Rn 11

Gerichtliche und behördliche Eingangsstempel erbringen Beweis für Zeit und Ort des Eingangs eines Schreibens oder eines Schriftsatzes (BGH NJW 00, 1872, 1873; NJW 98, 461 [BGH 30.10.1997 - VII ZB 19/97]; NJW-RR 01, 280 [BGH 05.07.2000 - XII ZB 110/00]; NJW-RR 05, 75; NJW 17, 2285, 2286 [BGH 31.05.2017 - VIII ZR 224/16]; MDR 20, 627 [BGH 28.01.2020 - VI ZB 38/17]). Der Eingangsstempel auf einem aus einem Telefaxgerät entnommenen Ausdruck dokumentiert jedoch regelmäßig nur den Zeitpunkt der Entnahme des Ausdrucks, nicht den Zeitpunkt der Speicherung, da der mit dem Posteingang betraute Beamte den Vorgang der Speicherung nicht wahrnimmt und damit nicht bezeugen kann (BGH 15.9.09 – XI ZB 29/08). Durch ein Empfangsbekenntnis wird bewiesen, dass und zu welchem Zeitpunkt das in dem Empfangsbekenntnis bezeichnete Schriftstück als zugestellt entgegengenommen wurde (BGH VersR 94, 371; NJW 01, 2722, 2723; Wieczorek/Schütze/Ahrens § 418 Rz 10; Musielak/Voit/Huber § 418 Rz 6).

 

Rn 12

Das anwaltliche Empfangsbekenntnis ist zwar keine öffentliche Urkunde (BGH NJW 12, 2117 [BGH 19.04.2012 - IX ZB 303/11]), wird jedoch, da es gem § 175 IV 1 zum Nachweis der Zustellung genügt, wie eine öffentliche Urkunde behandelt (vgl § 415 Rn 13), so dass hiergegen ein Beweis der Unrichtigkeit geführt werden muss (BGH NJW 06, 1206, 1207 [BGH 18.01.2006 - VIII ZR 114/05]; NJW 09, 855, 856 [BGH 14.10.2008 - VI ZB 23/08]; NJW 12, 2117 [BGH 19.04.2012 - IX ZB 303/11]; BGH NJW-RR 18, 1400 [BGH 11.09.2018 - XI ZB 4/17]; MDR 21, 1546; BSG NJW 20, 422, 423 [BSG 05.06.2019 - B 12 R 3/19 R]; BeckRS 22, 25564 Rz 10; zum elektronischeen EB BVerwG BeckRS 22, 33373; BSG BeckRS 22, 255564 Rz 10). Dabei setzt die Zustellungswirkung des in Papierform abgegebenen anwaltlichen Empfangsbekenntnisses nicht voraus, dass Empfang und Annahmewillen des Anwalts auf einem bestimmten Formular bestätigt werden. Es reicht vielmehr jede beliebige Weise der schriftlichen Empfangsbestätigung aus (BGH NJW 87, 2679, 2680 [BGH 11.03.1987 - VIII ZR 160/86]; Wieczorek/Schütze/Ahrens § 418 Rz 10). Zudem genügt es, wenn das anwaltliche Empfangsbekenntnis von einem Sozius des Adressaten stammt (BFH 22.9.15 – V B 20/15; vgl auch BGH MDR 69, 1001).

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