Rn 7
Ist beim Täter ein Bewusstsein der Sittenwidrigkeit nicht erforderlich (s.o. Rn 6), muss er doch in Bezug auf den zugefügten Schaden vorsätzlich gehandelt haben. Bedingter Vorsatz genügt (zB BGHZ 8, 387, 393; NJW 04, 3706, 3710; NJW-RR 09, 1207 Rz 24 mwN; VersR 14, 210 Rz 33; zur Abgrenzung zu nicht vorsätzlichem Handeln BGH NJW 51, 596, 597; BGHZ 147, 269, 278; VersR 13, 200 Rz 32 mwN; zur Aufweichung des Vorsatzerfordernisses etwa Schulteß Originäre außervertragliche Fahrlässigkeitshaftung für reine Vermögensschäden 24, 298 ff), auch für den Teilnehmer (Ddorf BeckRS 09, 6379). Da die Ermittlung des Vorsatzes als innere Tatsache praktisch schwierig sein kann, wird häufig – trotz der grds Trennung von Vorsatz und Bewusstsein der Sittenwidrigkeit – von der Sittenwidrigkeit auf den Vorsatz geschlossen (zB RGZ 90, 106, 109; BGHZ 10, 228, 233; 129, 136, 177 mwN; NJW 00, 2669, 2670; WM 19, 1356 Rz 35 ff). Auch aus leichtfertigem Handeln, das als solches für den Schädiger erkennbar war, kann bedingter Vorsatz abgeleitet werden (zB BGH VersR 79, 283, 284 mwN; NJW-RR 86, 1158, 1159; NJW 91, 3282, 3283; BGHZ 176, 281 Rz 46 – iE abgelehnt; 184, 365 Rz 39; WM 10, 2025 Rz 52; NJW-RR 12, 404 Rz 11; NZG 13, 992 Rz 22 f – iE abgelehnt; 15, 559 Rz 17; 19, 437 Rz 19; vgl aber auch BGH NJW 91, 32, 33; VersR 13, 200 Rz 33 mwN; krit zB Hopt AcP 1983, 608, 633; Grunewald AcP 1987, 285, 306 f; Canaris ZHR 99, 206, 214 f; BeckOGK/Spindler § 826 Rz 20 mwN), auch wenn das leichtfertige Handeln in einem bewussten Sichverschließen vor der Kenntnis von Tatumständen bestand (zB BGHZ 129, 136, 176; 176, 281 Rz 46; 184, 365 Rz 39 mwN; WM 12, 2195 Rz 31).
Rn 8
Bezugspunkte des Vorsatzes sind sowohl das schädigende Verhalten als auch – weitergehend als bei § 823 – der in Betracht kommende Schaden. Erforderlich ist keine detaillierte Kenntnis von Tathergang, Person des Geschädigten und Schaden, wohl aber eine Vorstellung vom Kausalverlauf und möglichen Schadensfolgen (zB BGH NJW 51, 596, 597; 63, 579, 580; BGHZ 108, 134, 143 f; NJW 04, 3706, 3710; Braunschw NJW 07, 607, 608). Der Täter muss auch die Tatumstände, welche die Sittenwidrigkeit seines Handelns begründen, kennen bzw darf sich dieser Kenntnis nicht bewusst verschließen (s nur BGH NJW 94, 2289, 2291 mwN; BGHZ 129, 136, 175 f; 184, 365 Rz 39 mwN; WM 10, 2025 Rz 52; genau genommen handelt es sich hierbei allerdings um ein Beweisproblem, s Staud/Oechsler § 826 Rz 82, 96f). Der Sittenwidrigkeit muss er sich nicht bewusst sein (s.o. Rn 6); insoweit wird die zivilrechtliche Vorsatztheorie eingeschränkt, um den Schwierigkeiten der Fassbarkeit des Sittenverstoßes im Einzelfall Rechnung zu tragen und ein Leerlaufen des § 826 durch Berufung auf einen Irrtum über die Sittenwidrigkeit zu vermeiden (vgl auch Staud/Oechsler § 826 Rz 61 ff; BeckOGK/Spindler § 826 Rz 19). Das ist va für die Rechtsfortbildungsfunktion des § 826 wichtig (Staud/Oechsler § 826 Rz 65) und wird insb bei unrichtigen Auskünften oder Gutachten praktisch relevant.