Gesetzestext

 

(1) Eine bewegliche Sache kann zur Sicherung einer Forderung in der Weise belastet werden, dass der Gläubiger berechtigt ist, Befriedigung aus der Sache zu suchen (Pfandrecht).

(2) Das Pfandrecht kann auch für eine künftige oder eine bedingte Forderung bestellt werden.

A. Normzweck und Inhalt des Pfandrechts.

 

Rn 1

§ 1204 I enthält die Definition des Pfandrechts u anerkennt ein solches beschränktes dingliches, akzessorisches (Vor §§ 1204 ff Rn 1) Recht zur Sicherung einer Forderung u zu deren Befriedigung durch Verwertung des Pfands. Es begründet keine Pflicht zur Zahlung, sondern zur Duldung der Verwertung; Beschränkung der Haftung des persönlichen Schuldners auf das Pfand ist zulässig.

B. Bewegliche Sache.

 

Rn 2

Gegenstand eines vertraglichen Pfandrechts können nur sein fremde (ganz hM s Soergel/Habersack Rz 5) bewegliche Sachen (zu Schiffen u Luftfahrzeugen Vorb Rn 9), auch vertretbare (§ 91), verbrauchbare (§ 92), unpfändbare (§§ 811, 812, 865 II ZPO), auch Zubehör (§ 97) sowie Scheinbestandteile (§ 95; LG Stuttg DGVZ 03, 153), auch Anwartschaftsrechte an beweglichen Sachen (BGHZ 35, 85, 93) sowie Miteigentumsanteile (§ 1258 I), auch künftig entstehende Sachen mit deren Übergabe (§§ 1205, 1206), nicht aber wesentliche Bestandteile einer anderen (§§ 93, 94) oder Sachgesamtheiten wie zB Unternehmen oder Warenlager als solche (RGZ 53, 218, 220; 68, 49, 51 f; 77, 201, 207), wohl aber die einzelnen dazu gehörenden Sachen (BGH NJW 68, 392, 393). Eine die Einzelsachen hinreichend benennende Sammelbezeichnung genügt (Karlsr WM 99, 2451, 2456). Bei wechselndem Warenlagerbestand können hinzukommende als künftige Sachen verpfändet (BGHZ 128, 295, 298 f) u ausscheidende durch Vereinbarung einer auflösenden Bedingung oder nach §§ 1253, 1254 pfandfrei werden. Bei Verpfändung eines Anwartschaftsrechts an einer beweglichen Sache setzt sich nach Erstarken zum Vollrecht das Pfandrecht daran fort (§ 1287 S 1 analog; Nobbe/Pamp, Rz 32)

 

Rn 3

Anders als Inhaber- (§ 1293) u Orderpapiere (§ 1292) können Namenspapiere u Beweisurkunden wie zB Hypotheken- u Grundschuldbriefe (BGHZ 60, 174, 175, dazu Kollhosser JR 73, 315), Versicherungsscheine (RGZ 51, 83, 86), Sparbücher (RGZ 68, 277, 282), Pfand-, Hinterlegungs- u Schuldscheine, KfZ-Briefe (BGH NJW 78, 1854 [BGH 08.05.1978 - VIII ZR 46/77]) u Ausweispapiere als solche nicht verpfändet werden. In Betracht kommen Auslegung oder Umdeutung (§ 140) in eine Verpfändung des verbrieften Rechts, in eine Ermächtigung oder in ein vertragliches Zurückbehaltungsrecht (RGZ 66, 24, 26; 124, 28, 30), allerdings nicht bei Ausweispapieren (Karlsr NJW 96, 1416 [OLG Karlsruhe 14.12.1995 - 2 UF 176/94]).

C. Gesicherte Forderung.

I. Geldforderung.

 

Rn 4

Gesichert werden können durch ein Pfandrecht wegen seiner Akzessorietät nur erfüllbare (BGHZ 23, 293, 299) Geldforderungen oder solche, die in Geldforderungen übergehen können (§ 1228 II 2), gg den Verpfänder oder einen Dritten, auch verjährte, nicht aber unvollkommene etwa aus §§ 656, 762 (hM, Staud/Wiegand Rz 16). Eine Forderungsauswechselung ohne Neubestellung des Pfandrechts ist nicht möglich (BGH WM 72, 283, 287).

 

Rn 5

Das Pfandrecht nach Nr 14 II AGB-Banken u Nr 21 III AGB-Sparkassen sichert auch alle künftigen Ansprüche aus der bankmäßigen Geschäftsverbindung gg den Kunden, aus Haftungsübernahmen aber erst ab deren Fälligkeit (BGH WM 04, 371, 372). Nr 21 III 2 AGB-Sparkassen aF ist wegen Verstoßes gg § 305c I unwirksam (Schlesw WM 06, 1578, 1580; Clemente ZIP 90, 969, 975; Jungmann EWIR 06, 513, 514; aA Toussaint EWiR 07, 417, 418). Nr 14 II 2 AGB-Banken greift bei Nur-Verpfändungserklärung zu Gunsten einer Drittschuld nicht (München WM 08, 122).

II. Bestimmbarkeit; künftige Forderung; Entstehung.

 

Rn 6

Die Forderung muss dem Grunde, nicht der Höhe nach bestimmbar sein (BGHZ 86, 340, 346), was bei Pfandrechtsbestellung für alle auch künftigen oder bedingten Forderungen (§ 1204 II) eines Gläubigers der Fall ist (RGZ 78, 26, 27 f).

 

Rn 7

Das Pfandrecht entsteht, soweit nicht wie in Nr 21 III 2 AGB-Sparkassen (BGH WM 98, 2463) etwas anderes bestimmt ist (BGHZ 86, 300, 310), rangwahrend (§ 1209) bereits mit Einigung u Übergabe der Pfandsache (BGHZ 86, 340, 347; 93, 71, 76; NJW 83, 1619, 1620; 98, 2592, 2597; WM 07, 874 Rz 14, Nobbe/Pamp, Rz 40; offengelassen für § 140 InsO von BGHZ 170, 196 Rz 15; aA Berger NZI 07, 566, 568 ff für § 140 InsO), erlischt aber, wenn die künftige Forderung nicht mehr entstehen kann oder die Bedingung ausfällt (RGZ 145, 328, 336).

III. Ersatzforderung.

 

Rn 8

Ob anstelle einer nichtigen Forderung ein Bereicherungs- oder Schadensersatzanspruch gesichert ist, ist Auslegungsfrage (BGH NJW 68, 1134 für Bürgschaft), bei Leistungskondiktion aber idR zu bejahen (Nobbe/Pamp Rz 37).

IV. Beweislast.

 

Rn 9

Für das Entstehen der Forderung trägt sie, wer das Pfandrecht geltend macht (BGH NJW 86, 2426, 2427 [BGH 20.03.1986 - IX ZR 42/85]).

D. Irreguläres Pfandrecht.

 

Rn 10

Ein irreguläres Pfandrecht liegt vor, wenn der Pfandgläubiger Eigentümer der übergebenen Pfandsache werden u nach Erlöschen des Pfandrechts nicht diese, sondern eine andere Sache derselben Art zurückgeben muss. §§ 1204 ff sind entspr anwendbar (BGHZ 127, 138, 140).

I. Geld (Kaution).

 

Rn 11

An Geld wird ein echtes Pfandr...

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