen EU-MS u kraft Anwendungsübereinkommen auch für Dänemark. Sie regelt nur noch die internationale Zuständigkeit für Gewaltschutzsachen (wg Art 1 II lit a Brüssel Ia-VO aber nicht für solche zwischen Ehegatten oder eingetragenen Lebenspartnern, MüKoFamFG/Rauscher Rz 42 – aA Prütting/Helms/Hau § 105 Rz 13); für Anerkennung u Vollstreckung gilt die EuGewSchVO (ausf Pietsch NZFam 14, 726; Dutta FamRZ 15, 85). Ferner ist die Brüssel Ia-VO für die vermögensrechtlichen Folgen faktischer Lebensgemeinschaften maßgeblich (EuGH NZFam 19, 890 – Weil ./. Gulácsi = ECLI:EU:C:2019:473).
  • Die EuUntVO ist maßgeblich in allen EU-MS (in Dänemark aufgrund Abkommens) für Verfahren über auf Familien-, Verwandtschafts- oder eherechtlichen Verhältnissen oder auf Schwägerschaft beruhende Unterhaltspflichten (Art 1 I EuUntVO). Zwischen MS hat sie Vorrang ggü HaagUntÜ u HUVÜ (Art 69 II EuUntVO, Art 51 IV HaagUntÜ).
  • Die EuErbVO gilt in allen EU-MS außer Dänemark und Irland für die internationale Zuständigkeit, das anzuwendende Recht u die Anerkennung u Vollstreckung v Entscheidungen sowie öffentlichen Urkunden u Vergleichen in internationalen Erbsachen (Art 1 EuErbVO).
  • Die im Wege der verstärkten Zusammenarbeit ergangenen EuGüVO u EuPartVO regeln für alle teilnehmenden MS die internationale Zuständigkeit, das anzuwendende Recht sowie die Anerkennung u Vollstreckung v Entscheidungen, öffentlichen Urkunden u Vergleichen in internationalen Ehe- bzw Partnerschaftsgütersachen (Art 1 EuGüVO/EuPartVO), sofern das Verfahren ab dem 29.1.19 eingeleitet wurde (Art 69 EuGüVO/EuPartVO).
 

Rn 4

Daneben können in Einzelfällen (insb in Unterhaltssachen) die EuVTVO, die EuMVVO, die EuGFVO u die EuKoPfVO einschlägig sein; die EuBVO u die EuZVO sind ebf anwendbar (Schulte-Bunert/Weinreich/Martiny Rz 20 ff).

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