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Nach §§ 312 Nr 1–4, 313 I Nr 1 FamFG ist das Gericht zuständig, bei dem eine Betreuung anhängig ist, deren Aufgabenkreis die Unterbringung des Betroffenen umfasst. Auch eine vorläufige Unterbringung in einer in einem anderen Gerichtsbezirk gelegenen Einrichtung ändert daran nichts (s §§ 313 I Nr 2–4, II, III, IV, 314 FamFG). Dem Betroffenen ist im Unterbringungsverfahren (§ 317 I 1 FamFG) ein Verfahrenspfleger zu bestellen, wenn dies zur Wahrnehmung seiner Interessen notwendig ist (BVerfG FamRZ 18, 1023). Bei der Genehmigung einer Einwilligung in eine ärztliche Zwangsmaßnahme oder deren Anordnung ist dies stets erforderlich (§ 317 I 3 FamFG). Wegen der Schwere des Eingriffs in Grundrechte des Betroffenen sind seine Anhörungsrechte besonders zu beachten (vgl § 319 FamFG; Köln FamRZ 09, 814; BGH FamRZ 14, 649 mwN; FamRZ 18, 1361; Karlsr FamRZ 18, 1027; LG Freiburg FamRZ 20, 1220, BVerfG FamRZ 20, 1864; BGH FamRZ 21, 145, 462, 1240, 1824; BVerfG FamRZ 22, 557; BGH FamRZ 22, 1132). Der Betroffene kann auf sein Anhörungsrecht nicht wirksam verzichten, das Gericht kann die Anhörung nur in Ausnahmefällen in Form der Rechtshilfe durchführen (BGH FamRZ 20, 1305) oder ganz von ihr absehen (München FamRZ 06, 729; Rostock FamRZ 07, 1767; BGH FamRZ 23, 1907). Auch die zuständige Behörde (§ 320 FamFG) soll im Unterbringungsverfahren angehört werden (Ddorf FamRZ 95, 118). Der Verfahrenspfleger muss rechtzeitig über den Anhörungstermin informiert werden (BGH FamRZ 20, 1123; 23, 1236). Eine Anhörung des Betroffenen im Unterbringungsverfahren, die stattgefunden hat, ohne dass der Verfahrenspfleger Gelegenheit hatte, an ihr teilzunehmen, ist verfahrensfehlerhaft (BGH FamRZ 17, 911; 21, 144, 225; 22,1132; 23, 639). Zur Notwendigkeit der Unterbringung muss ein Sachverständigengutachten eingeholt werden (§ 321 I FamFG; zu den Anforderungen an entspr Gutachten vgl Staud/Bienwald § 1906 aF Rz 82 ff; KG FamRZ 07, 1042; Celle FamRZ 07, 2107; Naumbg FamRZ 08, 2060; Hamm FamRZ 09, 811; BGH FamRZ 13, 1725; 14, 740; 20, 784, 1303; 22, 304, 1728; 23, 78), nur ausnahmsweise kann davon abgesehen werden (Rostock FamRZ 07, 1767). Das Sachverständigengutachten ist grds mit dem vollen Wortlaut rechtzeitig vor dem Anhörungstermin (BGH FamRZ 20, 786, 1124) an den Betroffenen persönlich bekannt zu geben (BGH FamRZ 18, 1260; 1769; 19, 309, 1181; 20, 1122, 1303; 21, 1414; 22, 729; 23, 472; 474; 638, 1234). Eine ersatzweise Bekanntgabe lediglich an einen Verfahrenspfleger oder den Betreuer ist grds nicht ausreichend (BGH FamRZ 20, 127). In der Genehmigung einer Unterbringung nach I Nr 2 ist die vom Betreuten zu duldende Behandlung so präzise wie möglich anzugeben (Karlsr FamRZ 07, 2107). Enthält die Beschlussformel (§ 323 II FamFG) bei der Genehmigung einer Einwilligung in eine ärztliche Zwangsmaßnahme oder bei deren Anordnung keine Angaben zur Durchführung und Dokumentation dieser Maßnahmen in der Verantwortung eines Arztes, ist die Anordnung insg gesetzeswidrig (BGH FamRZ 21, 230). Wird über die regelmäßige Höchstfrist von einem Jahr hinaus eine geschlossene Unterbringung von bis zu zwei Jahren genehmigt oder angeordnet (§ 329 I FamFG), so ist dies ausreichend zu begründen (BGH FamRZ 18, 950; 21, 1242; 22, 1134; 24, 299). Zur Frage der Zwangsmittel im Betreuungs- u Unterbringungsverfahrensrecht vgl Schmidt-Recla FamRZ 10, 696; 13, 255; BGH FamRZ 23, 1906.