Rn 11

Maßgeblich ist der Zeitpunkt des Erbfalls, dh des Todes des Erblassers bzw der nach § 9 VerschG festzustellende Todeszeitpunkt (BGH NJW 01, 2713, 2714 [BGH 23.05.2001 - IV ZR 62/00]). Wertveränderungen nach diesem Zeitpunkt sind grds unbeachtlich (BGH NJW 52, 1173, 1174 [BGH 14.07.1952 - IV ZR 74/52]; 65, 1589, 1590 [BGH 31.05.1965 - III ZR 214/63]). Ausnahmen kennen §§ 2315, 2316 und §§ 2325 ff (MüKo/Lange Rz 17). Die stichtagsbezogene Bewertung kann bei nachträglichem Wertverlust zu Härten führen. Sie erlaubt aber Entwicklungen zu berücksichtigen, die zu diesem Zeitpunkt nahe liegen und in ihrem Kern, wirtschaftlich fassbar, angelegt sind (BGH NJW 15, 2336 [BGH 13.05.2015 - IV ZR 138/14] Rz 9; BeckOKBGB/Müller Rz 22).

 

Rn 12

Wichtigstes Indiz für die Bewertung ist ein tatsächlich erzielter Verkaufspreis (ggf abzgl verkaufsbedingter Kosten, BGH NJW 82, 2497, 2498 [BGH 17.03.1982 - IVa ZR 27/81]), selbst wenn er von individuellen Umständen beeinflusst wurde (BGH NJW-RR 91, 900 f [BGH 13.03.1991 - IV ZR 52/90]; 93, 131 f [BGH 14.10.1992 - IV ZR 211/91]; 834) oder er niedriger oder höher ausfällt als anhand allgemeiner Erfahrungswerte zu erwarten gewesen wäre (BGH NJW 11, 1004). Das gilt für zeitnah (BGH ZEV 15, 349 Rz 4 f) nach dem Erbfall erfolgte Veräußerungen, wenn keine besonderen Umstände vorliegen, und bei einem im Wesentlichen unveränderten Markt selbst 5 Jahre nach dem Erbfall (BGH NJW 11, 1004, 1005 [BGH 25.11.2010 - IV ZR 124/09]). Ansonsten ist entspr der Preisentwicklung zu korrigieren (BGH NJW-RR 93, 834 [BGH 24.03.1993 - IV ZR 291/91]). Ist nach diesen Kriterien keine Bewertung möglich, ist eine an allgemeinen Erfahrungswerten orientierte Schätzung nach § 287 ZPO erforderlich (II 1). Grds Beweis zu erheben ist, wenn Tatsachen dargelegt und unter Beweis gestellt sind, nach welchen der Verkaufserlös nicht dem tatsächlichen Verkehrswert im Zeitpunkt des Erbfalls entspricht (BGH NJW 22, 192 [BGH 29.09.2021 - IV ZR 328/20] Rz 11; ZEV 15, 349 [BGH 08.04.2015 - IV ZR 150/14] Rz 6), uU durch Sachverständigen. Bei sich widersprechenden Gutachten darf das Gericht den Streit nicht dadurch entscheiden, dass es ohne einleuchtende und logisch nachvollziehbare Begründung einem von ihnen den Vorzug gibt (BGH aaO Rz 7).

 

Rn 13

Eine bestimmte Methode zur Wertermittlung ist nicht vorgegeben (BGH NJW-RR 93, 131 [BGH 14.10.1992 - IV ZR 211/91]; NJW 04, 2671, 2672 [BGH 02.07.2004 - V ZR 213/03]; Brandbg 20.3.19 – 4 U 21/12). Möglich sind, einzeln oder kombiniert, das Vergleichswertverfahren, das auf im Markt vorhandene Preise für vergleichbare Objekte abstellt (vgl BGH FamRZ 89, 1276, 1278; Ddorf BB 88, 1001), das Ertragswertverfahren, das sich bei ihrer Art nach grds ertragsfähigen Gegenständen anbietet und den Barwert der zukünftig erzielbaren Einnahmeüberschüsse errechnet (BGH NJW 77, 949; Ddorf DB 84, 817, 818), sowie das Substanz- oder Sachwertverfahren, das den Wert eines Gegenstandes nach den Kosten der Wiederherstellung- oder Beschaffung (Reproduktionswert) bewertet (vgl BGH NJW 77, 949 [BGH 09.03.1977 - IV ZR 166/75]).

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