Rn 5

Auf das Berufungsverfahren finden die im ersten Rechtszug für das Verfahren vor den Landgerichten geltenden Vorschriften entsprechende Anwendung. Hierbei handelt es sich vornehmlich um die §§ 253–494a. Anwendbar sind danach zB die Vorschriften über die Rechtshängigkeit (§ 261; Frankf FamRZ 80, 710), die Klagerücknahme (§ 269), terminsvorbereitende Maßnahmen (§ 273), insb Fristsetzungen nach § 273 II Z 1, die Vergleichsfeststellung im Beschlussweg (§ 278 VI), den Schriftsatznachlass (§ 283; BGH NJW 86, 2257), den Rügeverlust (§ 295; BGH MDR 76, 379), Formen des Urteils (Zwischen-, Grund-, Teil-, Vorbehalts- oder Anerkenntnisurteil, §§ 300 ff), Ergänzung und Berichtigung eines Urteils (§§ 319, 321; Ddorf MDR 91, 789) sowie die Gehörsrüge (§ 321a; BGH FamRZ 04, 1278; Celle NJW 03, 906; Jena NJW 03, 3495). Anwendbar sind auch die allgemeinen gesetzlichen Vorgaben zur Verfahrensbeschleunigung in Mietsachen (§ 272 IV; § 44 I EGZPO), nicht aber die konkrete Vorgabe des § 44 II EGZPO, da das Berufungsverfahren ein Vorverfahren iSd § 272 II nicht kennt (Rn 11).

 

Rn 6

Besondere praktische Bedeutung hat die Möglichkeit, verspätetes Vorbringen in der Berufungsinstanz, das nicht in den Anwendungsbereich des § 530 fällt, nach §§ 296 II iVm § 282 zurückzuweisen (BGH BGHReport 03, 1229 [BGH 18.07.2003 - V ZR 305/02]; NJW 99, 2446 [BGH 25.03.1999 - VII ZR 434/97]; Musielak/Voit/Ball Rz 3; § 530 Rn 2).

 

Rn 7

Entsprechend anwendbar sind insb die Vorschriften über die Beweisaufnahme (§§ 355 ff) und die Beweiswürdigung (§ 286; BGH NJW 08, 2038 [BGH 08.04.2008 - VIII ZB 20/06]; NJW 82, 2874 [BGH 27.05.1982 - III ZR 201/80]).

 

Rn 8

Auf das Berufungsverfahren entsprechend anzuwendende Vorschriften für das Verfahren vor den Landgerichten ergeben sich auch aus den Regelungen der besonderen erstinstanzlichen Verfahren, insb dem Urkunden- und Wechselprozess (§§ 592–605a) und den Eilverfahren Arrest und einstweilige Verfügung (§§ 916–945).

 

Rn 9

Im Berufungsverfahren über ein amtsgerichtliches Urt können auch Vorschriften über das Verfahren vor den Amtsgerichten (§§ 495–510b) Anwendung finden, so zB die Möglichkeit der Verurteilung zur Vornahme einer Handlung und Zahlung einer Entschädigung (§ 510b; Anders/Gehle/Göertz ZPO Rz 7).

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