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§ 36 I Nr 6 erfasst seinem Wortlaut nach hinsichtlich sämtlicher Verfahrensarten der ZPO negative Kompetenzkonflikte verschiedener Gerichte untereinander, soweit es um die örtliche und sachliche Zuständigkeit (zB AG gem § 23 GVG und LG gem § 71 GVG als Eingangsinstanz: BayObLG Beschl v 14.2.22 – 102 AR 190/21, Rz 14 – juris; BayObLG Beschl v 28.10.20 – 101 AR 114/20, Rz 14 – juris), aber auch die Zuständigkeit im Instanzenzug geht (BGH Beschl v 19.10.83 – IVb ARZ 35/83, Rz 2 – juris; NJW 85, 2537; Beschl v 2.10.85 – IVb ARZ 24/85, Rz 8 – juris; Schlesw MDR 00, 721; BayObLGZ 79, 284; Zö/Schultzky § 36 Rz 41; auch bei mehrfach eingelegten Rechtsmitteln: BGH Beschl v 26.11.20 – V ZB 151/19, Rz 10, 11 – juris = NJW 21, 2121). Die Vorschrift gilt auch im Einzelvollstreckungsverfahren (Hamm Beschl v 20.11.15 – I-32 SA 63/15 – juris) und im Insolvenzverfahren (Celle Beschl v 27.9.11 – 4 AR 51/11 – juris; Zö/Schultzky § 36 Rz 33; s.a. BGH Beschl v 20.3.96 – X ARZ 90/96, Rz 6 – juris, BGHZ 132, 195 zu KO und GesO). Sie ist überdies entsprechend anwendbar auf negative Kompetenzstreitigkeiten hinsichtlich der funktionellen Zuständigkeit (Schlesw MDR 00, 721), sofern es hierbei nicht um das ›interne Verhältnis zwischen streitiger Gerichtsbarkeit, freiwilliger Gerichtsbarkeit und den Familiengerichten‹ geht, deren Kompetenzkonflikte untereinander durch § 17a VI GVG abschließend geregelt werden (BTDrs 16/6308, 318; Brandenbg Beschl v 25.6.18 – 9 AR 9/18 [SAF], Rz 4 – juris). Die funktionelle Zuständigkeit ist gekennzeichnet durch die gesetzliche Zuordnung von bestimmten Geschäften an bestimmte Rechtspflegeorgane eines Gerichts (KG NJW-RR 08, 1023, 1024; Brandbg NJW-RR 01, 645 [OLG Brandenburg 05.01.2000 - 8 Sch 6/99]). § 36 Abs 1 Nr 6 ist entspr anwendbar, wenn etwa mehrere Spruchkörper desselben Gerichts um ihre Zuständigkeit streiten und die Entscheidung des Kompetenzkonflikts nicht von der Auslegung des Geschäftsverteilungsplans abhängt, sondern auf der Grundlage einer gesetzlichen Zuständigkeitsregelung zu treffen ist (BGH Beschl v 26.7.22 – X ARZ 3/22, Rz 16 – juris; Brandbg Beschl v 30.12.21 – 1 AR 47/21 (SA Z), Rz 6 – juris). Der zuständige Spruchkörper ist durch das im Instanzenzug nächsthöhere Gericht oder – im Fall des § 36 II – durch das OLG zu bestimmen, da es nicht um die Auslegung Geschäftsverteilung geht; insoweit besteht keine Verteilungs- und Entscheidungskompetenz des Präsidiums (BGH Beschl v 26.7.22 – X ARZ 3/22, Rz 18 – juris; München Beschl v 1.12.22 – 8 U 2112/22, Rz 25 – juris; KG Beschl v 14.11.22 – 2 AR 44/22, Rz. 5 – juris).

Beispiele für Streitigkeiten hinsichtlich der funktionellen Zuständigkeit im Anwendungsbereich des § 36 I Nr 6 analog sind solche zwischen der Kammer für Handelssachen und einer allgemeinen Zivilkammer des LG (BGHZ 71, 264, 271; KG Beschl v 12.7.18 – 2 AR 31/18, juris; Hambg Beschl v 12.7.17 – 6 AR 14/17, Rz 2 – juris; Brandbg Beschl v 11.4.17 – 1 AR 6/17 [SAZ], Rz 3 – juris; KG Beschl v 5.1.17 – 2 AR 61/16, Rz 13 – juris; KG NJW-RR 08, 1023, 1024; Hamm Beschl v 26.4.19 – 32 SA 20/19, Rz 13 – juris), zwischen einer allgemeinen Zivilkammer des LG und einer Kammer für Baulandsachen (BGH NJW 00, 80, 81), zwischen Prozess- und Vollstreckungsgericht (BGH NJW 2005, 1273 mN; KG Rpfleger 2008, 145 [KG Berlin 19.10.2007 - 2 AR 42/07]), zwischen Prozess- und Mahngericht (BGH NJW-RR 2009, 860 [BGH 25.02.2009 - Xa ARZ 197/08]) oder zwischen Zivil- und Kartellsenat (BGH, Beschl v 11.3.14 – X ARZ 664/13 – juris; Zö/Schultzky § 36 Rz 39), zudem auch negative Kompetenzkonflikte im Zusammenhang mit § 72a GVG nF (Brandbg Beschl v 30.12.21 – 1 AR 47/21 (SA Z), Rz 6 – juris; KG Beschl v 30.8.21 – 2 AR 38/21, Rz 4 – juris = MDR 21, 1398; Schlesw Beschl v 1.7.21 – 2 AR 20/21, Rz 10 – juris = NJW 22, 82; Frankf Beschl v 20.6.18 – 11 SV 25/18, Rz 13 – juris; Frankf Beschl v 19.12.18 – 11 SV 114/18, Rz 18 – juris; Frankf Beschl v 23.4.18 – 13 SV 6/18, Rz 12 – juris; Frankfurt Beschl v 20.6.18 – 11 SV 25/18 –, juris; KG, Beschluss v 19.10.20 – 2 AR 1038/20, NJW-RR 21, 62 [OLG Stuttgart 21.10.2020 - 6 W 53/20], Rz 4 – juris; KG Beschl v 22.3.18 – 2 AR 11/18, Rz 4 – juris; München Beschl v 7.2.19 – 34 AR 114/18, Rz 9 – juris; Nürnbg Beschl v 18.6.18 – 1 AR 990/18, Rz 23 – juris; BeckOKGVG/Feldmann § 72a GVG Rz 6, 6a) und bei § 119a I GVG (BGH Beschl v 26.7.22 – X ARZ 3/22, Rz 19 – juris; BayObLG Beschl v 20.7.22 – 102 AR 56/22, Rz 13 f –juris; Braunschw Beschl v 8.2.19 – 1 W 1/19, Rz 5 – juris; Bambg Beschl v 31.8.18 – 2 ZIV AR 2/18 – juris).

Die funktionelle Zuständigkeit betreffende Kompetenzstreitigkeiten sind von sonstigen gerichtsinternen Zuständigkeitsstreitigkeiten etwa von verschiedenen Richtern einer Zivilabteilung eines AG, zwischen verschiedenen Zivilkammern eines Landgerichts oder innerhalb eines Spruchkörpers eines Kollegialgerichts zu unterscheiden. Bei diesen Streitigkeiten geht es nicht um eine gesetzlich bestimmte Zuständigkeitszuordnung, sondern im Falle des Streits von Abteilungsr...

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