Rn 5
Hemmung tritt grds mit wirksamer Zustellung der wirksamen Klage (Rn 4) ein, ggf mit Geltendmachung des Anspruchs in der mündlichen Verhandlung (vgl § 261 II ZPO). Zustellungsmängel können gem § 189 ZPO mit Wirkung ex nunc geheilt werden, wenn der Adressat das Dokument in die Hand bekommt (BGH NJW 17, 3721 [BGH 13.09.2017 - IV ZR 26/16] Rz 17 ff; 19.4.16 – VI ZR 129/15 Rz 14 ff: zur Zustellung mittels einfacher Abschrift; P/G/Deppenkemper § 295 Rz 5); auf den fehlenden Willen des Gerichts, eine förmliche Zustellung vorzunehmen, kommt es dabei nicht an (BGH NJW-RR 13, 1169 [BGH 20.06.2013 - VII ZR 71/11] Rz 19). Wird an einen Nichtbevollmächtigten zugestellt, hat eine etwaige Genehmigung Rückwirkung (RGZ 86, 245, 246), gleiches gilt bei Verlust des Rügerechts (BGH VersR 67, 398). Die Hemmungswirkung der Zustellung tritt nach § 167 ZPO rückwirkend auf den Zeitpunkt der Klageeinreichung ein, wenn die Zustellung demnächst erfolgt (BGH NJW 13, 252 Rz 31 f; 1730 Rz 26 f; BB 13, 1870 [BGH 14.05.2013 - XI ZR 160/12] Rz 32; zur Auslandszustellung BGH NJW 21, 1598 Rz 13). ›Demnächst‹ ist ohne absolute zeitliche Grenze im Wege einer wertenden Betrachtung auszulegen (BGH 1.10.19 – II ZR 169/18 Rz 9). Die zustellende Partei muss alles ihr Zumutbare für eine alsbaldige Zustellung getan haben (BGH 12.1.16 – II ZR 280/14 Rz 10); Verzögerungen im gerichtlichen Geschäftsbetrieb, welche von den Parteien nicht beeinflusst werden können, gehen, auch bei mehreren Monaten, nicht zu Lasten der zustellenden Partei (BGH NJW-RR 13, 880 [BGH 20.12.2012 - IX ZR 130/10] Rz 35; BGH MDR 19, 1521 [BGH 12.09.2019 - IX ZR 262/18] Rz 23). Es besteht keine Pflicht, das gerichtliche Vorgehen zu kontrollieren und durch Nachfragen auf die beschleunigte Zustellung hinzuwirken (BGH NZI 21, 990 [BGH 29.07.2021 - IX ZR 94/19] Rz 16). Verzögerungen, die auf den Kläger bzw seinem Prozessbevollmächtigten (§ 85 II ZPO) zurückgehen (bspw Mängel der Klageschrift, wie die unzureichende Anschrift des Beklagten, BGH NJW 13, 252 Rz 32; 10.9.15 – IX ZR 255/14 Rz 11: zum PKH-Antrag), hindern idR nur dann nicht die demnächstige Zustellung, wenn sie eine Verzögerung von weniger als 14 Tagen auslösen (BGH NJW 21, 1598 [BGH 25.02.2021 - IX ZR 156/19] Rz 19; 26.2.16 – V ZR 131/15 Rz 10). Für die Berechnung ist nicht auf die seit Klageeinreichung, sondern nur auf die seit Ende der Verjährungsfrist verstrichene Zeit (BGH 20.5.15 – IV ZR 34/14 Rz 27), um die sich der ohnehin erforderliche Zeitraum für die Zustellung verzögert (BGH 3.9.15 – III ZR 66/14 Rz 19), abzustellen. Die Anforderung des Kostenvorschusses darf der Kläger abwarten (BGH aaO Rz 15; zur Streitwertanfrage BGH 26.2.16 – V ZR 131/15 Rz 13; s.a. BGH NJW 09, 984 [BGH 18.12.2008 - III ZR 132/08] Rz 18: ggf muss nachgefragt werden), die Zahlung hat dann allerdings umgehend zu erfolgen (BGH NJW 13, 252 Rz 32). Auch liegt darin kein Verschulden, die Klage erst am letzten Tag der Verjährungsfrist einzureichen (BGH NJW 13, 252 [BAG 23.08.2012 - 8 AZR 394/11] Rz 38). Wird die Klage vor Verjährungsbeginn rechtshängig (§§ 261 I, 253 I ZPO), tritt Hemmung zugleich mit dem Beginn des Laufs der Verjährungsfrist ein (BGH NJW-RR 11, 305 [BGH 04.11.2010 - III ZR 275/09] Rz 26).