Dipl.-Rpfl. Joachim Volpert
a) Mehrere Personen als Auftraggeber
Rz. 6
Für eine Erhöhung der Verfahrens- oder Geschäftsgebühr reicht es nicht, dass der Anwalt mehrere Personen als Auftraggeber (Vertragspartner) hat (zur Begrifflichkeit siehe § 7 Rdn 7). Aus den Anmerkungen zu VV 1008 folgt, dass eine Erhöhung (bei Wertgebühren) nur in Betracht kommt, wenn mehrere Personen an der anwaltlichen Tätigkeit gemeinschaftlich beteiligt sind. Der Anwalt muss also (auch) mehrere Mandanten vertreten. Denn die Erhöhung berechnet sich nach dem Betrag (Gegenstandswert), "an dem die Personen gemeinschaftlich beteiligt sind" (Anm. Abs. 2), so dass ohne eine solche Beteiligung keine Erhöhung eintreten kann.
Im Regelfall sind Auftraggeber und Mandanten identisch, also die Mandanten eines Anwalts zugleich auch seine Auftraggeber (eigennützige Beauftragung; vgl. § 7 Rdn 6, 13 ff.).
Rz. 7
VV 1008 findet aber auch dann Anwendung, wenn der Anwalt die Vertretung des neuen Mandanten erst übernommen hat, nachdem der alte Mandant aus dem Verfahren ausgeschieden ist (Parteiwechsel, vgl. auch § 7 Rdn 30).
b) Staatskasse als Auftraggeber
Rz. 8
Wird der Rechtsanwalt gerichtlich beigeordnet oder bestellt (vgl. aber auch § 59a), ist "Auftraggeber" die Staatskasse. Dann liegt zwar nur ein Auftraggeber im weiteren Sinne vor, der jedoch im Interesse verschiedener Personen handelt. Die Beiordnung oder Bestellung durch das Gericht für Mehrere kann gebührenrechtlich aber nicht anders zu behandeln sein als eine unmittelbare Beauftragung durch diese selbst. Nach dem Sinn und Zweck von § 7 ist deshalb darauf abzustellen, wem die Beauftragung nützt. Es ist also bei einer gerichtlichen Beiordnung oder Bestellung für Mehrere von einer Beauftragung durch mehrere Auftraggeber i.S.v. VV 1008 auszugehen. Die Staatskasse ist aber kein für die Berechnung der Gebührenerhöhung nach VV 1008 mit zu berücksichtigender Auftraggeber.
c) Begriff der Personen
Rz. 9
VV 1008 verwendet neben dem Begriff des Auftraggebers auch den der Person. Die Gesetzesbegründung erklärt das Nebeneinander dieser Begriffe wie folgt:
Zitat
"Sind Auftraggeber mehrere Personen, soll es nicht darauf ankommen, ob gegenüber dem Anwalt eine oder mehrere dieser Personen auftreten. Selbst wenn eine Personenmehrheit eine Person bevollmächtigt, gegenüber dem Anwalt aufzutreten, kann dies für den Anwalt zu einem erhöhten Haftungsrisiko führen. Die Neuregelung soll den bestehenden Streit über die Anwendung der Vorschrift beseitigen."
Danach sieht der Gesetzgeber den Sonderfall als regelungsbedürftig an, dass sich die Auftraggeber durch Einzelne von ihnen oder durch eine dritte Person vertreten lassen. Dann soll es für die Erhöhung der Regelgebühren nicht auf die Vertreter-Person(en), sondern auf die Vertretenen ankommen. Das erscheint bei einer Stellvertretung selbstverständlich, lässt hingegen den nach der Interessenlage einschlägigen Sonderfall der Prozessstandschaft ungeregelt.