Rn 9
Anspruchsziel ist die Vermittlung von Informationen, die der Verpflichtete hat oder sich auch erst beschaffen muss (Rn 1; BGH NJW 84, 487), zB durch Nachfrage bei der Bank und Einsichtnahme in die (vollständigen) Kontoauszüge, Sparbücher oder vergleichbare Bankunterlagen (Stuttg 26.1.16 – 19 W 78/15). Der Erbe hat sich anhand der für ihn erreichbaren Erkenntnisquellen bis zur Grenze der Unzumutbarkeit eigenes Wissen zu verschaffen und solches – notfalls mit Unterstützung durch Hilfspersonen – zu vervollständigen. Zur Realisierung des Pflichtteilsanspruchs sind alle Berechnungsfaktoren offen zu legen (BGH NJW 61, 602). Der Anspruch umfasst auch Auskunft über beim Erbfall vorhandene einzelne Nachlassgegenstände (Damrau/Riedel Rz 11), -werte (BGH NJW 84, 487) und -verbindlichkeiten (BGH LM Nr 5, 11), zB Grundbesitz, Unternehmensbeteiligungen, Bargeld, Bankguthaben, Wertpapiere, Forderungen, Fahrzeuge, Schmuck, Haushaltsgegenstände (die nicht zum Voraus gehören; Kobl 26.4.21 – 12 W 145/21), Münzen, Briefmarken (vgl Ddorf OLGR 93, 277). Auskunft ist auch zu geben über den digitalen Nachlass (vgl BGH NJW 18, 3178 [BGH 12.07.2018 - III ZR 183/17] Rz 17) und über anrechnungs- und ausgleichungspflichtige Zuwendungen (§§ 2315, 2316, 2052, 2055; BGH NJW 61, 602, 603 [BGH 02.11.1960 - V ZR 124/59]; 84, 487; FamRZ 65, 135) sowie über pflichtteilsergänzungspflichtige Schenkungen (§ 2325; BGH NJW 81, 2051, 2052 [BGH 04.12.1980 - IVa ZR 46/80]; 12, 2730, 2731 [BGH 23.05.2012 - IV ZR 250/11]; Saarb ZEV 20, 297 [OLG Saarbrücken 06.09.2019 - 5 W 45/19] Rz 11; Köln ZEV 05, 398, 399 [OLG Köln 13.10.2004 - 2 U 85/04]; Frankf ZEV 11, 379), es sei denn, es wird nur ein ordentlicher Pflichtteilsanspruch verfolgt (Celle NJW-RR 05, 1374). Dabei ist auch über die Person des Zuwendungsempfängers und bei Verträgen zugunsten Dritter über das Zuwendungsverhältnis Auskunft zu geben (Karlsr FamRZ 00, 917, 918; BeckOKBGB/Müller Rz 13). Sie ist auch über unbenannte Zuwendungen (Gottwald Rz 5; vgl BGH NJW 92, 564 [BGH 27.11.1991 - IV ZR 164/90]), Pflicht- und Anstandsschenkungen (BGH NJW 62, 245; Hamm ZEV 21, 576 [OLG Hamm 09.03.2021 - 10 U 90/20] Rz 11; Gottwald Rz 4) und Ausstattungsversprechen eines Stifters (LG Baden-Baden ZEV 99, 152) zu erteilen. Eine solche Schenkung muss nicht feststehen. Es müssen zur Vermeidung reine Verdachtsausforschung nur gewisse Anhaltspunkte für sie bestehen (Ddorf ZEV 95, 410, 413; FamRZ 99, 1546; Schlesw 3.2.09 – 3 U 54/08; aA Frankf ZEV 11, 379). Ist die Einordnung einer Zuwendung zweifelhaft, müssen alle zur Beurteilung, ob ein Pflichtteilsanspruch besteht, bedeutsamen Umstände mitgeteilt werden (BGH NJW 62, 245, 246 [BGH 18.10.1961 - V ZR 192/60]; 84, 487, 488 [BGH 09.11.1983 - IVa ZR 151/82]). Ist beim verheirateten Erblasser der Güterstand für den Pflichtteil relevant, muss insoweit Auskunft gegeben werden (Ddorf NJW 96, 3156 [OLG Düsseldorf 31.05.1996 - 7 U 120/95]). War der Erblasser im Grundbuch eingetragen, kann der Pflichtteilsberechtigte nach dem Erbfall grds Einsicht in es (Ddorf 4.2.14 – I-3 Wx 15/14: auch bei Widerspruch des Erben; ZEV 11, 44 [OLG Düsseldorf 08.10.2010 - I-3 Wx 209/10]: alle Abteilungen; s.a. aaO, 45; einschr München 13.1.11 – 34 Wx 132/10 beim 70 Jahre zurückliegenden Erbfall) und die Grundakten und Erteilung eines Grundbuchauszugs nebst ggf Kopien (Karlsr 5.9.13 – 11 Wx 57/13: zum Kaufvertrag) verlangen (§§ 12, 12a GBO; KG ZEV 04, 338; München 7.11.12 – 34 Wx 360/12). Auskunft über Gegenansprüche (Zweibr FamRZ 05, 1189) oder vom Gläubiger eines Pflichtteilsberechtigten Einsicht in das Grundbuch des Erblassers vor dem Erbfall (München 17.7.13 – 34 Wx 282/13) kann nicht verlangt werden.