Rn 8

Diese subjektive Voraussetzung verlangt, dass der Erblasser dem Vertragserben den Vorteil aus der Erbeinsetzung ganz oder teilw entziehen will. Insoweit ist die vom G in § 2287 missbilligte Beeinträchtigung von dem Willen, in nach § 2286 zulässiger Weise zu verfügen, abzugrenzen (BGH NJW 92, 564, 565 [BGH 27.11.1991 - IV ZR 164/90]). Nicht entscheidend ist, ob die Beeinträchtigung das Hauptmotiv der Schenkung ist (Kobl NJW-RR 05, 883 f [OLG Koblenz 06.12.2004 - 12 U 14/04]; Staud/Kanzleiter Rz 12). Es kommt iRe Interessenabwägung auf das objektive Kriterium eines lebzeitigen Eigeninteresses des Erblassers an ggf einem Teil (BGH 28.9.16 – IV ZR 513/15 Rz 15) der Schenkung an (BGH NJW 73, 240, 241 f [BGH 05.07.1972 - IV ZR 125/70]; 76, 749, 751; 80, 2307; 84, 121 [BGH 28.09.1983 - IVa ZR 168/82]), dh dass die Schenkung bei objektiver Betrachtung (BGH ZEV 05, 478, 480) trotz erbvertraglicher Bindung aus sich nach dem Vertragsschluss ergebenden Umständen (Ddorf 20.4.12 – 7 U 184/10) auch vom Vertragserben anzuerkennen und seine aus der Schenkung folgende Benachteiligung hinzunehmen ist (BGH NJW 80, 2307; 82, 1100). Insoweit (BGH 26.10.11 – IV ZR 72/11 Rz 14) es vorliegt, fehlt es an einem Missbrauch der verbleibenden Verfügungsbefugnis und der missbilligten Beeinträchtigungsabsicht (BGH aaO Rz 11). Erforderlich ist eine sittliche Verpflichtung ggü dem Beschenkten, zB eine von diesem oder ihm nahe stehende Personen erbrachte besondere Leistung, Opfer oder Vermögenszusage (Köln FamRZ 92, 607; München ZEV 05, 61, 62). Das Eigeninteresse besteht, wenn die Unterlassung des Geschenks zu einer Einbuße an Achtung in gleich gestellten Personenkreis führte, die Schenkung der Altersversorgung des Erblassers (BGH NJW 76, 749; 80, 2307; 92, 2630; ZEV 96, 25; Köln ZEV 00, 106, 108; 317), wenn hier nicht Entgeltlichkeit gegeben ist, der Sicherung seiner Pflege und Versorgung (BGH NJW 76, 749 [BGH 26.11.1975 - IV ZR 138/74]; 82, 1100 [BGH 27.01.1982 - IVa ZR 240/80]; 28.9.16 – IV ZR 513/15 Rz 13; Karlsr 25.11.22 – 14 U 274/21) bzw der seines Sohnes (BGH FamRZ 86, 980) gerade unabhängig von einer rechtlichen Verpflichtung (BGH 26.10.11 – IV ZR 72/11) des Bedachten, oder der Bindung seiner (jüngeren) Ehefrau an ihn zur Pflege im Alter (BGH NJW 92, 2630, 2631 [BGH 17.06.1992 - IV ZR 88/91]) dient. Zu billigen sind Schenkungen an Pflichtteilsberechtigte, die auf ihr Erbrecht verzichtet hatten, soweit Verzichtsaufhebung nach § 2351 möglich gewesen wäre (BGH NJW 80, 2307 [BGH 12.06.1980 - IVa ZR 5/80]; Rn 7). Bei einer Zweitehe sind übliche Schenkungen an den neuen Ehepartner anzuerkennen. Eine Grenze besteht, macht die Schenkung den Großteil des Nachlasses aus (vgl Hamm 12.9.17 – 10 U 75/16) und ficht der Erblasser den Erbvertrag nicht nach §§ 2281, 2079 an (Kobl OLGZ 91, 235).

 

Rn 9

Bei unbenannten Zuwendungen unter Ehegatten genügt für § 2287 objektive Unentgeltlichkeit. Auf die Absicht kommt es hier nicht an (BGH NJW 92, 564 [BGH 27.11.1991 - IV ZR 164/90]; ZEV 96, 25). Anstands- und Pflichtschenkungen (§§ 534, 1624) ermangelt es des Eigeninteresses, wenn sie im Verhältnis zur wirtschaftlichen Lage des Schenkers jedes vernünftige Maß überschreiten (vgl BGH NJW 76, 749 ff [BGH 26.11.1975 - IV ZR 138/74]; WM 80, 1366; sehr weit Ddorf ZEV 17, 328 [OLG Düsseldorf 27.01.2017 - I- 7 U 40/16] Rz 45). Kein Eigeninteresse besteht, bezweckt die Schenkung lediglich eine Korrektur des Erbvertrags (BGH NJW 84, 121), zB wenn der Erblasser nach Vertragsschluss lediglich seine Vorstellungen ändert und einer anderen Person durch die Schenkung sein Vermögen zukommen lassen will (BGH NJW 80, 2307; Ddorf FamRZ 18, 1865, 1867), auch, wenn er zu dem Beschenkten nunmehr enge persönliche Beziehungen entwickelt hat (Köln FamRZ 92, 607; Celle FamRZ 06, 1876; München 23.11.16 – 3 U 796/16), oder er die Gegenleistung des Vertragserben nicht mehr wünscht (Kobl NJW-RR 05, 883) oder durch die Schenkung eine Gleichbehandlung der Erben bezweckt (BGH ZEV 05, 478, 479; 06, 312; Celle FamRZ 03, 1971; vgl auch BGH NJW 80, 2307). Schwere Verfehlungen des Vertragserben begründen idR kein Eigeninteresse (Damrau/Krüger Rz 10; aA LG Gießen MDR 81, 582 [LG Gießen 12.05.1980 - 2 O 517/79]; München ZEV 05, 61, 62; einschr Grünewald/Weidlich Rz 7); ggf ist dann nach § 2078 anzufechten oder nach § 2294 zurückzutreten (Kobl OLGZ 91, 235, 237).

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